Bei rheumatischen Erkrankungen bestehen oft Unsicherheiten, ob und welche Komplikationen zu befürchten sind, welche der Medikamente noch weiterhin genommen werden dürfen und welche schädlich für das Ungeborene sind.

 

Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR)

Sie sollten sechs bis acht Wochen vor der Geburt abgesetzt werden, da sie Auswirkungen auf das fetale Herz (Verengung des Ductus Botalli) und die fetale Urinproduktion haben.

 

 

Glukokortikosteroide (Cortison)

Die Tagesdosis sollte so niedrig wie möglich sein, weil sonst die Nebenwirkungen bei der Mutter (Bluthochdruck, Präeklampsie, Diabetes mellitus) und dem Kind (niedriges Geburtsgewicht) zu stark sind.

 

 

Basistherapeutika

Antimalariamittel, Hydoxychloroquin und Sulphasalazin können im Notfall (SLE und sehr aktive RA) weiter genommen werden. Azathioprin und Cyclosporin können bei besonderer Situation sogar im ersten Schwangerschaftsdrittel verschrieben werden. Gold und Leflunomid sollte nicht mehr eingesetzt werden.

TNF-Hemmer. Sie sind noch zu neu, um abschließend beurteilt zu werden. Sie sollten vorsichtshalber in der Schwangerschaft nicht eingenommen werden.

 

 

Zytostatika

Methotrexat und Cyclophosphamid müssen spätestens drei Monate vor einer geplanten Schwangerschaft abgesetzt werden.

 

 

Rheumatoide Arthritis (RA)

Betroffen sind bei dieser Rheumaform v.a. die Gelenke der Hände und Füße. Bei Schwangeren tritt oft eine eindrückliche Verbesserung der Symptome ein, die meist schon im ersten Drittel beginnt und erfahrungsgemäß auch in nachfolgenden Schwangerschaften beobachtet wird. In den ersten drei bis sechs Monaten nach der Geburt muss allerdings mit einem Wiederaufflammen der Arthritis gerechnet werden, und dies unabhängig davon, ob noch gestillt wird oder die Menstruation schon wieder eingesetzt hat. Die RA erhöht weder das Risiko für Fehlgeburten oder Frühgeburten noch wirkt sie sich auf das Geburtsgewicht des Kindes aus. Einer vaginalen Entbindung steht auch nichts im Wege.

 

 

Spondylitis ankylans (SA)

Die Beschwerden bei dieser rheumatischen Erkrankung bleiben in der Schwangerschaft meistens unverändert. Erst im letzten Drittel kann eine Besserung eintreten. Kontrolliert werden muss, ob es zu einer behandlungsbedürftigen Komplikation am Auge, der akuten Uveitis (Iritis, Iridozyklitis) kommt. Der Schwangerschaftsverlauf selbst ist aber normalerweise unproblematisch. Die Geburt ist auch bei aktiver Arthritis oder einer Versteifung der Beckengelenke auf normalem Wege, also vaginal, möglich, sofern das Kind nicht zu groß ist. Vier bis zwölf Wochen nach der Geburt kommt es bei den meisten Frauen zu einer Verschlimmerung der Beschwerden.

 

 

Systemischer Lupus erythematodes (SLE)

Der "Lupus" ist eine schubweise verlaufende, chronisch-entzündliche Autoimmun-Erkrankung mit Befall zahlreicher Organe. Gelenkbeschwerden sind häufig das erste Symptom, die schmetterlingsförmige Rötung an Wangen und Nasenrücken das auffallendste Zeichen.

Während der Schwangerschaft und auch im Wochenbett kann die Erkrankung einen neuen Schub bekommen, v.a. wenn zu Beginn der Schwangerschaft eine aktive Phase schon bestand. Betroffen sind meist dieselben Organsysteme.

Schwangerschaftskomplikationen sind etwas häufiger (Fehlgeburten, intrauterine Wachstumsstörungen und Frühgeburten).

Früher hat man LSE-Patientinnen mit Nierenentzündung (Lupus-Nephritis) von einer Schwangerschaft abgeraten. Dazu besteht heute kein Grund mehr, vorausgesetzt, die Nierenfunktion und der Blutdruck sind in Ordnung. Allerdings besteht ein erhöhtes Risiko für eine Präeklampsie, weshalb engmaschige Kontrollen notwendig sind.

Bei LSE-Patientinnen mit Ro- und La-Antikörpern im Blut können diese vorgeburtlich auf das Kind übertragen werden und zu einem neonatalen Lupussyndrom führen, was allerdings sehr selten ist.

 

Ein weiterer Sonderfall sind SLE-Schwangere mit dem Antiphospholipidsyndrom, die zu Thrombosen, Fehlgeburten und Frühgeburten neigen. Dann ist eventuell eine Behandlung mit dem Blutverdünner Heparin oder Acetylsalicylsäure notwendig.

 

 

Systemische Sklerose (SS)

Da die Erkrankung meist erst um das 40. Lebensjahr beginnt, ist eine Schwangerschaft bei SS-Patientinnen eher selten. Solange keine pulmonale Hypertension (Lungenhochdruck) oder Nierenerkrankung vorliegt, gibt es keinen Grund, der gegen einen Kinderwunsch spricht.

Die Schwangere sollte dann aber engmaschig überwacht werden, weil bestehende Symptome (z. B. der Ösophagus-Reflux) sich verstärken können.