Auch mit der besten Vorbereitung sind unter der Geburt u. U. Interventionen und medizinische Hilfe notwendig. Informationen zur Frühgeburt sowie zum Kaiserschnitt geben Ihnen Einblicke und sollen helfen die Geburt Ihres Kindes, die vielleicht nicht nach Ihren Vorstellungen oder Wünschen verläuft, besser zu verstehen.

 

Beschrieben werden an dieser Stelle verschiedene Komplikationen, wie:

 

 

Wenn es Ihrem Baby aufgrund einer akuten oder chronischen Mangelversorgung vor und während der Geburt schecht geht, wird in der Fachsprache mit dem englischen Begriff fetal distress bezeichnet.

 

Die Gründe für eine Mangelversorgung sind komplex, am häufigsten wird dieses Phänomen aber durch mangelhafte Sauerstoffzufuhr zum Baby verursacht. Das passiert, wenn die Plazenta nicht richtig arbeitet oder sich schon von der Gebärmutterwand ablöst die Gebärmutter sich zu fest oder zu häufig zusammenzieht und so die Sauerstoffzufuhr von der Plazenta zum Baby während der Geburt nicht funktioniert. Zu einer Unterversorgung des Babys kann es auch dann kommen, wenn der kindliche Kopf zu groß für das Becken der Mutter ist oder wenn die Nabelschnur während der Wehen eingeklemmt oder gequetscht wird. 

 

Während der Wehen kommt es oft zu einer Verlangsamung oder einem Abfallen der Herzfrequenz (bei 80 Prozent der Geburten, die per CTG überwacht werden). Dies liegt nur selten an einer fetalen Mangelversorgung.

 

Ihre Hebamme bzw. der Arzt, die Ärztin werden Ihnen die Untersuchungsergebnisse erklären und mit Ihnen gemeinsam eine eventuelle Komplikation besprechen. Wenn ein Kaiserschnitt oder eine instrumentelle Entbindung aufgrund einer fetalen Mangelversorgung durchgeführt wurden, wird der Sauerstoffgehalt im Blut des Babys in der Nabelschnur oder der Plazenta überwacht. Die meisten Babys erholen sich nach der Entbindung gut und ohne langfristige Folgen. In einigen Fällen jedoch muss das Baby zunächst auf einer Intensivstation überwacht werden.

 

 

Blutungen während der Geburt

Ein geringer Blutverlust ist bei jeder Entbindung normal. Eine Frau kann bei der Entbindung sogar bis zu 15 PRozent ihrer Blutmenge verlieren, ohne dass ihre Blutbildwerte sinken oder eine Blutarmut entsteht. Vor der Geburt können leichte Blutungen vom Muttermund ausgehen und sind manchmal nur eine etwas stärkere Form des so genannten Zeichnens.

 

Andererseits können intrapartale Hämorrhagien, während der Wehen auftretende stärkere Blutungen, eine ernsthafte Gefahr darstellen, die sofort ärztlich behandelt werden muss. Sie können vor allem durch Plazentakomplikationen, entweder durch eine vorzeitige Plazentalösung von der Gebärmutterwand oder durch eine vor dem Muttermund liegende Plazenta (Placenta praevia), verursacht werden. Da eine Placenta praevia heute normalerweise bei einer Ultraschalluntersuchung festgestellt wird, werden die meisten Fälle vor dem Einsetzen der Wehen diagnostiziert. Die Entbindung sollte dann vorsichtshalber mittels Kaiserschnitt erfolgen.

 

Starke Blutungen während der Wehen sind daher wahrscheinlich eher auf eine vorzeitige Plazentalösung, auch Ablatio placentae genannt, zurückzuführen, die zudem Schmerzen im Unterleib und eine fetale Mangelversorgung verursachen kann. Bei starken Blutungen ist manchmal eine Bluttransfusion notwendig. Elektrolyte und andere Flüssigkeiten werden intravenös zugeführt, Blutdruck und Puls werden beobachtet. Oft ist ein Kaiserschnitt nicht zu vermeiden. Wenn die Blutungen nur leicht sind, kann man abwarten und insbesondere die Stärke der Blutung, die Herztöne des Babys und den Verlauf der Wehentätigkeit sorgfältig überwachen. Eine weitere Geburtskomplikation sind Blutungen in der Nachgeburtsphase.

 

 

Plazentakomplikationen

Es gibt Komplikationen unter der Geburt, die durch die Plazenta verursacht und sowohl für die Mutter als auch für das Baby sehr gefährlich werden können.

 

Wenn die Plazenta im unteren Teil der Gebärmutter neben oder über dem Muttermund liegt und somit dem Baby den Ausgang versperrt, ist ein Kaiserschnitt nicht zu umgehen. Die Kontraktionen der Gebärmutter und die Erweiterung des Muttermundes können in diesem Fall zu starken Plazentablutungen führen. Diese massiven Blutungen können für die Mutter lebensbedrohlich werden. Das Risiko für das Baby ist in solch einem Fall eher gering, es sei denn die Mutter verliert extrem viel Blut oder das Baby muss vorzeitig geholt werden.

 

Bei einer vorzeitigen Plazentalösung (auch Abruptio placentae oder Ablatio placentae) löst sich die Plazenta noch vor der Geburt des Kindes großflächig von der Gebärmutterwand ab. Es wird ebenfalls ein Kaiserschnitt durchgeführt, da das Baby sonst in eine Sauerstoffmangelversorgung geraten könnte.

 

Eine weitere Komplikation kann in der Nachgeburtsphase auftreten, wenn die Plazenta sich nur teilweise oder gar nicht von der Gebärmutterwand löst (eingewachsene Plazenta, Placenta accreta). Wegen der enormen Blutungsgefahr muss umgehend eine manuelle Nachtastung oder eine operative Lösung durchgeführt werden.

 

 

Beckenend- oder Steisslage

Normalerweise wird das Kind mit dem Köpfchen zuerst geboren. Es ist der grösste und gleichzeitig auch der härteste, am wenigsten verformbare Teil und weitet die Geburtswege so auf, dass der restliche Körper nach der Geburt des Kopfes ganz leicht herausgleiten kann.

 

Hat Ihr Baby sich in den letzten 3 bis 4 Wochen der Schwangerschaft noch nicht mit dem Köpfchen nach unten (Vertex) eingestellt und eine äußere Wendung oder ein alternativer Wendungsversuch ohne Erfolg geblieben, bleibt Ihr Baby wahrscheinlich bis zur Geburt in der Steisslage. Es sitzt dann sozusagen im Schneidersitz auf dem Gebärmutterhals, die Knie gebeugt und die Fersen am Po. Das kommt bei ca. 2 bis 3 Prozent aller Geburten vor. Durch Abtasten von aussen oder durch eine Ultraschalluntersuchung genau die Lage des Kindes feststellen werden.

 

Beckenendlagen findet man etwas häufiger bei:

 

  • Frauen, die schon geboren haben,
  • Mehrlingen,
  • zuviel oder zuwenig Fruchtwasser (Oligohydramnion oder Polyhydramnion),
  • angeborenen Gebärmutter-Fehlbildungen,
  • Gebärmuttermyomen,
  • tief- oder vorliegender Plazenta (Placenta praevia) sowie
  • Frühgeburten
 

Sprechen Sie mit Ihrem Frauenarzt, Ihrer Frauenärztin besprechen, ob es vertretbar ist, das Kind aus der Steisslage vaginal zu gebären. Zwar kann sich jedes Kind noch theoretisch bis zum Wehenbeginn in die Schädellage drehen, aber es wird mit jedem Tag unwahrscheinlicher.

 

Bei Risiken für eine vaginalen Geburt, wird meisten ein Kaiserschnitt empfohlen, zum Beispiel bei einer Frühgeburt, wenn das Baby zu klein oder zu gross ist oder die Füsse oder die Nabelschnur bei der Geburt zuerst erscheinen würden. Auch ein zu enges Becken der Mutter ist ein guter Grund, einen Kaiserschnitt zu empfehlen.

 

Eine vaginale Steisslagengeburt ist immer komplizierter als eine Schädellagengeburt. Es besteht ein etwas erhöhtes Risiko, dass das Baby verletzt oder geschädigt wird. Für einen notfallmäßigen Kaiserschnitt sollte alles bereit sein. Auch eine Epiduralanästhesie ist in diesem Fall üblich. 

Handelt es sich um Ihre erste Geburt, ist sehr wahrscheinlich auch eine Episiotomie (Dammschnitt) notwendig, um den Durchtritt des Köpfchens zu erleichtern. Ihre Hebamme, Ihr Geburtshelfer oder Ihre Geburtshelferin wird den Kopf des Babys entweder mit den Händen oder, was sehr selten der Fall sein dürfte, mit einer Zange sanft aus der Scheide holen. Bei einer Beckenendlagengeburt muss das Kind ständig überwacht werden, damit bei den geringsten Anzeichen eines Sauerstoffmangels eingegriffen werden kann. Bei einer Querlage, Schräglage oder noch selteneren geburtswidrigen Lagen des Kindes wird in der Regel automatisch ein Kaiserschnitt durchgeführt.

 

 

Wehenschwäche

Es gibt verschiedene Gründe für einen mangelnden Geburtsfortschritt. Als Wehenschwäche oder Wehendystokie bezeichnet man eine verlängerte Geburtsdauer, wenn sich z. B. der Muttermund nicht öffnet oder nur langsam erweitert, die Gebärmutterkontraktionen nicht effektiv oder nicht ausreichend, zu schwach und unregelmässig sind oder sogar ganz aufhören. Grund dafür kann auch ein relatives Missverhältnis zwischen der Größe des Kindes und dem mütterlichen Becken sein.

 

Dauern die Wehen zu lange, sind manche Mütter spätestens in der Austreibungsphase so erschöpft, dass sie nicht mehr die nötige Kraft und Energie zum Pressen aufbringen. Im Endstadium der Geburt wird dann möglicherweise eine Saugglocke oder eine geburtshilfliche Zange eingesetzt, wenn der Kopf des Babys erscheint.

 

In anderen Situationen, in denen die Entbindung sehr langsam verläuft, müssen die Wehen verstärkt werden. Dies kann entweder hormonell über eine intravenöse Infusion oder mit einer Blasensprengung manipuliert werden. Bei Müttern, die zu lange in den Wehen liegen, können Komplikationen wie Pyrexie (hohe Temperatur) auftreten. Falls sich der Geburtsprozess immer noch nicht beschleunigt, zum Beispiel dann, wenn sich der Gebärmutterhals zwar auf 3 bis 4 cm geöffnet hat, sich aber zwei bis vier Stunden nach Prostaglandingabe nicht weiter dehnt, ist gegebenenfalls ein Kaiserschnitt (in der Eröffnungsphase) die beste Lösung.

 

 

Geburtsstillstand

Komplikationen können auch ohne vorher absehbare Risiken plötzlich während der Wehen auftreten. Ist der normale Geburtsverlauf nachhaltig gestört, kann ein Eingriff notwendig werden, wie zum Beispiel der Einsatz einer geburtshilflichen Zange, einer Saugglocke oder auch ein Kaiserschnitt.

 

Während der Wehen überprüfen die Ärzte und/oder die Hebamme durch eine vaginale Untersuchung regelmässig, wie weit sich der Muttermund geöffnet hat. Normalerweise erweitert sich der Muttermund in der aktiven Eröffnungsphase pro Stunde um einen Zentimeter. Dieser Wert schwankt individuell. Bei Müttern, die schon einmal vaginal entbunden haben, erweitert sich der Muttermund meist etwas schneller.

 

Wenn sich der Muttermund nicht weiter öffnet, es zu einem Geburtsstillstand kommt, kann dies folgende Gründe haben:

 

  • Es besteht ein "relatives Missverhältnis" zwischen der Größe des Babys der Größe des Becken der Mutter.
  • Die Kontraktionen im Uterus sind nicht stark genug, um das Baby nach unten zu pressen.
  • Der Kopf des Babys drückt nicht genügend auf den Muttermund, weil eine regelwidrige Kindslage besteht.

 

 

Geburt mit der Saugglocke (Vakuum)

Die Saugglockengeburt, in der Medizin auch als Vakuumextraktion bekannt, wird mit einer flachen, kelchförmigen Saugglocke. Diese ist mit einer Vakuumflasche oder einem Sauggerät verbunden und wird auf die Kopfhaut des Kindes gesetzt. Der Vakuumextraktor übt einen leichten Sog auf den Kopf aus. Dadurch wird das Baby sanft aus der Scheide herausgezogen, während die Frau presst. Die Saugglocke verändert nicht die Form des kindlichen Kopfes. Sie kann aber leichte Schwellungen, einen Bluterguss oder eine Art Blase auf dem Kopf hinterlassen. Solch eine Kopfgeschwulst verschwindet in der Regel nach einigen Tagen von selbst.

 

Der Vakuumextraktor ist im Vergleich zur geburtshilflichen Zange ein etwas sanfteres Hilfsmittel. Die Entbindung verläuft so langsamer, wodurch ein Riss im Genitaltrakt weniger wahrscheinlich ist. Der Vakuumextraktor ist überdies kleiner und handlicher und kann auch ohne Dammschnitt eingesetzt werden. Er verursacht meist weniger Schmerzen und Beschwerden und verletzt oder schädigt die Beckenbodenmuskulatur nicht so stark.

 

 

Zangen-Geburt

Geburtshilfliche Zangen bestehen aus zwei gebogenen Metalllöffeln, vorsichtig in die Scheide eingeführt, den kindlichen Kopf umschließen und ihn vorsichtig aus dem Geburtskanal heraus führen.

Wenn Sie noch keine Epidural- oder Spinalanästhesie bekommen haben, wird wahrscheinlich spätestens vor Einsatz der Zange eine Lokalanästhesie vorgenommen, um den Geburtskanal zu betäuben. Zudem ist häufig eine Episiotomie (Dammschnitt) nötig, wenn das Köpfchen geboren wird. Eventuell wird auch die Harnblase über einen Katheter entleert. Während die Beine in erhöht angebrachten Halterungen ruhen, pressen Sie weiter und Ihr Frauenarzt, Ihre Frauenärztin führt den Kopf Ihres Babys sanft, aber stetig, mit der Zange heraus. Wenn der Kopf durchgetreten ist, kann der restliche Körper ohne instrumentelle Hilfestellung geboren werden.

 

Die Zange kann nur nach der Eröffnungsphase verwendet werden, wenn der Muttermund vollständig erweitert ist und der Kopf des Babys im Becken oder dem Geburtskanal steht. Eine Zangengeburt hinterlässt oft rote Markierungen auf den Schädelseiten, die jedoch bald wieder verschwinden. Eine Zangengeburt kann einen Kaiserschnitt verhindern, wenn z.B. das Baby im Becken stecken geblieben ist. Zudem ist diese Methode meist schneller und komplikationsärmer als ein Kaiserschnitt.