Gut zu wissen

 

Hier werden einige Gewebe und Fremdwörter die in der Schwangerschaft von Bedeutung sind erklärt. Außerdem sind Hinweise auf mögliche Besonderheiten und Komplikationen zu den einzelnen Geweben enthalten.

 

 

Die Gebärmutter

Die Gebärmutter (der Uterus) ist in ihrem Inneren von der Fruchtblase, ausgekleidet. Der untere, schmale Teil wird Gebärmutterhals (Zervix oder Cervix) genannt, der obere weite Teil ist der Gebärmutterkörper (Corpus bzw. im obersten Teil Fundus). Die Zervix ist etwa 4 cm lang und in der Schwangerschaft fest verschlossen, um das heranwachsende Baby zu schützen und zu halten. Zudem sorgt das Hormon Progesteron dafür, dass sich der Schleim am Muttermund verdickt und einen Pfropf bildet, der den Gebärmuttermund (die Portio) verschließt. Erst in den letzten Wochen vor der Geburt, manchmal sogar erst unter den Wehen, wird die Zervix kürzer und weiter, und der Schleimpfropf wird abgestoßen. Verkürzt und öffnet sich die Zervix allerdings schon früher, was man als Zervixinsuffizienz oder Muttermundschwäche bezeichnet, besteht ein Infektions- und Frühgeburtsrisiko.

 

Etwa eine Woche nach der Empfängnis nistet sich die Eizelle in der Gebärmutterwand ein, die als Vorbereitung auf diese so genannte Nidation (Einnistung) bereits aufgelockert ist. Es kann jedoch vorkommen, dass sich eine Eizelle an einer anderen Stelle einnistet, wie beispielsweise in einem der beiden Eileiter. In diesem Fall spricht man von einer extrauterinen Schwangerschaft. Extrauterine Schwangerschaften müssen umgehend medizinisch behandelt werden. Erste Anzeichen sind Blutungen sowie Schmerzen, die in der einen Unterleibsseite stärker zu spüren sind als in der anderen. Unmittelbar nach dem Einnisten beginnt die Gebärmutter, sich zu vergrößern. Wahrnehmen werden Sie die Gebärmutter aber in der Regel erst am Ende des ersten Trimenons, wenn sie über die Schambeinfuge hinauswächst. Dies wird in etwa ab der 16. Schwangerschaftswoche sein.

 

Zum Ende des zweiten und zu Beginn des dritten Trimenons wölbt sich bei vielen Frauen durch den Druck der Gebärmutter der Bauchnabel etwas hervor, was sich jedoch nach der Geburt wieder zurückbildet. Darüber hinaus sind in diesem Stadium zunehmend kurze, schmerzlose Kontraktionen der Gebärmutter zu spüren, so genannte Vorwehen, die die Durchblutung fördern und den Körper auf die echten Wehen vorbereiten. Nicht selten findet man bei den Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft Myome der Gebärmutterwand, die aber in den meisten Fällen keine negativen Auswirkungen auf den Schwangerschaftsverlauf haben.

 

Der Mutterkuchen / die Plazenta

Die Plazenta, der Mutterkuchen, besteht aus dunkelrotem, schwammigem Gewebe mit bäumchenartig verzweigten großen und kleinen Blutgefäßen. Über die Nabelschnur ist sie mit dem ungeborenen Kind verbunden. Gegen Ende der Schwangerschaft ist die Plazenta etwa tellergroß, 3 cm dick und ca. 500 g schwer.

 

Die Plazenta versorgt Ihr heranwachsendes Kind über die vielen Blutgefäße mit Nährstoffen und Sauerstoff. Über die so genannte "Plazentaschranke" werden viele Schadstoffe und Krankheitserreger vom Kind ferngehalten - allerdings leider nicht alle, deshalb sollte sich jede Schwangere sehr gesundheitsbewusst ernähren und sich vor umweltbedingten Risiken schützen. Als zusätzliche Funktion produziert die Plazenta einige für den Ablauf der Schwangerschaft wichtige Hormone, wie das HCG, auf das der Schwangerschaftstest reagiert.

 

Jede Störung der normalen Plazentafunktion kann die gesunde Entwicklung Ihres Kindes gefährden. Bei den Ultraschalluntersuchungen wird dann meist eine Wachstumsstörung beim Ungeborenen entdeckt. Spezialisierte weitergehende Untersuchungen (z.B. mit Doppler-Ultraschall) klären die Ursache dafür ab, damit geeignete Maßnahmen die kindliche Versorgung verbessern können. Oft reicht schon ein wenig körperliche Schonung aus, damit der Mutterkuchen besser durchblutet wird.

 

Bei einer vorzeitigen Ablösung der Plazenta von der Gebärmutterwand oder einer tiefliegenden oder sogar vor dem inneren Muttermund liegenden Plazenta kann es gefährlich werden. Während ersteres plötzlich ohne Vorwarnung passieren kann, kann eine tiefliegende oder vorliegende Plazenta normalerweise bei der Ultraschalluntersuchung gut sichtbar gemacht werden. Verständigen Sie unverzüglich Ihren Frauenarzt/Ihre Frauenärztin oder Ihre Hebamme, wenn Sie in der Spätschwangerschaft Schmerzen bzw. Blutungen haben.

 

Der Mutterkuchen wird als sogenannte Nachgeburt zusammen mit der Nabelschnur und den Eihäuten von der Gebärmutter kurz nach der Geburt ausgestoßen. Die hierfür nötigen Kontraktionen sind zwar schmerzhaft, aber nicht vergleichbar mit den Wehen. Der Frauenarzt bzw. die Frauenärztin oder Hebamme untersucht die Form, das Gewicht und das Aussehen der Plazenta nach der Geburt sehr genau. Falls sie nicht vollständig ausgestoßen wurde, müssen die Reste operativ entfernt werden, da sie sonst zu gefährlichen Blutungen und Infektionen führen können. Zudem wird noch auf Verkalkungen in der Plazenta geachtet, die z.B. bei Raucherinnen häufiger sind und eine verminderte Funktion des Mutterkuchens anzeigen. Danach wird die Plazenta entsorgt.

 

Die Nabelschnur

Nabelschnurblutentnahme nach einer Geburt
Nabelschnurblutentnahme nach einer Geburt (Quelle: swissmom.ch)

Die Nabelschnur ist gegen Ende der Schwangerschaft ca. 50 cm lang und verbindet Mutter (d.h. die Plazenta) und Kind. Sie ist spiralförmig gedreht, ca. 15 mm dick und besteht aus drei Blutgefäßen (zwei Arterien und eine Vene), die durch eine gallertige Umhüllung gegen Druck und Abknickung geschützt sind. So ist es in den allermeisten Fällen auch nicht gefährlich, wenn das Kind mit der Nabelschnur um den Hals geboren wird, also mit einer so genannten Nabelschnurumschlingung. Dennoch kann es gelegentlich zu Notfallsituationen kommen, wenn unter der Geburt ein fester Knoten entsteht oder ein Teil der Nabelschnur vorausgeht und durch den Druck des kindlichen Köpfchens oder anderer Kindsteile abgeklemmt wird, wie das z.B. beim heftigen Abgang von Fruchtwasser passieren kann. Das Kind könnte in Sauerstoffnot geraten und muss möglichst schnell zur Welt kommen.

 

Die Nabelschnur ist für Ihr Baby lebenswichtig, da über sie die Versorgung mit den notwendigen Nährstoffen sowie der Abtransport von Abfallstoffen erfolgt. Blut mit Nährstoffen und Sauerstoff fließt von Ihnen durch die Nabelschnurvene zu Ihrem Baby, während die Abfallstoffe Ihres Kindes über die beiden Arterien abgeleitet und dann von Ihrem Organismus verarbeitet und ausgeschieden werden. Aber auch andere Stoffe werden über die Nabelschnur zum Kind transportiert, weshalb es wichtig ist, dass Sie bestimmte Risiken vermeiden. Sie sollten zum Beispiel nicht rauchen, keinen Alkohol trinken und Infektionen vermeiden, da all dies Ihr Baby schädigen kann. Das Risiko einer Fehlbildung ist in der Frühphase der Schwangerschaft besonders hoch.

 

In der Regel wird die Nabelschnur heute gleich nach der Geburt abgeklemmt. Man kann die Nabelschnur aber auch noch teilweise auspulsieren lassen, damit das Kind noch etwas mehr Sauerstoff und Blut von der Plazenta mit bekommt. Nach einigen Minuten hat sich der kleine Organismus von alleine umgestellt und die Nabelschnur kann zwischen zwei Klemmen durchtrennt werden. Danach wird die Nabelschnur normalerweise zusammen mit der Plazenta "entsorgt", also weggeworfen. Da sich aber im Blut der abgetrennten Nabelschnur in hoher Konzentration die sogenannten Stammzellen befinden, die man z.B. bei der Behandlung von bestimmten Krankheiten wie Blutkrebs (Leukämie) einsetzen kann, kann man versuchen, das so genannte Nabelschnurrestblut nach der Geburt zu gewinnen und aufzubewahren. Fragen Sie in Ihrer Geburtsklinik danach und lassen Sie sich beraten.

 

Die Fruchtblase

Die Fruchtblase umgibt das Kind in der Gebärmutter und besteht aus zwei Schichten, dem Chorion und dem Amnion. Beide Schichten zusammen nennt man auch "Eihäute". Sie sind zwar sehr dünn, aber kräftig und sehr elastisch, so dass das Kind sehr gut vor Infektionen geschützt ist.

 

Bei den meisten Schwangeren platzt die Fruchtblase mit Einsetzen der Wehen bzw. nachdem die Wehen begonnen haben. Das Einsetzen der Wehen ist der Geburtsbeginn und gekennzeichnet durch Kontraktionen, Abgang des Schleimpfropfes als blutiger Ausfluss - das so genannte "Zeichnen" - sowie durch das Platzen der Fruchtblase, die das Kind umgibt. Nach dem Blasensprung tritt das Fruchtwasser normalerweise allmählich aus. Sollte Ihre Fruchtblase zu früh platzen, d.h. noch vor Beginn der Wehen, müssen Sie sich sofort mit Ihrem Frauenarzt/Ihrer Frauenärztin oder Ihrer Hebamme in Verbindung setzen, die Sie wahrscheinlich ins Krankenhaus einweisen werden. Bei den allermeisten Frauen, deren Fruchtblase kurz vor dem Geburtstermin vorzeitig platzt, setzen die Wehen innerhalb der nächsten 24 Stunden von selbst ein.

 

Manchmal kann sich ein kleiner Riss in der Fruchtblase zwar von allein wieder verschließen, jedoch muss dann sehr genau überwacht werden, ob sich eine Infektion entwickelt. Möglicherweise müssen Sie auch bis zur Geburt im Krankenhaus bleiben. Normalerweise wird die Geburt in einem solchen Fall nach spätestens 24 Stunden künstlich eingeleitet. Höchstwahrscheinlich werden Ihre Wehen allerdings ohne zusätzliche Maßnahmen innerhalb von 24 Stunden nach Blasensprung von selbst einsetzen.
Die Gabe von Antibiotika erfolgt beim ersten Anzeichen einer Infektion. In diesem Fall ist eine sofortige Geburt wahrscheinlich unvermeidlich. Ein vorzeitiger Blasensprung lange Zeit vor dem Geburtstermin ist selten, muss aber ebenfalls umgehend behandelt werden.

 

Das Fruchtwasser

Ihr Baby fühlt sich im Fruchtwasser sehr wohl. Es ist geschützt vor Druck und Stößen und kann sich darin relativ frei bewegen, bis es so groß geworden ist, dass es eng wird. Die wachsartige, weiße Käseschmiere (Vernix caseosa), von der bei der Geburt häufig noch Reste zu sehen sind, sorgt dafür, dass die Haut im Fruchtwasser nicht zu sehr aufweicht.

 

Gleich nach der Einnistung der befruchteten Eizelle beginnen die winzigen Häute der Fruchtblase mit der Produktion von Fruchtwasser. Ab der 14. Lebenswoche trinkt das Ungeborene Fruchtwasser in kleinen Schlucken und scheidet es über seine Nieren und Harnblase wieder aus. Gegen Ende der Schwangerschaft wird das Fruchtwasser etwa alle drei Stunden komplett ausgetauscht. Der Fruchtwasser-Kreislauf trainiert so schon vor der Geburt die Nieren- und Schluckfunktion.

 

Störungen in diesem Kreislauf sind im Ultraschall meist gut erkennbar und deuten auf eine fetale Fehlbildung im Verdauungs- oder Harntrakt hin: Zu viel Fruchtwasser (Polyhydramnion oder Hydramnion) bedeutet, dass die Aufnahme des Fruchtwassers blockiert ist, zum Beispiel durch eine Speiseröhrenverengung. Zu wenig Fruchtwasser (Oligohydramnion) kann bedeuten, dass die Nieren nicht gut arbeiten oder ein Hindernis beim Urinabfluss besteht.

 

Die normale Fruchtwassermenge liegt in der 10. Woche bei ca. 30 ml, in der 20. Woche bei ca. 350-500 ml und in der 36. Woche bei 1000 bis 1500 ml. Danach verringert sich die Fruchtwassermenge mit jeder Woche um ca. 100 ml. Normales Fruchtwasser sieht gelblich-klar aus. Am Geburtstermin ist es allerdings durch die enthaltenen Vernixflocken oft gelblich-trüb.

 

Die Bestandteile des Fruchtwassers spielen auch eine große Rolle bei der vorgeburtlichen (pränatalen) Diagnostik: Abgeschilferte Hautzellen des Föten, die im Fruchtwasser schwimmen, können bei der Amniozentese (Fruchtwasserpunktion) mit dem Fruchtwasser entnommen und auf ihren Chromosomensatz hin untersucht werden. So erhält man Auskunft über eine Chromosomenstörung des Ungeborenen. Untersucht man die Phospholipide im Fruchtwasser, kann man die fötale Lungenreife abschätzen. Das ist besonders dann eine wichtige Bestimmung, wenn es um die Therapie vorzeitiger Wehentätigkeit, den Einsatz von Corticosteroiden und die Verhinderung einer Frühgeburt  geht. Bei einer Blutgruppenunverträglichkeit (z.B. des Rhesus-Faktors) kann an der Konzentration des Bilirubins im Fruchtwasser erkannt werden, wie gefährdet das Ungeborene ist. Die Erreger verschiedener intrauterin erworbener Infektionen, etwa Toxoplasmose und Listeriose, können ebenfalls im Fruchtwasser nachgewiesen werden.