Jetzt bin ICH groß!

 

Die Entwicklungschritte im zweiten Lebensjahr waren enorm: Ihr Kind kann hüpfen, auf Zehenspitzen gehen, auf einem Fuß das Gleichgewicht halten, in die Pedale seines Dreirads treten, mit Klötzen hohe Türme bauen, Puzzle zusammensetzen und vieles mehr.

 

Auch seine Malkünste, die es vor einem Jahr begonnen hat, sind ausgereifter: Es kann Farben unterscheiden und zeichnen. Bald also wird Ihr Kind die ersten Menschen (so genannte Kopffüssler) zeichnen. Die Gesellschaft anderer Kinder regt Ihr Kind sehr an - auch wenn es noch nicht immer mit ihnen spielen will. Seine Feinmotorik ist so ausgereift, dass es Perlen auf eine Schnur ziehen kann.

 

Seit seinem 2. Geburtstag hat Ihr Kind auch andere große Fortschritte gemacht: Es ist dabei, seine Trotzphase hinter sich zu lassen. Doch noch immer ist die Wahrnehmung seines eigenen ICH groß - und entsprechend verhält sich Ihr Kind auch. Mit 3 Jahren hat Ihr Kind auch die Vorstellung, dass es jetzt "groß" sei.

 

Die sprachliche Entwicklung

Der Wortschatz Ihres Kindes  ist jetzt schon immens. Es braucht die ständige Kommunikation mit Ihnen und auch anderen Personen in seiner Umwelt, um das Erlernte anzuwenden.  Es ist jetzt in der Lage, ganze Sätze zu formulieren. Der ausgedehnte Wortschatz hilft auch, dass Ihr Kind anfängliches Summen in richtiges Singen umwandelt.

 

 

Die psychische Entwicklung 

Ihr Kind ist noch immer ängstlich. Es fürchtet sich vor allem und jedem: Vor Dunkelheit, vor Tieren, vor Stürzen und so weiter. Achten Sie darauf, dass Sie die Ängste Ihres Kindes nicht schüren, denn wenn es seine Ängste selber meistert, macht es Fortschritte und kann sich so neuen Herausforderungen stellen. Vor allem nachts wird Ihr Kind immer wieder aufwachen, nach Ihnen verlangen oder versuchen, in Ihr Bett zu gelangen. Helfen Sie Ihrem Kind, in dem Sie in seinem Zimmer ein schwaches Licht brennen lassen oder die Tür zum beleuchteten Gang offen halten.

 

 

Regeln, Grenzen und Rituale 

Die wichtigsten Voraussetzungen für die gesunde Entwicklung Ihres Kindes sind viel Liebe und das Gefühl der Geborgenheit. Im alltäglichen Zusammenleben mit den Kleinen sind Eltern aber sehr oft mit Situationen konfrontiert, die bewusstes und vor allen Dingen auch konsequentes Verhalten erfordern. Ein konsequenter Erziehungsstil ist der Mittelweg zwischen Strenge und autoritärem Verhalten einerseits und der nachgebenden und verwöhnenden Erziehung andererseits.

 

Elterliche Konsequenz bedeutet:

  • Kindern eindeutige und nachvollziehbare Verhaltensweisen zu zeigen, die sich nicht von heute auf morgen ändern und nach Lust, Laune und Tagesform so oder anders ausfallen
  • konkrete, verständliche Regeln und Forderungen vorgeben, die eingehalten werden müssen
  • Grenzen zu setzen, die klar benannt werden

 

Ein nicht erlaubtes Benehmen sollte Konsequenzen haben, die dem Kind mitgeteilt und in aller Konsequenz auch angewendet werden. Hat ein Kind sich nicht an die Regeln gehalten und Verbote missachtet, sollte es die Konsequenzen spüren und merken, dass es für sein Verhalten die Verantwortung übernehmen muss.

Immer wieder zu drohen und dann doch nicht zu handeln, wird Kinder zuerst verunsichern und dann dazu verleiten, Verbotenes trotzdem zu tun.

 

Wichtig ist uneingeschränkter Gehorsam vor allem dort, wo andernfalls die Gesundheit der Kleinen gefährdet wäre, z.B. im Straßenverkehr. Auch auf die Bedürfnisse der Eltern und anderer Familienmitglieder muss ein Kind lernen, Rücksicht zu nehmen.

 

Rituale helfen vor allem den Kleinen, bestimmte Verhaltensweisen einzuüben. Wichtig dabei sind z.B. regelmäßige Zeiten und ein bestimmter Ablauf beim Zubettgehen, gemeinsame Mahlzeiten, bei denen gute Tischsitten vorgelebt und gefordert werden.

 

Ein Kind braucht verlässliche Eltern, denen es vertrauen kann, doch häufig wechselnde Reaktionen erschüttern dieses Vertrauen und Kinder wissen nach einiger Zeit gar nicht mehr, woran sie sind. Sie sind verwirrt und es fehlt ihnen der verlässliche Rahmen, an dem sie sich orientieren können. So kann es dazu kommen, dass sie die Wünsche und Forderungen der Eltern bald nicht mehr ernst nehmen und kaum darauf reagieren.

 

Eltern, die sinnvolle Regeln aufgestellt haben,

  • erklären ihren Kindern, warum sie sich daran zu halten haben
  • lassen sich auch nicht durch Geschrei und Quengeln vom erwarteten Gehorsam abbringen
  • erwarten Respekt, respektieren aber auch die Persönlichkeit des Kindes
  • geben klare, aber nicht aggressive Anweisungen
  • haben keine Angst vor Konflikten
  • sind trotz aller Festigkeit in der Lage, Flexibilität und Ausnahmen zuzulassen, wenn es die Situation erfordert
  • haben den Mut, Grenzen und Regeln anzupassen und zu verhandeln, wenn die Kinder älter werden
  • loben oder belohnen positives Verhalten
  • zeigen dem Kind immer wieder Zuneigung und Wärme

 

Grenzen zu setzen in der Erziehung wird heute von Pädagogen und Kinderpsychologen ganz klar gefordert. Die Klarheit eines "Nein" und  verlässliche Regeln bedeuten aber nicht, die Freiräume für die Kinder ständig einzuschränken und niemals die kleinste Ausnahme zuzulassen.

 

Menschliche Wärme, liebevolle Zuwendung und einsehbare Regeln, die möglichst ruhig, aber bestimmt durchgesetzt werden und dabei die Persönlichkeit des Kindes und seine Bedürfnisse respektieren, helfen Ihren Kindern wohl am ehesten in eine glückliche und zufriedene Zukunft.