Kinderlebensmittel - das Beste für mein Kind?

„Kinderlebensmittel“ - sind sie wirklich das Beste für mein Kind?

So wirbt zumindest die Industrie und tatsächlich, in den Einkaufsmärkten finden wir immer mehr Kinderlebensmittel und der Einfallsreichtum der Lebensmittel- und Werbeindustrie kennt keine Grenzen. Nach der Beschreibung des Forschungsinstitutes für Kinderernährung Dortmund sind Kinderlebensmittel Produkte, die speziell für „Kinder“, „Kids“ oder „Junior“ erfunden und hergestellt werden, um sie mit „lebenswichtigen“ Nährstoffen zu versorgen, so verspricht es zumindest die Werbung.

Um die Attraktivität zu erhöhen, stechen sie oft durch ihre spezielle Form, ihre Aufmachung oder Portionierung auf. Sie sind bunt und enthalten oft kindgerechte Beigaben wie Spielzeug, CDs, Comic-Figuren oder Gewinnspiele. Sie sehen bunt aus, sie knacken, sie knuspern und sind schnell und einfach zu essen oder zuzubereiten. Die Palette der speziellen Lebensmittel ist groß.

 

"Kinderlebensmittel" finden sich in den Produktgruppen:

  • Süßwaren, z.B. Kinderschokolade, 
  • Gebäck, 
  • Milchprodukte, z.B. Kinderquark, -joghurt,
  • Frühstücksflocken, z.B. Müslis, Flakes etc.,
  • Getränke, 
  • Wurstwaren,
  • Käseprodukte,
  • Fertiggerichte,
  • Tiefkühlkost

Natürlich wollen Eltern nur das Beste für ihr Kind und so vertrauen sie gerne der Werbung, denn wenn „Kinderlebensmittel“ extra für Kinder hergestellt werden, kann nichts Schlechtes dran sein. Oder doch?

Die Regeln einer gesunden Ernährung und der Geschmack werden hier leider zur Nebensache! Bei Kindern wird schon früh das Markenbewusstsein geweckt und Untersuchungen bestätigen, dass Kinder immer häufiger entscheiden und bestimmen, welche Produkte gekauft werden. Dabei zählen Aussehen und Spaß. Die Kinder sind zufrieden und in der Folge die Eltern dann auch. 

 

Was verbirgt sich hinter den Werbeaussagen?

 

Milch/Calcium

„Kinderlebensmittel“ sind meist mit Nährstoffen angereichert, die die Gesundheit unserer Kleinen fördern sollen, so wie das Calcium in der "Extra-Portion Milch". In der Werbung wird intensiv auf diese gesundheitsfördernden Eigenschaften der Inhaltsstoffe hingewiesen.

Tatsache ist, dass z.B. in den beliebten „Schnitten“ keine Milch enthalten ist, dafür aber Magermilch- und Süßmolkenpulver, Buttereinfett oder gezuckerte Kondensmilch.

Der Gehalt an Calcium ist verschwindend gering im Vergleich zu der meist hohen Kalorienzufuhr aus Zucker und Fett. Die beliebten „Kindermilchprodukte" sind fast ausschließlich süßer und durch die Zugabe von Schokolinsen, Nüssen, Schokostücke auch fetter als vergleichbare Milchprodukte.

Höchstens ein Drittel der Lebensmittel mit Milchhinweis enthalten auch wirklich Vollmilch. Zum größten Teil bestehen diese Produkte aus Vollmilch- oder Magermilchpulver. Gleichzeitig wird eine deutlich zu hohe Menge an Fett und Zucker aufgenommen, aber nur wenig an versprochenem Calcium. Diese Lebensmittel zählen somit zu der Gruppe der Süßigkeiten.

Zum Vergleich: 

  • Der Calciumgehalt in 250 ml Vollmilch (3,5% Fett) beträgt 300 mg - der Calciumgehalt in einer Milchschnitte (28 g) beträgt dagegen nur 58 mg.
    Ein 4 bis 7-jähriges Kind müsste demnach 13 Milchschnitten essen, um auf den täglichen Calciumbedarf zu kommen, aber nur 1 Glas Milch + 1 Joghurt + 1 Scheibe Käse verzehren.
  • Ein „Früchte-Riegel für Kinder - mit Calcium“ enthält z.B. 60 mg Calcium. Ein Riegel liefert somit einem Grundschulkind 7 Prozent des täglichen Bedarfs an Calcium.
    Ein Kind müsste ca. 15 Riegel essen, um den Calcium-Bedarf zu decken und würde dabei 45 Stück Würfelzucker aufnehmen.

Vitamine

Der Zusatz von Vitaminen wird entweder direkt „mit Vitamin C“ oder „mit wichtigen Vitaminen“ oder indirekt „köstlich fruchtig und gesund“ angepriesen. In der Regel werden Vitamine zugesetzt, mit denen die Kinder im Allgemeinen schon sehr gut versorgt sind. Dieser Zusatz von Vitaminen ist demnach unnötig. 

 

„Für zwischendurch“

Einige Firmen bewerben ihre Produkte als ausgewogene Zwischenmahlzeit oder Pausensnack. Die meisten Kindersnacks sind allerdings nicht geeignet für zwischendurch, da der Energie-, Fett- und Zuckergehalt häufig zu hoch ist, der Nährwert und die Sättigung dagegen gering. Um aus diesen Produkten noch eine den Empfehlungen entsprechend wertvolle Zwischenmahlzeit zu machen, muss einfallsreich mit sinnvollen Lebensmitteln kombiniert werden.

 

Ohne Zuckerzusatz

Trotz der Verweise auf der Packung, dass kein Zucker zugesetzt ist, bedeutet das nicht, dass tatsächlich kein Zucker enthalten ist. Die meisten Produkte sind dennoch mit natürlich vorkommendem Fruchtzucker, Traubenfruchtsüße oder Zuckeralkoholen (z.B. Sorbit) gesüßt und bieten keine Vorteile gegenüber dem sonst verwendeten Haushaltszucker. Ein höherer Verzehr von Zuckeralkoholen kann sogar abführend wirken.

 

Farbstoffe/Aromastoffe

Die Bedenklichkeit der, vor allem in Fruchtgummis und vielen anderen Süßigkeiten, vorkommenden Farbstoffe und der in zahlreichen Produkten zugefügten Aromastoffe, konnte bisher nicht eindeutig nachgewiesen werden. Tieruntersuchungen deuten jedoch auf Allergie auslösende Risiken (Pseudo-Allergie, d. h. Allergie ähnliche Reaktionen) hin, neben weiteren möglichen Nebenwirkungen, wie z. B. Hyperaktivität, Hautreaktionen.

 

Welchen Nutzen bringen „Kinderlebensmittel“?

Kurz gesagt: ernährungsphysiologisch gar keinen! Die Zusammensetzungen und die Nährstoffgehalte bringen keinen Vorteil zu den herkömmlichen Lebensmitteln - im Gegenteil: Die meisten Produkte sind zu süß, zu fett, zu salzig und zudem vergleichsweise teuer.

 

Fazit:

  • Kinder brauchen keine eigenen oder speziellen Lebensmittel
  • Kinderlebensmittel sind in der Regel Süßigkeiten 
  • Kinderlebensmittel haben keine speziell kindgerechte Nährstoffzusammensetzung
  • Kinderlebensmittel sind meist zu süß und zu fett, um als gesunde Zwischenmahlzeit oder Mahlzeit angesehen zu werden
  • Ihr regelmäßiger Verzehr kann eine ausgewogene bedarfsgerechte Ernährung verhindern
  • Kinder werden auf „süß“ trainiert
  • Kinderlebensmittel fördern die Entstehung von Übergewicht und Karies
  • Kinderlebensmittel sind aufwendig verpackt und somit deutlich teuerer als vergleichbare Produkte - ein lukratives Marktsegment der Industrie.