Noch stärker als die in der Schwangerschaft zum ersten Mal aufgetretene Zuckerkrankheit (Gestationsdiabetes) erfordert ein bereits bestehender Diabetes mellitus vom Typ 1 oder Typ 2 eine besonders sorgfältige Beobachtung und Einstellung während der Schwangerschaft. Am sichersten lassen sich Komplikationen vermeiden, wenn Sie in einer Phase schwanger werden, in der Sie optimal eingestellt sind und noch keine Anzeichen für Diabeteskomplikationen haben (z.B. an Augen und Nieren). Lassen Sie sich während der ganzen Schwangerschaft gynäkologisch und diabetologisch gemeinsam betreuen, möglichst gleich nach dem positiven Schwangerschaftstest - aber optimalerweise sogar schon ab dem Zeitpunkt, an dem Sie eine Schwangerschaft planen.

 

Für die meisten Diabetikerinnen wird es schwieriger, den Blutzuckerspiegel konstant zu halten, da die im Körper während der Schwangerschaft produzierten Hormone die Wirkung von Insulin hemmen. 

Häufige Messungen, bis zu zehnmal am Tag, sind empfehlenswert. Die Blutzuckerkontrollen sollten vor und nach jeder Mahlzeit, vor dem Schlafengehen und zwei Mal pro Woche auch nachts erfolgen. Vor allem eine Hypoglykämie, also Unterzuckerung kann leichter vorkommen. Gefährlich sind hier vor allem die ersten 18 Wochen. Sie sollten also jederzeit mit kurz wirksamem Insulin oder durch Zufuhr von Broteinheiten reagieren können.

 

Sportliche Aktivitäten, Ernährung und Medikamente müssen entsprechend umgestellt werden, wobei die Insulindosis meist etwas erhöht wird. Orale Antidiabetika (Tabletten) sind in der Schwangerschaft grundsätzlich nicht erlaubt. Die Einnahme von Folsäure dagegen ist für Diabetikerinnen besonders wichtig.

 

Wichtig ist es, ein- bis dreimal pro Woche sollten das Gewicht, das Blutzuckerprofil und den Blutdruck zu kontrolliert. Ist Ihr Kohlenhydratstoffwechsel nicht optimal eingestellt, kann dies während der Schwangerschaft zu Komplikationen bei Ihrem Kind, aber auch bei Ihnen selbst (Nieren, Augen) führen.

 

Auch bei einer gut eingestellten Diabetikerin treten einige Schwangerschaftskomplikationen leider etwas häufiger auf. Dazu gehören Harnwegsentzündungen, Bluthochdruck (Hypertonie), Präeklampsie (EPH-Gestose oder Schwangerschaftsvergiftung) sowie Fruchtwasservermehrung (Polyhydramnion). Darüber hinaus neigen zuckerkranke Frauen während der Schwangerschaft auch vermehrt zu Soor (Pilzinfektionen in der Scheide), vermutlich weil das Vaginalsekret mehr Zucker enthält.

Auch vorzeitige Wehen sind häufiger, und in manchen Fällen muss das Kind vorzeitig (in der Regel etwa in der 38. Schwangerschaftswoche) geboren werden, wenn es ihm in der Gebärmutter nicht mehr gut geht. In diesen Fällen werden entweder Wehen eingeleitet oder, wenn dies nicht möglich ist, das Kind per Kaiserschnitt zur Welt gebracht.

 

Nachdem sich der Stoffwechsel in der zweiten Schwangerschaftshälfte stabilisiert hat, sinkt der Insulinbedarf nach der Entbindung unter Umständen drastisch ab. Teilweise ist in den ersten Tagen nach der Geburt überhaupt kein Insulin nötig. Auch das Stillen hat einen blutzuckersenkenden Effekt - die Hormondosis muss deshalb in dieser Phase immer wieder angepasst werden.