Allergie gegen Kuhmilch

Eine allergische Reaktion gegen Kuhmilch tritt dann auf, wenn das Eiweiß (Protein) der Kuhmilch vom menschlichen Körper nicht toleriert wird und das Immunsystem mit einer erhöhten Produktion von IgE-Antikörpern überreagiert.

 

Eine Kuhmilchallergie tritt bei höchstens 2 bis 3 Prozent der Kinder unter zwei Jahren auf. Eine Sensibilisierung kann bereits im ersten Lebensjahr stattfinden. Durch wiederholte Gabe einer Säuglingsmilchnahrung, von Kuhmilch oder auch in sehr seltenen Fällen über die Muttermilch kann eine allergische Reaktion ausgelöst werden. Ein erhöhtes Risiko haben Kinder, deren Eltern oder ein Elternteil ebenfalls unter Allergien leiden oder zu allergischen Reaktionen neigen.

 

Auch Säuglinge, die eine Infektion im Darm hatten, können ein erhöhtes Risiko haben, da in Folge der Infektion u.a. die Durchlässigkeit des Darmes für Proteine erhöht ist. Bis zu einem Drittel der Kinder, die Neurodermitis haben, können von einer Kuhmilchallergie betroffen sein. In der Regel sind die Proteine der Kuhmilch das erste Fremdeiweiß, mit dem der nicht gestillte Säugling in Kontakt kommt.

 

Kuhmilch enthält 25 Proteine (Eiweiße), die allergische Reaktionen auslösen können. 80% der Milcheiweiße macht das Kasein und 20% Molkeneiweiß (Beta-Lactoglobulin, Alpha-Lactalbumin) aus. Casein (= Kasein) und Beta-Lactoglobulin sind hitzestabil, so dass das Abkochen von Milch eine allergische Reaktion nicht verhindern kann.

 

Die Kuhmilchallergie ist in 50 bis 90 Prozent der Fälle bis zum 6. Lebensjahr wieder verschwunden, daher sollte im Abstand von ein bis zwei Jahren kontrolliert werden, ob - falls nachgewiesen vorhanden - die Allergie noch besteht.

 

 

Wie wird eine Kuhmilchallergie erkannt?

 

Häufig treten mindestens zwei Symptome gemeinsam oder auch zeitlich versetzt auf.

 

Mögliche Symptome:

 

  • nach einigen Minuten: Lippenschwellung, Schwellung der Haut/Schleimhaut, Quaddeln, Erbrechen, Durchfall, Asthma, anaphylaktischer Schock (Zusammenbruch des Kreislaufsystems)
  • nach einigen Stunden: Atemgeräusche der Lunge, Husten, erschwerte Atmung
  • nach einigen Tagen/Wochen: Ekzem, Quaddelbildung, Durchfall, Erbrechen, blutig-schleimige Stühle, Refluxkrankheit (Sodbrennen durch Rückfluss der Magensäure in die Speiseröhre)

Mögliche Symptome bei gestillten Kindern:
Atopische Dermatitis (Neurodermitis), blutig-schleimige Stühle

 

Mögliche Symptome bei nicht gestillten Kindern:
Atopische Dermatitis (Neurodermitis), schwerwiegendere blutige Stühle, häufig Gedeihstörungen, häufig Reflux (Sodbrennen)

 

 

Diagnose - der Allergie auf der Spur

 

Für die Diagnose ist insbesondere die Abgrenzung von einer Laktoseintoleranz und weiteren Erkrankungen die mit Maldigestion (Verdauungsstörungen) einhergehen, wichtig. 

  • Eine ausführliche Ernährungserhebung (Ernährungsanamnese) mit Hilfe eines Tagebuches (Allergie-Tagebuch) kann Hinweise auf eine mögliche Unverträglichkeit oder Allergie geben.
  • Werden bei einem voll gestillten Säugling blutig-schleimigen Stühle festgestellt, wird die Ernährung der Mutter hinterfragt.
  • Eine Hautuntersuchung, z.B. mittels eines Prick-Tests, kann Aufschluss über das Vorliegen einer Allergie geben. Dies wird jedoch nicht bei Säuglingen und Kleinkindern durchgeführt.
  • Eine Blutuntersuchung, der so genannte IgE-Antikörper-Nachweis kann eine Allergie nachweisen.
  • Bei milden Ausprägungen einer Allerige kann durch einen Provokationsversuch im Anschluss einer "Auslassdiät" (Eliminationsdiät) neu auf eine Allergie getestet werden. Der Provokationsversuch muss unter klinischer Überwachung sattfinden.
    Haben Säuglinge anaphylaktisch reagiert, darf keine Provokation gemacht werden!
  • Weisen nicht gestillte Säuglinge Gedeihstörungen auf, sollte - nach ausführlicher Beratung durch den Kinder- und Jugendarzt - im 1. Lebensjahr komplett auf Kuhmilch verzichtet und ein Belastungstest erst danach versucht werden.

 

Die Allergie kann oft schon innerhalb weniger Monate abklingen. Bis zum zweiten Lebensjahr kann es zu Spontanheilungen durch Reifung der Darmschleimhaut kommen. Am Ende des ersten Lebensjahres können einige der allergischen Kinder Milch in der einen oder anderen Form tolerieren.

 

 

 

Ernährung bei Kuhmilchallergie

 

Wenn eine Kuhmilchallergie eindeutig diagnostiziert wurde, muss auf Kuhmilch und Milchprodukte verzichtet werden (auch schon im ersten Lebensjahr)

  • Die kuhmilchhaltige Säuglingsmilchnahrung muss unbedingt durch kuhmilchfreie Hydrolysat- bzw. Elementarnahrung ersetzt werden (nur in der Apotheke erhältlich).
  • Teilhydrolysierte Nahrungen (sog. hypoallergene „HA-Nahrung“) oder Säuglingsmilchnahrung auf Sojabasis sind bei einer Kuhmilchallergie nicht geeignet.
  • Alle Sorten von Trinkmilch und daraus hergestellte Zubereitungen (z.B. Milchmischgetränke) sollten nicht getrunken werden
  • Die Zutatenliste gibt Auskunft über enthaltene Inhaltsstoffe.

 

Ein Hinweis: Auch Milchzucker kann Spuren von Eiweiß enthalten.

 

Wenn Sie sich nicht sicher sind, kann auch der Hersteller Auskunft geben. (Ein Beispiel: sind in einer Schokolade weniger als 5 Prozent Kuhmilch enthalten, muss dies auf der Zutatenliste nicht vermerkt sein).

 

Häufig werden auch andere Milcharten von Ziege, Stute, Schaf nicht vertragen, da die enthaltenen Eiweiße (v.a. Casein) ähnlich sind.

 

Auch Mandel- oder Kokosmilch, Reis- oder Haferdrinks sind kein Ersatz für die notwendigen Spezialnahrungen bei Säuglingen. Bei älteren Kindern können sie als Flüssigkeitsersatz für Kuhmilch bei der Lebensmittelzu-bereitung verwendet werden. Eine Anreicherung mit Calcium ist hier von Vorteil.

 

 

In welchen Produkten ist Kuhmilch enthalten?

 

Außer in Milch und Milchprodukten kann Kuhmilch in folgenden Lebensmitteln enthalten sein:

 

Fertiggerichte, Frikadellen, gekochter Schinken, Wiener Würstchen, Fischfertiggerichte, Fischerzeugnisse in Marinaden, Eierspeisen mit Milch, Margarine, Butter, Brot und Backwaren, Milchbrötchen, Schokomüsli, Backmischungen, Zwieback, Kartoffelerzeugnisse, Aufläufe, Fertiggerichte wie Rahmspinat, Nuss-Nougat-Creme, Fruchtsaftgetränke mit Molke, Schokolade, Karamell, Fertigprodukte wie Soßen, Dressings, Ketschup, Mayonnaise, Pizza, Tütensuppen.

 

 

 

 

Begriffe, die auf die Verwendung von Kuhmilch hinweisen sind:

 

Butter, Buttermilch, Crème fraîche, Dickmilch, Joghurt, Kefir, Kondensmilch, Magermilch, Milchcreme, Milchpulver, Molke*, Molkenpulver*, Milcheiweiß (Milchprotein), Milchserum, Milchzucker (Laktose), Molkeneiweiß (Molkenprotein)*, Casein (Kasein), Caseinate (Kaseinate), Laktalbumin*, Laktglobulin*, alle Käsesorten, Rahm, Sahne, saure Sahne, Sauerrahm (Schmand), Speisequark, Vollmilch(-pulver)

 

* Molke ist die Restflüssigkeit aus der Käseherstellung (Käsewasser, Milchserum) und enthält neben 94% Wasser noch Milchzucker, verschiedene Vitamine (z.B. B1, B2) und Mineralstoffe (z.B. Calcium, Kalium) und bis zu 1% Molkenprotein. Das ist deutlich weniger Eiweiß als in der Milch.

 

 

Versorgung mit wichtigen Nährstoffen - trotz Milchverzicht

 

Milch enthält eine Reihe von wichtigen Nährstoffen, wie Calcium, tierisches Eiweiß, Vitamin B2 und D sowie Jod, die besonders für Kindern, die sich im Wachstum befinden wichtig sind. Dürfen aufgrund einer nachgewiesenen Allergie keine Milch und Milchprodukte verzehrt werden, sollten diese Nährstoffe durch andere Lebensmittel zugeführt werden:

 

Calciumreich sind z.B. diese Lebensmittel:

 

  • Calciumreiches Mineralwasser, mit einem Calciumgehalt von >150 mg/Liter,
  • Fruchtsaftgetränke, die mit Calcium angereichert sind (gelegentlich),
    (Achten sie auf die Zutatenliste: teilweise kann Molke enthalten sein)
  • Fruchtsaftschorle mit calciumreichem Mineralwasser,
  • Sojaprodukte mit angereichertem Calcium, wenn vorab die Verträglichkeit ausgetestet wurde,
  • Grünkohl, Spinat, Fenchel, Brokkoli, Mangold, Lauch. Sie leisten jedoch unterm Strich nur einen kleineren Beitrag zur Versorgung mit Calcium
  • Calcium-Präparate - nach Rücksprache mit dem Kinder- und Jugendarzt.

 

Jodhaltig sind diese Lebensmittel:

 

  • Seefisch bei guter Verträglichkeit ist mindestens eine Portion pro Woche zu empfehlen,
  • jodhaltiges Speisesalz
  • Lebensmittel, die mit Jodsalz hergestellt wurden (z.B. Wurst, Brot/Backwaren, einige Fertigprodukte.

 

Vitamin B2 ist in diesen Lebensmitteln enthalten:

 

  • Mageres Fleisch,
  • Hülsenfrüchte,
  • Gemüse wie Grünkohl, Spinat, Brokkoli, Mangold,
  • Vollkornprodukte (z.B. auch Weizenkeimlinge),
  • Kartoffeln.

 

Die Verträglichkeit der einzelnen Lebensmittel sollte getestet werden. Hilfreich ist auch eine Ernährungsberatung bei einer Ernährungsfachkraft.

 

 

 

  • Fragen Sie beim Bäcker bzw. Metzger nach, welches der angebotenen Brot und Backwaren bzw. Wurstwaren sicher milchfrei ist.
    Geeignete Brotsorten sind auch im Naturkostladen bzw. Reformhaus erhältlich.
  • Verwenden Sie milchfreie Margarine als Aufstrich oder zum Dünsten, Kochen.
  • Milchfreie, vegetarische Aufstriche, Gemüse und Obst können Käse oder Wurst ersetzen.
  • Verwenden Sie Milchersatznahrung pur oder für die Herstellung von Kakao (milchfrei), Kartoffelpüree, Aufläufe, Soßen, Pudding.
  • Müsli kann mit Milchersatznahrung oder Obstsaft gegeben werden. Fertige Müslis können Milchbestandteile enthalten, z.B. in Form von Schokolade. Die Zutatenliste gibt Auskunft darüber.
  • Paniermehl kann selbst aus milchfreiem Brot hergestellt werden.
  • Zum Andicken von Soßen und Suppen können mit Stärkemehl, Soja-, Hafercremes (Sahneersatz) verwendet werden.

 

 

Lassen Sie sich beraten!

 

Unterstützung erhalten Sie von Haus-, Kinder- und Jugendärzten mit Schwerpunkt Allergologie, von Ernährungsberatern/innen.

Auch verschiedene Organisationen und Verbände geben hilfreiche Tipps und Informationen. 

 

Oder schreiben Sie uns eine E-Mail an info@schwangerundkind.de - wir helfen gerne weiter.