Asthma bronchiale, eine entzündliche Erkrankung der Atemwege, ist die häufigste chronische Krankheit im Kindes- und Jugendalter. Diese Entzündung führt zu Überreaktionen der Atemwege und Luftnot.

In Deutschland geht man nach der neuesten Studie (KIGGS: Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland, durchgeführt vom Robert-Koch-Institut) davon aus, dass 5 bis 15 Prozent der Kinder an Asthma leiden. Es gibt unterschiedliche Formen von Asthma und eine Einteilung in verschiedene Schweregrade.

 

Asthma bronchiale kann gut behandelt werden und muss keineswegs einen schwerwiegenden Verlauf mit lebensbedrohlichen Komplikationen nehmen.

Es gibt eine Vielzahl medikamentöser und anderer therapeutischer Hilfen. 

Wichtig ist vor allem das frühzeitige Erkennen des Asthmas. Leider deuten viele Betroffene erste Anzeichen oftmals falsch. Meist vergehen daher im Durchschnitt fünf Jahre bevor die Krankheit behandelt wird.

In dieser Zeit hat sich oft schon ein chronischer Zustand entwickelt.

 

Asthma bronchiale bedeutet eine immer wieder kehrende Einengung der Bronchien aufgrund einer Überempfindlichkeit der Bronchialschleimhaut. Die Bronchien (zwischen Luftröhre und Lungenbläschen) münden nach über 20 Aufzweigungen, dem so genannten

Bronchialbaum, in die Lungenbläschen.

Ursachen für eine Einengung der Bronchien können sein:

  • Eine entzündungsbedingte Schwellung der Schleimhaut, mit der die Bronchien von innen ausgekleidet sind. Die zugrunde liegende Entzündung kann durch eine Infektion (Bakterien, Viren) oder eine allergische Reaktion bedingt sein.
    Bei einer chronischen Entzündung kann eine Veränderung mit Narbenbildung stattfinden.
  • Eine Verkrampfung der Muskeln, die die Bronchien wie eine Spirale umgeben ("Bronchospasmus").
  • Eine zähe Schleimabsonderung und Zellansammlung in der Bronchialschleimhaut.

Genetische Faktoren und Umwelteinflüsse haben einen wesentlichen Einfluss auf die Manifestation der Erkrankung.

 

Asthma bronchiale kann ausgelöst werden durch Allergene - vor allem bei Schulkindern. Aber auch Reize aller Art, wie Staub und andere Luftverunreinigungen, kalte Luft, Nebel spielen eine wichtige Rolle. Bei kleinen Kindern sind häufig Erkältungen, die durch Viren verursacht werden, für Asthma-Beschwerden verantwortlich.

Auch die Psyche eines Patienten ist wichtig. So können Aufregungen oder Angstzustände Asthma-Beschwerden auslösen oder verschlechtern. Auch genetische Disposition spielt eine Rolle.

 

Entsprechend der Ursache unterscheidet man demnach zwei verschiedene Formen des Asthmas: das allergische und das nichtallergische Asthma bronchiale.

Zu den Allergenen, die für  das allergische Asthma ursächlich sind, gehören:

  • Kot der Hausstaubmilben
  • Blütenpollen von Pflanzen, Bäumen und Sträuchern
  • Tierhaare
  • Schimmelpilze
  • Mehl etc.

 

Beide Asthma-Formen können aber auch durch eine Vielzahl von Reizen, wie Tabakrauch und bestimmte Medikamente, v. a. Beta-Rezeptorenblocker oder Acetylsalicylsäure ausgelöst werden.

Asthma kann in jedem Lebensalter auftreten. 

 

Um Asthma-Beschwerden zu vermeiden, sollte der Kontakt zu Reizstoffen in der Atemluft und zu Substanzen, auf die der Asthmatiker allergisch reagiert, möglichst gering gehalten werden. Empfohlen wird u. a.:

  • auf Tierhaltung zu verzichten,
  • nicht im Beisein des Asthma-Patienten zu rauchen,
  • „allergikerfreundliches“ Bettzeug und Matratzen evtl. mit milbendichten Spezialüberzügen zu verwenden,
  • Feinstaubfilter in Staubsaugern zu nutzen,
  • Pflanzen im Wohnraum auf ein Minimum zu beschränken und
  • die Wohnung zur Vermeidung von Schimmelpilzbildung häufig zu lüften. Die Luftfeuchtigkeit sollte < 50 Prozent, die Zimmertemperatur im Schlafzimmer < 18 Grad und im Wohnzimmer < 21 Grad betragen.

Diese Maßnahmen können nicht nur die Symptomatik reduzieren, sondern darüber hinaus auch zusätzliche Sensibilisierungen verhindern oder zumindest verzögern.

Asthma bronchiale erkennt man an einem trockenen Reizhusten oder pfeifender Atmung mit Atemnot, die nachts, bei oder nach körperlicher Belastung, beim Einatmen von Allergenen oder bei großer psychischer Belastung auftritt.

Lungenfunktionsuntersuchungen können ab dem Vorschulalter den Luftwiderstand beim Atmen und die Menge der in der Lunge zurückgehaltenen Luft messen und die Wirkung eingesetzter Medikamente feststellen. Bestätigte sich ein Verdacht auf eine Überempfindlichkeit der Bronchien, können zusätzliche Tests (z. B. "Lauftest")  durchgeführt werden.

Der Einfluss einer Infektion kann u. a. durch ein Blutbild und eine Röntgenaufnahme der Lunge, evtl. auch der Nasennebenhöhlen festgestellt werden.

Verdächtige Allergene durch Haut-, Blut- oder Inhalationstests gefunden werden.

Nur der Arzt, am besten ein Kinderpneumologe, kann Asthma diagnostizieren. Hierzu gehört es auch, anderer Grunderkrankungen, wie z. B. zystische Fibrose oder gastroösophagealer Reflux, auszuschließen.

Oft kann der Kinder- und Jugendarzt durch die genaue Schilderung der Symptome, wie z. B. anfallsartig auftretende Luftnot, Brustenge, pfeifende Geräusche beim Ausatmen sowie Husten, eine erste Verdachtsdiagnose stellen. Je genauer Sie dem Arzt berichten können, wie, wann und wo die Atemnot auftritt, umso sicherer kann diagnostiziert werden. Beobachten Sie Ihr Kind gut. Klagt es besonders bei sportlicher Betätigung im Freien, im Sportunterricht über Atemnot, oder bei Radtouren an blühenden Wiesen entlang? 

 

Mögliche Zusammenhänge bestehen zu bestimmten Tages- oder Jahreszeiten, aber auch berufliche Tätigkeiten können für Diagnostik und Therapie wichtig sein. Abhängig davon, wie oft Symptome auftreten, lässt sich der Schweregrad des Asthmas festlegen.

 

Asthma bronchiale wird unterteilt in:

  • Schweregrad 1: Intermittierendes Asthma - Husten und Atemnot seltener als 6 x pro Jahr
  • Schweregrad 2: Persistierendes Asthma - Symptome mindestens 6 x pro Jahr und nicht mehr als 1 x pro Woche, maximal 2 x pro Monat
  • Schweregrad 3: Persistierendes, mittelschweres Asthma - Verlauf anfallsartig, deutliche Symptome mehr als 1 x pro Woche tagsüber, mehr als 2 x pro Monat nachts
  • Schweregrad 4: Persistierendes, schweres Asthma - starke Symptome an den meisten Tagen und Nächten, deutliche Beeinträchtigung des täglichen Lebens.

Die Atemkapazität wird mit einem Peak-Flow-Meter gemessen. Die genaue Messung der Lungenfunktion ist ein wichtiges Bewertungskriterium. Der „PEF-Paratmeter“ (Peak Exspiratory Flow, "Spitzenfluss der Ausatmung") hat sich in der Praxis aufgrund seiner guten Aussagekraft und einfachen Bestimmung bewährt. Gemessen wird der maximale Luftstrom während einer kurzen und kräftigen Ausatmung, der mit dem Durchmesser der Atemwege zusammenhängt. Je höher der PEF-Wert, desto weiter sind die Atemwege und desto geringer die Asthma-Beschwerden. Dieser Wert kann täglichen Schwankungen unterliegen. Jeder Messvorgang sollte drei Kontrollen beinhalten und in ein Protokoll eingetragen werden. Die Messungen kann selbständig durchgeführt werden.

 

Asthma bronchiale wird behandelt mit unterschiedlichen Medikamenten, je nach Schweregrad und  Art des Asthmas. Hierzu gehören zwei Gruppen von Arzneimitteln, die zum einen die Entzündung der Lunge und zum anderen die Symptome der Atemnot und den therapieren.

Die Behandlung von Asthma soll die Anfallshäufigkeit reduzieren, die Überreaktivität der Bronchien dämpfen und den Patienten vor Spätschäden bewahren.

Da häufig eine Entzündung die Ursache für die Asthmaerkrankung ist, muss diese auch in erster Linie behandelt werden. Würde man dies nicht tun, könnte letztendlich ein Umbau der Lunge stattfinden, der zu dauerhafter Atemnot führt. Die größte Wirksamkeit haben Arzneimittel, die inhaliert werden und einen Wirkstoff enthalten, der vom Cortison abgeleitet worden ist. Da die Wirkstoffe nur inhaliert werden, gelangen sie nicht in den gesamten Körper und habe daher auch nicht mehr die früher befürchteten Nebenwirkungen.

Der behandelnde Arzt wird Ihnen die genaue Wirksamkeit verschiedener Medikamente erklären.

Wichtig ist in jedem Fall die regelmäßige Anwendung der Arznei, die der Entzündung entgegen und lindern wirken soll.

Zur Behandlung der Atemnot stehen ebenfalls einige Medikamente zur Verfügung, von denen die meisten inhalativ, d. h. als Spray oder Pulver zur Inhalation gegeben werden können. Dadurch werden die Bronchien erweitert und die Luftnot behoben. Diese Medikamente sollten immer mitgeführt werden, und vor einer Belastung (Sport) und im Notfall schnell anwendbar sein.

Die Möglichkeit einer spezifischen Immuntherapie (Hyposensibilisierung) sollte bedacht und bei definierter Indikation durchgeführt werden. Wichtig ist in diesem Fall die sorgfältige allergologische Abklärung unter Berücksichtigung der Kontraindikationen.

Körperliche Aktivität ist gerade für die Entwicklung der Kinder von großer Bedeutung und sollte nicht eingeschränkt  werden. Die Art der Aktivität sollte den individuellen Bedürfnissen des Patienten angepasst werden. Schwimmen und Intervallsportarten sind besonders geeignet.

Weniger geeignet ist dagegen Skilanglauf, da bei dieser Sportart über einen längeren Zeitraum kalte Luft eingeatmet wird, welche die Bronchialschleimhaut reizt und zu Asthmaanfällen führen kann.

Gut behandelte Asthmatiker können nicht nur ein normales Alltagsleben führen, sondern sogar auf sportlicher Ebene Welthöchstleistungen erzielen, wie z. B. die Sprinterin Cathy Freemann, die mit Asthma 1997 Olympiasiegerin wurde.

Als ergänzende therapeutische Mittel sind Entspannungsverfahren wie Atemtherapie, autogenes Training und eine unterstützende Psychotherapie zu nennen. Gerade die Kombination von Allgemeinmaßnahmen, medikamentöser und psychotherapeutischer Behandlung wird von den Patienten als sinnvolle Ergänzung zunehmend in Anspruch genommen.

 

Asthma bronchiale kann im Verlauf der Pubertät bei mindestens der Hälfte der betroffenen Kinder wieder verschwinden. Doch die Atemwege reagieren bei über 50 Prozent der Patienten auch nach mehreren Jahren ohne Beschwerden noch überempfindlich. Rund ein Drittel der im Jugendalter beschwerdefrei gewordenen Asthmatiker erleidet in seinem weiteren Leben einen Rückfall. Auch deshalb ist eine konsequente und je nach Symptomen vielleicht auch lebenslange Behandlung der Entzündeten Atemwege notwendig.

 

Asthma-Schulungen gehören zu einer erfolgreichen, intensiven Asthma-Behandlung und erleichtern Asthmatikern das Leben. Der Patient lernt das korrekte Atmen mit Atemhilfen, so wie beispielsweise das bewusste Einsetzen der Zwerchfellatmung. Das Erlernen einer entspannten Körperhaltung und das Einsetzen der Lippenbremse tragen dazu bei, im Asthmaanfall die Atemnot zu lindern.

Dort können Fragen zu Asthma gestellt und die richtige Handhabung der Dosieraerosole erlernt werden.

 

Tipps, die weiterhelfen:

  • Deutsche Atemwegsliga: www.atemwegsliga.de
  • Bücher zum Thema:
    "Asthma bei Kindern - Hilfe für Eltern und Kind", K. P. Paul, 14,25 EUR
    "Die Asthma-Schule - Alles was Patienten wissen und lernen müssen", M. u. U. Reinert, 10,12 EUR