Januar 2008

Prävention der Zöliakie durch frühkindliche Ernährung?

Eine neue EU-Studie untersucht die Entstehung von Zöliakie.

Die Voraussetzung für eine Zöliakie, wird von den Eltern an die Kinder vererbt. Doch nicht jeder, der diese genetische Anlage in sich trägt, wird tatsächlich an einer Zöliakie erkranken. Welche zusätzlichen Faktoren nötig sind, um die Weizenunverträglichkeit hervorzurufen ist bisher kaum bekannt. Dabei ist gerade dieses Wissen notwendig, um bei Personen mit entsprechender genetischer Anlage durch gezielte Prävention den Ausbruch der Zöliakie zu verhindern.

Die frühkindliche Ernährung scheint ein wichtiger Bestandteil in der Entwicklung vieler Erkrankungen zu sein. Stillen bewies in vielen Studien einen vorbeugenden Effekt. Dies gilt auch für den Ausbruch der Zöliakie. Bezüglich der Einführung der Beikost bei Säuglingen wird empfohlen, glutenhaltige Beikost nicht vor dem 6. Lebensmonat in den Speiseplan einzuführen. Die meisten Mütter haben zu diesem Zeitpunkt bereits abgestillt. Neue Studienergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass die Einführung von Gluten in die Ernährung des Kindes mit genetischer Prädisposition für Zöliakie während der Stillphase erfolgen sollte. Günstig schein dabei ein Zeitfenster zwischen dem 4. und 6. Lebensmonat des Säuglings.

 

Die groß angelegte, europaweite Interventionsstudie „Prevent CD“ (Verhinderung der Zöliakie)  will dieser Hypothese nun auf den Grund gehen. Dabei wird bei Neugeborenen, deren Eltern oder Geschwister bereits Zöliakie haben, ein Neugeborenen-Screening auf die Erbanlagen durchgeführt. Ist das Ergebnis positiv und damit ein Zöliakierisiko vorhanden, sollte der Säugling zunächst voll gestillt werden. Ab dem 5. Lebensmonat erhält das Kind dann per Zufallsprinzip entweder 1g Weizenmehl oder 1g Scheinstoff pro Tag in pulverisierter Form. Die Gabe erfolgt täglich über 8 Wochen und birgt keine Risiken. Nach dem 6. Monat kann dann Gluten in den Speiseplan des Kindes eingebaut werden. Um zu kontrollieren, ob sich eine Zöliakie entwickelt, werden regelmäßig Blutproben untersucht. Dies gibt möglicherweise auch Aufschluss darüber, welche Vorgänge des Immunsystems an der Entstehung der Zöliakie beteiligt sind. Auch die Muttermilch wird regelmäßig untersucht. Des Weiteren wird das Ernährungsverhalten des Kindes im ersten Lebensjahr anhand eines Fragebogens festgehalten. Insgesamt beträgt die Studiendauer 3 Jahre. In dieser Zeit stehen die Kinder unter regelmäßiger Beobachtung, wodurch eine beginnende Zöliakie schnell erkannt und eine rasche Behandlung ermöglicht wird.

 

Hier sehen Sie den Studienablauf im Überblick.

 

Eine Teilnahme an dieser Studie ist auch in Deutschland möglich! Das Studienzentrum befindet sich am Dr. von Hauner’schen Kinderspital in München. Sollten Sie ein Kind erwarten und Sie selbst, Ihr Partner oder eines Ihrer anderen Kinder bereits an Zöliakie erkrankt sein, melden Sie sich bitte unter folgender Kontaktadresse:

Dr. von Hauner’sches Kinderspital

Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie

Prof. Dr. med. Sibylle Koletzko

Ansprechpartner: Frau Ossiander, Frau Werkstetter

Lindwurmstr. 4, 80337 München

Telefon: 089/5160-7931

Fax: 089/5160-7898

Email: zoeliakie@med.uni-muenchen.de

Hompage: www.preventcd.com