September 2009

Armutsrisiko krankes Kind

12. Tag des Kinderkrankenhauses / Aktionskomitee Kind im Krankenhaus e.V. fordert grundlegendes Umdenken in der Familienpolitik

Annähernd 1,2 Millionen Kinder befinden sich jährlich zur Behandlung in deutschen Krankenhäusern. Bei diesen Klinikaufenthalten tritt für viele Eltern neben die emotionale Belastung auch eine finanzielle. Mit einem „Plädoyer für eine kinder- und familienfreundlichere Welt“ geht der Bundesverband des Aktionskomitees Kind im Krankenhaus e.V. (AKIK) zum diesjährigen 12. Tag des Kinderkrankenhauses an die Öffentlichkeit. Gemäß AKIK sollen sämtliche Gesundheitskosten für Kinder ausschließlich aus Steueraufkommen finanziert werden.

 

Wenn ein Kind erkrankt und ein längerer Klinikaufenthalt unausweichlich wird, kann auch in Deutschland die Belastung für das elterliche Portemonnaie schnell schmerzhaft werden. Vor allem dann, wenn noch eine aufwendige Spezialbehandlung oder ein Kuraufenthalt erforderlich sind. „Diese missliche Lage muss entschärft werden“, sagt AKIK-Bundesvorsitzende Julia von Seiche-Nordenheim. Nach ihren Vorstellungen sollen die Gesundheitskosten aus dem Kostenblock der Krankenkassen herausgenommen und durch Steuern finanziert werden. Neben der Entlastung der betroffenen Eltern kann damit auch die finanzielle Ausstattung der Kinderkliniken und –abteilungen sichergestellt werden.

Es dürfe nicht sein, dass Kinderärzte beim Behandeln eines Kindes ökonomische Überlegungen anstellen müssten, fordert der AKIK Bundesvorstand. Es sei zudem unerträglich, wenn das Überleben einer Kinderklinik nur vom Geld abhinge.

 

Von Seiche-Nordenheim freut sich über die inzwischen tatkräftige Unterstützung durch die Gesellschaft der Kinderkrankenhäuser und –abteilungen in Deutschland e.V. (GKinD). Der Verband spricht sich in aktuellen Mitteilungen ebenfalls für die bereits von AKIK geforderte Steuerfinanzierung der Gesundheitskosten aus. „Hier ist es angezeigt, dass die Vertreter der kranken Kinder und der Kinderkrankenhäuser an einem Strang ziehen“, so die AKIK-Vorsitzende weiter.

 

Seit dem Frühjahr 2009 mahnt der Elternverband bei der Politik eine Kurskorrektur in der Versorgung von Kindern und Jugendlichen an. Mit elf Forderungen an Politik und Gesellschaft plädiert AKIK in seinem „Frankfurter Manifest“ für einen dringend notwendigen Paradigmenwechsel: Die Bedürfnisse von kranken Kindern und Jugendlichen sowie deren Eltern sollen stärker beachtet werden. Schließlich dürfe die Krankheit eines Kindes nicht zu einem Armutsrisiko für die ganze Familie führen. Anlässlich des Tags des Kinderkrankenhauses am 20. September 2009 stellt das Aktionskomitee eine weitere Idee vor. „Anstelle eines schon längst zweckentfremdeten Soli Ost stünde es Deutschland wesentlich besser an, einen Soli für Kindergesundheit und Bildung zu schaffen. Das wäre ein solider Beitrag zu einer stützenden und schützenden Familienpolitik“, ist von Seiche-Nordenheim überzeugt.

 

Das Frankfurter Manifest des AKIK-Bundesverbands findet man auch online unter: http://www.akik.de/files/presse/AKIK%20FFM%20Manifest%20zu%20K%C4K%202009.pdf

 

AKIK: Der AKIK-Bundesverband und seine Ortsgruppen setzen sich für die bestmögliche medizinische, pflegerische, therapeutische, pädagogische und psychosoziale Behandlung akut und chronisch-kranker Kinder im Krankenhaus ein. Zahlreiche Aktivitäten verfolgen das Ziel, kranke Kinder und ihre Familien in deren schwieriger Situation zu unterstützen. Der AKIK verfasste zusammen mit anderen europäischen Schwesterverbänden die EACH (European Association for Children in Hospital)-Charta. Darin werden basierend auf entsprechenden Artikeln der UN-Kinderrechtskonvention in zehn Punkten die Rechte von kranken Kindern im Krankenhaus und deren Umsetzung beschrieben. Der AKIK ist initiativ sowohl für die Zeit vor als auch während und nach dem Krankenhaus-Aufenthalt eines Kindes.