August 2009

Zöliakie tritt vermehrt auf

Eine amerikanische Studie stellte einen drastischen Anstieg von Zöliakie fest.

Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das in vielen Getreidearten, wie z. B. Weizen, Gerste, Roggen oder Dinkel, enthaltene Eiweiß: "Gluten" nicht vertragen wird. Diese Erkrankung ist genetisch bedingt und kann Mangelerscheinungen zur Folge haben.

 

Wenn Gluten nicht vertragen wird, kann dies zu einer chronischen Entzündung der Darmschleimhaut führen. Dadurch nimmt der Organismus weniger Nährstoffe auf. Je nach Schweregrad kann die Erkrankung auch andere Organe wie Augen, Herz, Leber oder Nervensystem schädigen und das Risiko für verschiedene Krebsarten deutlich erhöhen, sofern die Betroffenen Gluten nicht meiden.

 

In der amerikanischen Studie verglichen Mediziner Blutproben, die um 1950 von Mitabeitern einer Luftwaffenbasis in Wyoming entnommen wurden, mit denen heutiger vergleichbarer Personen. Die Analyse des Serums auf Antikörper gegen Gluten ergab, dass die Erkrankung um das 4,5-Fache zugenommen hat. Die Gründe hierfür sind weitgehend unbekannt. 

 

Auch in Deutschland bestätigten Gastroenterologen aufgrund von Erkenntnissen anderer Studien die enorme Zunahme an Zöliakie.  Statistiken deuten darauf hin, dass jeder 250. Bundesbürger das Eiweiß nicht verträgt. In anderen Ländern der westlichen Welt tritt inzwischen schon bei rund einem Prozent der Bevölkerung eine Glutenunverträglichkeit auf.

 

Ist die Körperabwehr nicht ausreichend trainiert?

Experten vermuten, dass die Ursache für diesen Trend in einer im frühen Kindesalter nicht ausreichend trainierten Körperabwehr liegt, da viele Kinder heute oft unter äußerst hygienischen Bedingungen aufwachsen. Auch die Ernährung könnte natürlich entscheidend sein. Es gibt Untersuchungen, die darauf hinweisen, dass die Neigung, eine Glutenunverträglichkeit zu entwickeln, davon abhängt, in welchem Alter Kleinkinder mit Gluten in Kontakt kommen. 

 

Empfehlung für die Einführung von Beikost

Glutenhaltiges Getreide (Weizen, Roggen, Hafer, Gerste, Dinkel und Grünkern) sollte erst ab dem 5. bis 7. Monat - zumindest eine kleine Menge am besten noch während gestillt wird - eingeführt werden, um die Entstehung einer Glutenunverträglichkeit, Zöliakie (bei 1 von 150 Kindern) zu vermeiden.

 

Zöliakie - klassisch und mit wenigen Symptomen

Häufig bleibt die Unverträglichkeit wegen der Vielfalt der Symptome unerkannt.

Bei der klassischen Form der Zöliakie treten die ersten Anzeichen oft schon im frühen Kindesalter auf, wenn nach der alleinigen Milchnahrung Beikost mit glutenhaltigen Getreiden eingeführt wird, wie z. B. ein Getreidebrei mit Weizenflocken oder ein Baby-Zwieback. Den betroffenen Kindern geht es nicht gut, sie können vermehrt schreien, erbrechen, weiche Stühle oder Durchfall und Blähungen entwickeln und nehmen schlecht an Gewicht zu.

Oft hat ein betroffenes Kind einen massigen und übel riechenden Stuhlgang, wirkt schwach, blass und müde. Der Bauch sieht aufgetrieben und gebläht aus. Das Kind entwickelt ein auffallend verdrießliches, missmutiges und reizbares Gehabe.   

Die meisten von einer Zöliakie betroffenen Kinder und Erwachsenen zeigen heute nicht die oben beschriebenen klassischen Symptome, sondern leiden unter vielfältigen Beschwerden, die einzeln oder in Kombination auftreten können. Dazu gehören z. B. wiederkehrende Bauchschmerzen, niedriges Längenwachstum, Konzentrations- und Leistungsschwäche, aber auch neurologische Symptome. Da diese Beschwerden uncharakteristisch sind, dauert es oft lange, bis ein Bluttest durchgeführt wird, der zur Diagnose einer Zöliakie führt.

 

Unbehandelt drohen schwere Folgen

Gluten schädigt die Schleimhaut des Dünndarms. Durch das Verkümmern der Darmzotten wird die Aufnahme der Nährstoffe erschwert. Die möglichen Folgen sind Entwicklungsstörungen und Wachstumsrückstand, Blutarmut und Knochenschwäche.

Auch psychische Erkrankungen sind möglich und das Risiko für Darmkrebs ist erhöht. Bei etwa fünf Prozent der Patienten entwickeln sich zusätzliche Autoimmunerkrankungen wie z.B. Diabetes oder Schilddrüsenstörungen. Frauen mit einer unbehandelten Zöliakie sind oft in ihrer Fruchtbarkeit eingeschränkt und erleiden häufiger eine Fehlgeburt.