Zu welchem Zeitpunkt kann eine Schwangerschaft festgestellt werden?

Bereits sechs bis neun Tage nach der Befruchtung kann durch eine ärztliche Untersuchung das schwangerschaftserhaltende Hormon humanes Chorion Gonadotropin (hCG) im Blut nachgewiesen werden. Dieses produziert der weibliche Körper, sobald sich eine befruchtete Eizelle in der Gebärmutterschleimhaut einnistet.

 

Noch einmal eine Woche später, also zum Zeitpunkt der eigentlichen Menstruation und ca. 14 Tage nach der Befruchtung tritt hCG auch im Urin der Schwangeren auf, so dass Sie Ihren Zustand mittels Schwangerschaftstest aus der Apotheke oder dem Drogeriemarkt selbst überprüfen können. Je nach Sensitivität (Empfindlichkeit auf hCG) können die Tests dann schon eine Empfängnis bestätigen.

 

Spätestens bei einem positiven Schwangerschaftstest sollte der Frauenarzt oder die Frauenärztin kontaktiert werden. In der 5. Schwangerschaftswoche (SSW) oder der 6. SSW kann Ihr Frauenarzt bzw. Ihre Frauenärztin zwar oft schon einen Dottersack bzw. die Fruchthöhle erkennen, Herzaktionen und einen Embryo erkennt man aber erst ab der etwa 7. SSW.

 

Mehr zur ersten Untersuchung

 

 

 

Das humane Chorion Gonadotropin (hCG)

Alle Schwangerschaftstests, egal ob Streifen-, Kassetten oder Mittelstrahl-Test, bestimmen dasselbe Schwangerschaftshormon: das hCG, oft auch als HCG geschrieben. Die Abkürzung hCG steht für humanes Chorion Gonadotropin.

 

hCG ist ein Schwangerschaftshormon. Es dient dazu, die Schwangerschaft zu erhalten und wird schon eine Woche nach der Befruchtung, also zum Zeitpunkt der Einnistung der befruchteten Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut produziert. Zu diesem Zeitpunkt ist die äußere Keimzelle, also ein Teil der befruchteten Eizelle bzw. des Embryos, für die Produktion des hCG zuständig. Daraus entsteht später die Plazenta, auch Mutterkuchen genannt, die dann die hCG-Produktion übernimmt.

 

Das hCG ist in der Lage, die Abgabe von Östrogen und Progesteron zu erhöhen, was wiederum dazu führt, dass die Menstruation unterdrückt wird und die Gebärmutterschleimhaut wächst. Das hCG, wie auch Progesteron und Östrogen, gelangt über den Blutkreislauf zu seinen Wirkorten und wirkt nicht nur in der Gebärmutter, sondern auch im restlichen Körper. Dadurch lassen sich viele in der Schwangerschaft auftretende Veränderungen erklären, wie z. B. die Übelkeit oder das Spannen in den Brüsten (mehr dazu später).

 

 

Welche Werte für das hCG sind normal?

Der Normalwert des hCG liegt bei nicht-schwangeren Frauen im reproduktiven Alter unter 2 IE/l (Internationale Einheiten pro Liter).

 

Der früheste Nachweis einer Schwangerschaft ist im Blut ca. 1 bis 2 Wochen nach der Befruchtung möglich (4. SSW bis 5. SSW, also 3 bis 4 Wochen nach dem ersten Tag der letzten Menstruation). Der Wert sollte dann mindestens 25 IE/l betragen.

 

Während der ersten zwei Wochen nach der Befruchtung steigt der hCG-Wert im Blut schnell an und verdoppelt sich mindestens alle zwei Tage, später alle drei Tage und nach fünf Wochen nur noch alle fünf Tage. Zwischen der 8. SSW und 12. SSW erreicht der hCG-Wert seinen höchsten Stand. Danach fällt er wieder ab, bleibt relativ konstant auf einem niedrigeren Wert bis zur Geburt und kehrt dann auf den Normalwert wie vor der Schwangerschaft zurück.

 

 

HCG-Tabelle: Überblick über Normalwerte für HCG in der Schwangerschaft

 

 

Wochen nach letzter Menstruation HCG in IE/l (Internationale Einheiten pro Liter)
3 bis 4 0 bis 130
4 bis 5 75 bis 2.600
5 bis 6 850 bis 20.800
6 bis 7 4.000 bis 200.000
7 bis 12 11.500 bis 289.000
12 bis 16 18.300 bis 137.000
17 bis 29 1.400 bis 53.000
30 bis 41 940 bis 60.000

 

Was sagt die Höhe der hCG-Werte aus?

Da die Schwankungsbreite des hCG-Normalbereichs (siehe Tabelle oben) sehr groß ist, lässt sich anhand dieses Wertes keine Aussage zur Schwangerschaftswoche treffen.

 

Sehr hohe Werte deuten auf eine Mehrlingsschwangerschaft oder eine Trophoblast-Erkrankung (z. B. eine Blasenmole oder eine maligne Entartung des Chorions) hin.

 

Sehr niedrige Werte oder eine fehlende Verdoppelung innerhalb von zwei Tagen sind ein Hinweis auf eine nicht lebensfähige Schwangerschaft, z. B. ein verhaltener Abort oder eine Extrauterin-Gravidität. Bei einem hCG-Wert von mehr als 2500 IE/l sollte im Vaginalultraschall eine normale intrauterine Schwangerschaft nachweisbar sein, bei einer Untersuchung über die Bauchdecken erst ab einem hCG-Wert von 6500 IE/l.

 

 

Wie funktioniert ein Schwangerschaftstest überhaupt?

Wenn der Urin auf den Schwangerschaftstest gelangt, führt eine Reaktion zwischen dem hCG und einem auf dem Teststreifen enthalten, zum hCG passenden Antikörper, zu einer Farbreaktion. Man kann sich das wie Schlüssel und Schloss vorstellen. Nur wenn ausreichend hCG im Urin enthalten ist, wird das Schloss geöffnet und die Farbe, die die Schwangerschaft anzeigt, wird frei.

 

Der zweite Streifen des Schwangerschaftstests dient zur Kontrolle. Er zeigt an, ob überhaupt genug Flüssigkeit auf den Teststreifen gelangt ist.

 

Morgenurin enthält mehr hCG, das heißt der Schwangerschaftstest funktioniert damit etwas besser.

Was deutet auf eine Schwangerschaft hin?

Auch wenn Schwangerschaftstests noch nicht funktionieren, weil das hCG noch nicht in messbaren Mengen vorliegt, spüren viele Frauen, dass sie schwanger sind. Klassische Anzeichen sind:

 

  • Morgenübelkeit
  • Ziehen im Unterleib und in den Brüsten
  • Dunkelfärbung der Brustwarzen und der kleinen Erhebungen auf dem Warzenhof durch eine gesteigerte Durchblutung
  • Geruchsempfindlichkeit
    (Dahinter steckt wahrscheinlich eine raffinierte Idee der Natur: Dinge, die Frauen während der Schwangerschaft besser meiden sollten (Alkohol, Zigaretten, leicht verderbliche Lebensmittel), riechen für Schwangere unangenehm. So nehmen Schwangere weniger Substanzen auf, die dem Baby schaden können).
  • Erhöhter Harndrang
  • Verstopfung und/oder Blähungen
  • Erschöpfung und Schwindel
  • Ausgebliebene Periode
    Vorsicht! Viele Schwangere haben trotz Befruchtung zur Zeit der üblichen Periode eine kleine Schmierblutung, die nicht mit der Periode verwechselt werden sollte
  • Vermehrter Ausfluss
  • Stimmungsschwankungen
  • Heißhunger

 

Die meisten Anzeichen sind allgemein bekannt, doch viele Frauen wissen nicht, dass eine Schwangerschaft auch frei von den „üblichen Schwangerschaftssymptomen“ beginnen kann, denn jede Frau reagiert individuell!

 

 

Ausgebliebene Periodenblutung

Wenn sich die befruchtete Eizelle eingenistet hat, wird durch den konstant hohen Progesteronspiegel der monatliche Abbau der Gebärmutterschleimhaut verhindert und die Periode bleibt aus. In der Fachsprache nennt man dieses Ausbleiben der Regelblutung Amenorrhoe.

 

Die Menstruation kann auch aus anderen Gründen ausbleiben und verspätet sein:

 

•    durch die Zeitumstellung bei Flugreisen
•    Hormonstörungen
•    nach langjähriger Pilleneinnahme
•    durch schwere Krankheit
•    Stress
•    Schock
•    nach einer Operation
•    bei starker Gewichtsabnahme

 

Manche Schwangere haben trotzdem etwa vier Wochen nach ihrer letzten Periode eine kleine Schmierblutung, die sogenannte Nidationsblutung oder Einnistungsblutung.
Eine ganz leichte Blutung an dem Tag, an dem die Periode normalerweise kommen sollte, ist also nicht selten.

 

Grundsätzlich sollten jedoch Blutungen während der Schwangerschaft unbedingt mit einem Frauenarzt/einer Frauenärztin oder einer Hebamme besprochen werden, da es sich um ein Anzeichen für eine drohende Fehl- oder Frühgeburt handeln kann.

 

 

 

Veränderung der Körpertemperatur

Wenn Sie Ihre Basaltemperatur regelmäßig jeden Morgen messen, werden Sie wahrscheinlich bemerkt haben, dass die Körpertemperatur auf einem etwas höheren Wert geblieben ist, anstatt vor der erwarteten Menstruation abzufallen. Dies kann allerdings - wie bei allen anderen unsicheren Schwangerschaftszeichen - auch ganz andere, schwangerschaftsunabhängige Gründe, z. B. eine Erkältung, haben. Man sollte sich daher immer wieder bewusst machen, dass ein Schwangerschaftstest und eine Ultraschalluntersuchung die verlässlichsten Methoden zur Bestätigung einer Schwangerschaft sind.

 

 

Ein falsches Ergebnis im Schwangerschaftstest?

Auch wenn der Schwangerschaftstest negativ ist, Sie also scheinbar nicht schwanger sind, kann unter Umständen trotzdem eine Schwangerschaft vorliegen. Andererseits kann es sein, dass Tests zu einem positiven Ergebnis kommen, obwohl gar keine Schwangerschaft vorliegt.

 

Es gibt unterschiedliche Faktoren, die zu einem falschen Ergebnis führen können:

 

  • Falsche oder zu frühe Handhabung des Tests, so dass die Konzentration des Hormons hCG im Urin nicht hoch genug ist. Auch ein "Frühtest" kann fehlerhaft sein. Wie bei allen Prozessen im Körper gibt es individuelle Unterschiede und nicht jede Frau produziert genau gleich schnell hCG. Deshalb kann es insbesondere in den ersten fünf Wochen der Schwangerschaft zu einem falschen negativen Ergebnis kommen.
  • Einnahme von Medikamenten (z. B. gegen Depressionen oder zur Erhöhung der Fruchtbarkeit).
  • Zu warme oder zu kühle Lagerung des Teststäbchens.

 

Mehr zur Schwangerschaft Woche für Woche