Gesunde Milchzähne, Quelle: GABA GmbH

Dank der verbesserten Vorsorge und der erhöhten Zufuhr von Fluoriden, ist die Zahl der Kinder mit Kariesbefall in Deutschland in den letzten Jahren rückläufig.

 

Dennoch gibt es immer noch zu viele Kinder, die aufgrund einer schlechten Ernährungsweise und mangelnder Zahnpflege ein erhöhtes Kariesrisiko haben.

Schon das Milchgebiss hat eine wichtige Bedeutung:

  • für die Entwicklung des Kiefers,
  • als Platzhalter für die bleibenden Zähne,
  • für die Stellung und Gesunderhaltung der nachfolgenden Zähne, 
  • für das Erlernen des Sprechens,
  • für die Kaufunktion und damit für eine ausreichende Nahrungsaufnahme.

Gesunde Milchzähne sind also Garant für gesunde nachfolgende Zähne, denn es besteht ein Zusammenhang zwischen Karies am Milchzahn und Karies bei den bleibenden Zähnen!

 

Wie entsteht Karies?

Im Mund befinden sich Kariesbakterien (Streptococcus mutans), die sich im bakteriellen Zahnbelag (Plaque) direkt auf der Oberfläche der Zähne oder in der Mundhöhle befinden. Dort bauen die Bakterien den Zucker, der über Nahrung und Getränke in den Mund gelangt, zu organischen Säuren ab, die dann den Zahnschmelz mit einer gewissen Verzögerung nach dem Essen angreifen.

Aus dem Zahnschmelz werden wichtige Mineralstoffe herausgelöst. Durch die mit der Nahrung zugeführten Säuren findet dieser Vorgang sofort nach dem Essen statt. Wenn der Zahnschmelz angegriffen ist, bilden sich dort weiße Flecken, die sich bei weiterhin zahnunfreundlicher Ernährung und mangelnder Zahnpflege, zu den schmerzhaften Löchern entwickeln (Karies)und schließlich zur Zerstörung der Zähne führen.

 

Welche vorbeugenden Maßnahmen können die Kariesentstehung verhindern?

Zahnstellung, Zahnbeschaffenheit und eine gesunde, zahnfreundliche Ernährung spielen eine zentrale Rolle:

Die Nahrung kann die Zusammensetzung der Bakterien im Mund positiv oder negativ beeinflussen. Zuckerhaltige Lebensmittel und Getränke fördern das Wachstum der Kariesbakterien schon vom Säuglingsalter an. Zucker ist nicht nur in Süßigkeiten, sondern auch in vielen anderen Lebensmitteln und Getränken enthalten, wie z.B. in Marmelade, Honig, Nuss-Nougat-Creme, Fruchtjoghurt, Fruchtquarkzubereitungen, Pudding, Frühstücksflocken, Fertigmüsli, Trockenfrüchte, Brezel, Chips, Weißbrot, Fruchtsäfte, Fruchtnektare (ca. 50% Fruchtgehalt), Fruchtsaftgetränke (ca. 6-12% Fruchtgehalt), Limonaden, Colagetränke, Eistee, Ketchup etc.

Neben zuckerhaltigen Lebensmitteln haben auch säurehaltige Lebensmittel eine Karies fördernde Wirkung, in dem sie den Zahnschmelz an der Zahnoberfläche angreifen und auflösen können. Somit sollte der Verzehr von Limonaden, Colagetränken, Fruchtsäften, Fruchtnektaren, Fruchtsaftgetränken und von Lebensmitteln, denen Zitronensäure zugesetzt ist (besonders Süßigkeiten und Fertigprodukte), stark eingeschränkt werden.

 

Lebensmittel und ihre Wirkung auf die Zähne

Dies sind Lebensmittel, die der Säurebildung entgegenwirken und somit eine eher schützende Wirkung für die Zähne haben: Milch, Naturjogurt und Käse.

 

Gemüse, Hülsenfrüchte, Kartoffeln, ungesüßte Getreideprodukte, Nüsse und Eier verhalten sich neutral oder basisch schaden den Zähnen ebenfalls nicht.

 

Obst enthält zwar ebenso Fruchtsäuren, fördert aber die Speichelproduktion durch Kauen und ist daher als nicht so schädlich einzustufen wie zugesetzte Fruchtsäuren. Ein übermäßiger Genuss von stark säurehaltigen Früchten kann dennoch zu Zahnschädigungen führen.

 

Kartoffeln, Reis, Nudeln oder andere Getreidearten sind stärkehaltige Lebensmittel, die ebenfalls wenig zur Kariesentstehung beitragen. Vollkornprodukte regen im Gegensatz zu Weißmehlprodukten den Speichelfluss an und sind somit eher als unbedenklich für die Zähne anzusehen.

Dabei ist auch entscheidend, wie oft etwas wird. 

 

Kauen hilft

Intensives und ausgiebiges Kauen fördert den Speichelfluss und vermindert somit das Wachstum der Bakterien. Der Speichel neutralisiert die Säure, die durch die Kariesbakterien entsteht und mineralisiert den angegriffenen Zahnschmelz mit mineralischen Salzen wie Calcium und Fluorid. Dadurch bleiben Zahnschmelz und Zähne erhalten.

Ballaststoffreiche Lebensmittel (Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte) fördern verstärktes Kauen und regen den Speichelfluss dadurch an.

 

Säuren schädigen den Zahnschmelz

Für die Zahngesundheit besonders schädlich, ist die Zitronensäure (E 330), die zu technologischen Zwecken - zur Konservierung oder als Aroma - vorwiegend bei der Getränke- und Süßwarenherstellung eingesetzt wird.

 

Nach der Bewertung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) greifen zitronensäurehaltige Süßwaren und Getränke mit einem hohen Zitronensäuregehalt den Zahnschmelz an - besonders in Kombination mit Zucker.

Bei einem hohen Säureanteil sinkt der pH-Wert des Speichels stark ab. Dies kann zu einer Herauslösung (Entmineralisierung) von Mineralstoffen aus dem Zahnschmelz und somit zu starken Zahnschädigungen (Zahnschmelzerosionen) führen. Schmelzkristalle brechen aus der erweichten äußeren Schmelzschicht heraus, der Schmelz wird zerstört. Die Zähne lösen sich bei häufigem und regelmäßigem Verzehr solcher säure- und zuckerhaltigen Produkte regelrecht auf.

 

Besonders gefährdet sind hier die noch weichen Milchzähne und somit das spätere bleibende Gebiss. Wenn Karies noch zusätzlich den Zahn angreift, wird das Zahninnere mit Blutgefäßen und Nervenbahnen (Pulpa) sowie das Bindegewebe abgetötet. Die Folge ist ein entzündlicher Abbau des Kieferknochens (Parodontitis). Dieser Effekt wird auch bei anderen Säuren, wie Phosphorsäure (in Cola-Getränken), Kohlensäure oder Ascorbinsäure (Vitamin C) beobachtet, unabhängig davon, ob es sich um natürlich vorkommende oder künstlich zugesetzte Säuren handelt.

 

Mittels neuer Technik wurde an der Universität Jena beobachtet, dass schon 10 Sekunden nach dem Kontakt mit Limonade der Zahnschmelz stark angegriffen und geschädigt wird. Sofortiges Zähneputzen nach Verzehr wäre hier sogar das völlig Falsche. Denn der durch die Säuren erweichte Zahnschmelz wird durch das Putzen noch stärker abgelöst und der Zahn somit noch mehr geschädigt.

 

Lebensmittel, die viel Säure enthalten:

  • Fruchtgummis, Lutscher, Bonbons, saure Drops, saure Weingummis
  • Konfitüren, Gelees, Gelatine-Süßspeisen, Frucht- und Gemüsekonserven
  • Eiscreme, Torten-, Kuchenfüllungen, Fruchtcremes
  • Colagetränke, Eistee, Instant Tee
  • Limonaden (z.B. weiße, orange Limo, Sportler-Getränke, Energy-Drinks)
  • Zitrusfrüchte, Fruchtsäften, -nektare, Fruchtsaftgetränken
  • Früchtetee mit säurehaltigen Obstsorten wie Himbeeren, Johannisbeeren
  • Säuglings- und Kleinkindergetränke mit Zucker und/oder säurehaltigen Obstsorten wie Himbeeren, Johannisbeeren

Entscheidend ist auch Menge der verzehrten Lebensmittel.

 

Wie kann die Entmineralisierung des Zahnschmelzes vermindert werden?

  • Eine hohe Konzentration von Mineralstoffen (Calcium, Phosphat, Fluor) im Speichel und in Lebensmitteln ist erforderlich, damit der pH-Wert wieder ansteigen kann.
    Wichtig hierbei sind auch Essens- und Trinkpausen. 
  • Ein zusätzlicher Verzehr von Milch oder Käse kann den Angriff auf den Zahnschmelz kompensieren.
  • Auch eine Spülung mit Wasser oder fluoridhaltiger Spülung trägt zur Verdünnung des Säuregehalts im Mund und zur Remineralisierung des Zahnschmelzes bei.

 

Tipps für die Erhaltung gesunder Zähne

  • Limonaden und Fruchtsäfte möglichst nicht jeden Tag trinken.
  • Zucker- und säurehaltige Lebensmittel und Getränke nicht gleichzeitig verzehren.
  • Besonders Zahn schädigende Süßigkeiten (wie z.B. Fruchtgummis, Lutscher) nur selten, am besten nach einer Mahlzeit naschen. 
  • Zwischenmahlzeiten wählen, die zum Kauen anregen und somit die Speichelbildung fördern.
  • Nach dem Verzehr von süßen Lebensmitteln oder Getränken sollten sofort die Zähne geputzt werden. Ist keine Zahnbürste zur Hand kann auch mal ein spezieller Zahnpflege-Kaugummi verwendet werden.
  • Nach dem Verzehr von säurehaltigen Lebensmitteln (auch bestimmten Obstsorten) oder Getränken sollten die Zähne nicht sofort und auch nicht so kraftvoll geputzt werden, um eine weitere Beschädigung der oberen Zahnschicht zu vermindern. 
  • Eltern sollten Ihren Kindern möglichst lange die Zähne putzen bzw. nachputzen und das Gebiss gründlich reinigen. 
  • Bei Säuglingen/Kleinkindern sollten Saugflaschen, Trinklerngefäße mit Schnabelaufsätzen oder Ansaugventilen nur kurz zur Flüssigkeitsaufnahme verwendet werden, aber auf keinen Fall zum Dauernuckeln. Am besten sollten die Kinder so früh wie möglich (zwischen dem 6. und 12. Monat) an Becher/Tassen gewöhnt werden.

 

Zahngesundheit beginnt schon im Mutterleib

Untersuchungen belegen, dass die Übertragung der Mundhöhlenkeime fast immer durch die Mutter erfolgt. Dies geschieht, wenn die Mutter selbst eine unbehandelte Karies oder Parodontitis hat. Dadurch werden die Bakterien über den gemeinsamen Blutkreislauf auf das Kind übertragen und somit auch das Risiko für die frühe Kariesentstehung beim Kind.

 

Vor einer geplanten Schwangerschaft sollte dem Kariesbefall durch entsprechende Maßnahmen vorgebeugt bzw. eine bestehende Karies behandelt werden. Auch die Einnahme von Antibiotikum während der Zahnbildungsphase des Kindes kann zu Zahnschädigungen bzw. zu Verfärbungen des Zahnschmelzes schon vor der Geburt und dem Heraustreten der ersten Zähne führen. Während der Schwangerschaft ist neben einer optimalen Mundhygiene eine Zahnbehandlung am besten während des letzten Trimenons möglich.

 

Studien haben gezeigt, dass Stillen das Kariesrisiko des Kindes deutlich vermindern kann. Denn die Muttermilch enthält die ideale Zusammensetzung für eine gute und gesunde Entwicklung der Zähne, die zwar bei den Säuglingen noch nicht sichtbar, aber bereits im Kieferknochen angelegt sind.

 

Um die Zahngesundheit zu erhalten, sollten Sie Ihrem Kind so lange wie möglich keine zucker- und säurehaltigen Lebensmittel und Getränke geben. Das ständige Trinken/Nuckeln aus Flaschen mit Saugern, die gesüßten Tee, Fruchtsäfte, Limonaden oder Milch enthalten schädigt die Zähne. 

Durch das permanente Umspülen der Zähne Tag und/oder Nacht mit Zucker und Säure produzieren die Kariesbakterien permanent Säure und es kann sich ein sogenannter Milchzahn- oder Flaschenkaries („Nursing-Bottle-Syndrome“) entwickeln.

Geeignete Getränke sind ungesüßte Kräutertees, stilles Wasser oder Leitungswasser bei guter Trinkwasserqualität. 

Eltern können Übertragungsquellen für Kariesbakterien sein. 

 

Unser Tipp: Probieren Sie die Babynahrung nicht mit dem Löffel, den Ihr Kind verwendet. Auch ein heruntergefallener Schnuller sollte besser unter fließendem Wasser gespült werden.

 

 

Zähne richtig geputzt

Gute und richtige Zahn- und Mundhygiene ist wichtig. Helfen Sie Ihrem Kind beim Zähneputzen so lang wie möglich: mindestens 2 Mal pro Tag nach dem Essen, morgens und vor allem vor dem Schlafengehen. Die abendliche Zahnpflege ist besonders wichtig, da aufgrund der Verminderung des  Speichelflusses in der Nacht die Kariesbakterien sich ungestört vermehren und die Zähnen schädigen können.

 

Ab dem 2. Lebensjahr sollte eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung beim Zahnarzt erfolgen. Zusätzlich sollte ab einem Alter von ca. 8 Jahren täglich Zahnseide (Zwischenraumbürsten) zur Entfernung der Plaque zwischen den Zähnen verwendet werden.

 

Die richtige Technik

Eltern sollten die ersten Zähne Ihres Kindes morgens und abends vorsichtig mit einem Wattestäbchen oder mit einem Mull-Läppchen behutsam reinigen.

Das "KAI-Muster" der Zahnpflege

KAI steht für: Kauflächen, Außenflächen und Innenflächen der Zähne. Mit einfachen Bewegungen vor und zurück können Sie Ihrem Kind am Anfang zeigen, wie die Zähne gut zu putzen sind. Angefangen wird immer am letzten Zahn. 

Grafisch dargestellt finden Sie die Putztechnik nach der Empfehlung der Landesarbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege Hessen (LAGH) hier: www.agz-rnk.de/agz/download/3/KAI_Putztechnik.pdf

 

Im Alter von ca. vier Jahren sollten dann auch die Außenflächen der Zähne miteinbezogen werden. Durch einfache, kreisende Bewegungen - beginnend mit dem letzten Zahn - werden diese gereinigt. 

Ab der Vorschulzeit werden dann auch die Innenflächen der Zähne beim Putzprogramm berücksichtigt. Dabei wird die Zahnbürste stets von rot nach weiß, sprich vom Zahnfleisch zum Zahn geführt – wieder beginnend bei den hintersten Zähnen.

 

Welche Zahnpasta ist geeignet?

Im Handel sind verschiedene Zahnpasten zu erwerben, die eine unterschiedliche Konzentration an Fluoriden enthalten. Aminofluorid-haltige Pasten scheinen den wirksamsten Schutz gegen Säuren darzustellen. Es ist wichtig altersgemäß die entsprechende Zahnpasta zu wählen.

 

Kinderzahnpasta

Fluoridhaltige Zahnpasta können ab dem ersten Milchzahn verwendet werden. Ihr Kind sollte jedoch schon ganz gut ausspucken können, damit es zu keiner erhöhten Fluoridaufnahme kommt (Fluorose!). Am Anfang können Lern-Zahncremes verwendet werden, die zwar noch kein Fluorid enthalten, mit denen das Kind aber spielerisch an das Zähneputzen herangeführt werden kann.

Eine erbsengroße Menge zum Putzen ist ausreichend.

Fluoridierte Zahnpasta für Kinder enthält meistens 0,5g Fluorid pro kg Zahnpasta oder 0,05 %.

 

Fluorid, ein Spurenelement in der Ernährung, kann den Zahn vor Karies zu schützen, indem es eine Schutzschicht auf dem Zahnschmelz bildet. 

Fluorid findet sich vor allem in Fisch, aber auch im Leitungswasser. Generell wird die Verwendung von fluoridiertem Speisesalz empfohlen. Bei Kindern in den ersten zwei Lebensjahren wird Fluorid (0,25 mg Fluorid/Tag) in Form von Tabletten oder Tropfen (wenn keine anderen bedeutenden Fluoridquellen vorliegen) vom Kinder- und Jugendarzt verschrieben  - auch in Kombination mit Vitamin D.

 

Juniorzahnpasta

Ab dem Schulalter kann eine Juniorzahnpasta oder eine fluoridierte Zahnpasta für Erwachsene mit 1,0 bis 1,5 g Fluorid pro kg Zahnpasta oder 0,1 bis 0,15 % verwendet werden.

Juniorzahnpasta schmeckt milder als Erwachsenenzahnpasta. 

Erwachsenenzahnpasta

Ab dem beginnenden Zahnwechsel können sowohl Junior-, als auch Erwachsenenzahnpasten verwendet werden mit einem Gehalt von maximal 1,5g Fluorid kg Zahnpasta oder 0,1 bis 0,15 %. Für Kinder ab 6 - 12 Jahren (siehe Verpackungsangabe) sind zwischendurch alkoholfreie fluoridhaltige Zahnspülungen geeignet.

 

Unsere Tipps:

  • Achten Sie auf den richtigen Fluoridgehalt entsprechend dem Alter Ihres Kindes
  • Um Kinderzahnpasten einfacher unterscheiden zu können, empfiehlt die Informationsstelle für Kariesprophylaxe auch nach dem Packungsaufdruck „für Milchzähne“ oder „für Kinder bis zum 6. Lebensjahr“ zu achten.
  • Empfohen wir die Verwendung von fluoridhaltigem Speisesalz.
  • Fragen Sie Ihren Zahnarzt welche Zahnpasta für Ihr Kind geeignet ist.
  • Fragen Sie Ihre Zahnärztin/Ihren Zahnarzt nach der richtigen Putztechnik - auf für die Benutzung von Zahnseide.

Weitere Informationen über "Zahngesundheit und Zahnpflege für Kinder von Anfang an" können Sie hier nachlesen.