Wenn Sie häufiger als 3-5 mal täglich, auch nachts und bei leerem Magen an mehreren aufeinander folgenden Tagen erbrechen müssen und mehr als drei Kilogramm abnehmen, ist das nicht mehr die normale Schwangerschaftsübelkeit. Sie sollten dann unbedingt mit Ihrem Frauenarzt bzw. Ihrer Frauenärztin oder Ihrer Hebamme sprechen. Diesen Zustand bezeichnet man als Hyperemesis, eine ernstzunehmende Schwangerschaftskomplikation, die ungefähr einmal unter 200 Schwangerschaften vorkommt und häufig in der Klinik therapiert werden muss. Hyperemesis gravidarum tritt vor allem im ersten Schwangerschaftsdrittel und nur selten nach der 20. Schwangerschaftswoche auf. Manche Frauen leiden aber leider auch bis zur Geburt unter starker Übelkeit und Erbrechen.
 
Eine Hyperemesis gravidarum ist häufiger bei Mehrlingsschwangerschaften. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie bei einer nachfolgenden Schwangerschaft wieder auftritt, liegt bei etwa 50 Prozent.
Die Ursachen dieser Erkrankung sind relativ unbekannt. Sicherlich sind mehrere Faktoren beteiligt, von erblichen Voraussetzungen über die seelische Verfassung bis hin zur allgemeinen körperlichen Gesundheit.
 
Keine der bisherigen Studien konnte bei allen Betroffenen eine deutliche gemeinsame Ursache, z. B. eine bestimmte Hormonkonstellation, nachweisen. Man konnte beobachten, dass allein durch einen Ortswechsel und/oder die geschützte stationäre Betreuung in der Klinik sich oft eine Besserung einstellte, was zeigt, dass psychosomatische Faktoren eine Rolle spielen können. Zur Behandlung wird deshalb auch Psychotherapie eingesetzt.
 
Bei übermäßigem Erbrechen können Sie nicht mehr alle Nährstoffe aufnehmen, die Sie und Ihr Baby benötigen. Die Behandlung dient deshalb der Zufuhr der wichtigsten Vitamine und von ausreichend Flüssigkeit. Alternative Behandlungsformen wie Akupressur werden neben Medikamenten eingesetzt, z. B. Vitamin-B6-Präparate, Doxylamin, Antiemetika und Antihistaminika.
 
Übelkeit und Erbrechen noch jenseits der 20. Schwangerschaftswoche können aber auch wichtige Alarmzeichen für bestimmte Schwangerschafts-Komplikationen (wie Chromosomenanomalien oder Wassereinlagerungen beim Kind, aber auch eine Präeklampsie) sein und bedürfen der Abklärung. Andererseits kann auch eine Erkrankung dahinterstecken, die nichts mit der Schwangerschaft zu tun hat, wie Gallenblasen-, Leber- und Nierenstörungen.