Wie aus der Geburt Kaptial geschlagen wird

 

Möglichst natürlich und „clean“ sollen Nahrungsmittel und Kosmetikprodukte für viele Menschen sein- und was ist natürlicher als körpereigene Wirkstoffe? Darauf basierend wird vor allem im Internet damit geworben, dass Kapseln hergestellt aus der eigenen Plazenta nicht nur das Risiko für Wochenbettdepressionen verringern, sondern dazu noch schöner und leistungsfähiger machen. Einige Sportler schwören sogar auf die Muttermilch fremder Frauen um ihre Muskeln schneller wachsen zu lassen. Allerdings sind diese Praktiken nicht nur wenig erforscht, sondern bergen sogar potenzielle Gesundheitsrisiken für die Anwender.

 

Plazentophagie


Berichten verschiedener Medien zufolge soll der Verzehr der Plazenta (Mutterkuchen) nach der Geburt (auch „Plazentophagie“ genannt) wahre Wunder bewirken. Verschiedenste Effekte und Anwendungsgebiete werden im Internet, vor allem auf Lifestyle-Blogs und in Foren, beworben:


•    Schutz vor Wochenbettdepressionen
•    Reduktion von Blutungen nach der Geburt
•    Förderung der Milchbildung und schnellere Kontraktion der Gebärmutter
•    Behandlung von Schlafproblemen
•    Linderung der Symptome des Prämenstruellen Syndroms (PMS) und der Menopause
•    Verbesserung von Haut und Haaren, Behandlungen von Entzündungen und Narben
•    Stärkung des Immunsystems


Grund für all diese Effekte soll vor allem der hohe Gehalt an Hormonen, z.B. Östrogen, Progesteron und Oxytocin, sowie an Nährstoffen wie beispielsweise Eisen, sein.
Rein rechtlich gesehen ist die Plazenta Eigentum der Mutter und sie darf entscheiden, was nach der Geburt damit passiert. Die Plazenta kann theoretisch roh oder gekocht verzehrt werden, allerdings entscheiden sich die meisten Frauen für pharmazeutischen Zubereitungen, z.B. als Kapseln, Pulver, Globuli oder Cremes.


Der zunehmenden Bekanntheit dieses Trends folgend, haben im Jahr 2015 Forscher aus den USA eine Übersichtsarbeit zu diesem Thema erstellt. Nur 10 Studien (durchgeführt an Tieren und Menschen) konnten für die Auswertung genutzt werden, da der Großteil der durchgeführten Experimente nicht den Qualitätskriterien wissenschaftlichen Arbeitens entsprach. Die Autoren kamen zu der Schlussfolgerung, dass Plazentophagie nach heutigem Kenntnisstand keinen Nutzen für die Gesundheit der Mutter hat. Noch dazu kommen gesundheitliche Bedenken, die im Internet meist vernachlässigt werden. Die Plazenta sorgt nicht nur dafür, dass Sauerstoff und Nährstoffe zum Kind transportiert werden, sondern auch dass Schadstoffe, z.B. Krankheitserreger und Schwermetalle wie Blei und Cadmium, vom ungeborenen Kind ferngehalten werden. Daher ist es nicht überraschend, dass diese Stoffe in Plazentagewebe nachgewiesen wurden. Wenn eine Frau also ihre Plazenta isst, nimmt sie diese Stoffe mit auf und setzt sich selbst und ihr Kind einer unnötigen Gefahr aus, da diese Stoffe in die Muttermilch gelangen können. Außerdem gibt es keine standardisierten Prozesse für die Zubereitung/Verarbeitung und Dosierung, wodurch man sich nicht sicher sein kann, was und wie viel man eigentlich zu sich nimmt, v.a. wenn die Produkte von Anbietern aus dem Internet hergestellt werden.


Fazit: Die angepriesenen positiven Effekte basieren eher auf Anekdoten,  als auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Mögliche Risiken sind kaum oder gar nicht untersucht- besser ist es also, darauf zu verzichten.

 

 

Muttermilch- ein „cleanes“ Superfood für Erwachsene?

In Internetforen häufen sich seit einiger Zeit Berichte, dass Muttermilch auch für Erwachsene Vorteile für die Gesundheit bringt, wie z.B. eine höhere Leistungsfähigkeit und eine verbesserte Immunfunktion.  Vor allem viele Sportler und Bodybuilder schwören darauf, da Muttermilch aufgrund ihres Proteingehaltes die Muskeln angeblich schneller wachsen lässt und die Erholungszeit nach intensivem Training verkürzt.


Ohne Zweifel ist Muttermilch die beste Nahrung für Säuglinge und ihre Zusammensetzung ist optimal auf deren Bedürfnisse abgestimmt. Positive Kurz-und Langzeiteffekte wurden in zahlreichen Studien bestätigt. Sie enthält alle Nährstoffe, die ein Baby in den ersten 4-6 Monaten zum Leben und Wachsen benötigt und zusätzlich dazu Stoffe, die das Immunsystem fördern.  Dass Muttermilch auch einen positiven Effekt auf die Gesundheit Erwachsener hat ist allerdings ein Irrglaube und es gibt keine wissenschaftlichen Studien die zeigen, dass Muttermilch irgendeinen ernährungsphysiologischen oder medizinischen Vorteil für Erwachse hat. Auch Sportler, die Muttermilch als natürliche („cleane“) Proteinquelle zum Muskelaufbau zu sich nehmen liegen in ihrem Glauben falsch- sie enthält nämlich tatsächlich weniger Eiweiß als Kuhmilch.


Der Konsum von Muttermilch, die online in Milchbörsen angeboten wird, kann sogar gefährlich werden. Anders als bei Milchbanken von Krankenhäusern, die Frühgeborene oder kranke Säuglinge, deren Mütter nicht genug Milch produzieren, mit Muttermilch versorgen, gibt es bei Milchbörsen keinerlei Qualitätskontrolle. Durch nicht-kontrollierte Muttermilch können  Lebensmittelinfektionen übertragen werden wenn beim Abpumpen, Befüllen der Container oder Versand nicht hygienisch vorgegangen wird. In der Tat konnten Wissenschaftler in 93% untersuchter Proben aus dem Internet Bakterien nachweisen, die Krankheiten übertragen. Außerdem können auch schwerwiegende Infektionskrankheiten wie Hepatitis B oder das Aids-Virus darin übertragen werden. Man kann sich nicht sicher sein, ob die Spendermutter raucht, Alkohol trinkt oder Medikamente nimmt- all diese Stoffe können in Muttermilch enthalten sein. Offizielle Milchbanken unterliegen dagegen strengsten hygienischen Vorschriften und geben ihre Milch nicht an Erwachsene weiter- nicht nur weil es ihnen nichts bringt, sondern auch weil diese für Neugeborene bewahrt wird, deren Gesundheit und Entwicklung entscheidend davon abhängt.


Fazit: Was für die Kleinen gut ist, ist nicht unbedingt gut für uns. Muttermilch ist für Erwachsene nicht nur völlig nutzlos, sondern kann sogar gefährlich sein- der Konsum ist daher nicht zu empfehlen, v.a. wenn sie aus nicht-kontrollierten Milchbörsen aus dem Internet kommt.

 

Nabelschnurblut zur späteren Eigennutzung


Während es sich  bei Plazentophagie und dem Konsum von Muttermilch weitestgehend um Lifestyle-Trends handelt, geht es bei der Entscheidung, Nabelschnurblut einfrieren zu lassen, um die Angst, dass das eigene Kind schwer erkranken könnte und ihm mit Stammzellen aus der Nabelschnur eventuell geholfen werden kann. 


Die Nabelschnur enthält unreife Blutstammzellen, die zu reifen Blutzellen, Immunzellen und Gewebezellen wachsen können. Diese Zellen können zur Behandlung verschiedener schwerer Erkrankungen genutzt werden. Derzeit gibt es allerdings nur Erfahrungen, diese Stammzellen auf einen anderen Menschen zu übertragen, v.a. bei Störungen der Blutbildung oder Immundefekten. Inwiefern man die Stammzellen auch zum Eigengebrauch nutzen kann, wird derzeit noch wissenschaftlich untersucht. Die Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Knochenmark-und Blutstammzelltransplantation e.V. kommt in einer Stellungnahme aus dem Jahr 2016 zu folgender Schlussfolgerung: „ Mütter von gesunden Neugeborenen und ihre Familien sollen wissen, dass es nach dem heutigen Stand des Fachwissens kein Versäumnis darstellt, das Nabelschnurblut des Kindes nicht einzufrieren.“ Hier können Sie die Stellungnahme einsehen.


Ausnahmen sind Kinder, in deren Familien bestimmte Krankheiten auftreten oder die bereits erkrankte Geschwister haben. In diesem Fall sollten Familien sich durch erfahrene Ärzte und Experten im Bereich der Stammzelltransplantation ausführlich beraten lassen.


Nicht nur die Behandlungserfolge der Eigennutzung sind ungewiss. Es ist auch nicht bekannt, wie lange Nabelschnurblut eingelagert werden kann. Die Nutzung wäre in den meisten Fällen erst Jahrzehnte später relevant, was zu Zweifeln führt wie sicher und stabil Stammzellen nach einer solch langen Periode sind. Geht es um die Behandlung bestimmter Erkrankungen, beispielsweise Blutkrebs (Leukämie), ist es außerdem fraglich, ob sich eigene Stammzellen überhaupt für die Therapie eignen, da häufig bereits unmittelbar nach der Geburt Leukämiespuren nachgewiesen werden  können, d.h. dass die eigenen Stammzellen von Geburt an bösartige Veränderungen in sich tragen.


Es besteht auch die Möglichkeit, Nabelschnurblut zu spenden,  für Forschungszwecke oder zur Therapie anderer Erkrankter. Achten Sie aber in jedem Falle darauf, sich vor der Geburt von Experten beraten zu lassen. 

 

Fazit: Nach heutigem Kenntnisstand ist die Eigennutzung von Stammzellen aus der Nabelschnur noch zu wenig erforscht, während die Übertragung auf andere Erkrankte bereits häufiger praktiziert wird. Sie sollten sich immer im Klaren sein, dass kommerzielle Stammzellbanken existieren, die häufig unrealistische Erwartungen bezüglich Therapiemöglichkeiten wecken. Wenn Sie sich für dieses Thema interessieren, sollten Sie sich immer ausführlich von Experten beraten lassen.

 

Schreibabys

 

Alle Babys schreien- bei Hunger, einer vollen Windel, oder wenn andere Dinge sie stören. Es gibt allerdings einige Babys, die ohne erkennbaren Grund schreien- häufiger und intensiver als andere Kinder. Für Eltern ist dies meist eine extreme körperliche und seelische Belastung.

 

Wie viel Schreien gilt als übermäßig?

 

Übermäßiges Schreien wird über die sogenannte „Dreierregel“ definiert:

 

  • Mehr als 3 Stunden pro Tag
  • An mehr als 3 Tagen pro Woche
  • Über mehr als 3 Wochen

 

Typischerweise reagiert das Kind auf keinerlei Beruhigungsversuche. Es hat Probleme an die Anpassung von Schlaf-und Wachphasen und scheint dauerhaft übermüdet zu sein. Betroffene Babys haben oft einen roten Kopf beim Schreien und spannen dabei den gesamten Körper an. Häufig leiden Schreibabys an einem aufgeblähten Bauch- dies ist jedoch Konsequenz des Schreiens, nicht die Ursache: durch das Schreien schluckt das Kind viel Luft, die sich schlussendlich im Darm sammelt und Beschwerden (Blähungen) verursacht.

 

Schätzungsweise schreit jeder 8. Bis 10. Säugling übermäßig. In der Regel fängt das Schreien etwa zwei Wochen nach der Geburt an. Bei der Mehrzahl betroffener Kinder hört dies bis zum 4. Monat auf und nur ganz wenige schreien über den 6. Monat hinaus übermäßig. Denken Sie aber immer daran: alle Kinder sind verschieden, daher kann  übermäßiges Schreien auch etwas kürzer oder länger anhalten!

 

Was sind mögliche Ursachen?


Die genauen Ursachen sind noch nicht ganz eindeutig geklärt. In der modernen Säuglingsforschung wird davon ausgegangen, dass diese Babys Schwierigkeiten damit haben, sich gemäß ihrem Alter selbst zu beruhigen. Man spricht hier von Regulationsstörungen.  Wie oben beschrieben ist der Begriff „Dreimonatskolik“, der früher häufig verwendet wurde, nicht zutreffend, da man heute weiß, dass der vielmals beobachtete Blähbauch eine Konsequenz und nicht die Ursache des Schreiens ist.


Schreibabys gibt es überall auf der Welt. Es macht keinen Unterschied, ob sie gestillt werden oder Flaschenmilch bekommen. Babys aus Raucherhaushalten sind allerdings öfter betroffen. In seltenen Fällen können Milchunverträglichkeit und Sodbrennen die Ursache sein. Neben Magen-Darm-Problemen können auch andere Ursachen wie eine Mittelohrentzündung oder ein eingeklemmter Leistenbruch dahinter stecken. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Kind übermäßig schreit, konsultieren Sie in jedem Fall Ihren Kinderarzt, damit alle organischen Ursachen ausgeschlossen werden können.

 

Auswirkungen


Schreibabys unterscheiden sich nicht von anderen Babys in Bezug auf ihre spätere Gesundheit. Für die Eltern sind Schreibabys jedoch eine enorme seelische Belastung. Etwa 96% der Mütter mit Schreibabys leiden unter einem chronischen Erschöpfungs-und Überforderungssyndrom. Viele Mütter geben sich selbst die Schuld und haben das Gefühl, ihrem Kind nicht gerecht werden zu können. Das Schreien des Kindes und die Ratlosigkeit und Überforderung der Eltern führt häufig zu einem Teufelskreis- denn je müder, gestresster und verzweifelter die Eltern aufgrund der Situation werden, desto mehr gerät auch das Kind in Stress, da es merkt wenn es den Eltern selbst nicht gut geht.

 

Was kann man tun?


Es ist wichtig, sich immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, dass das Schreien nichts mit den Eltern zu tun hat. Da es sich um ein Regulationsproblem des Kindes handelt, ist es extrem wichtig, Ruhe und Geduld zu bewahren- das Kind muss die Regulation selbst erlernen. Nervöse und gereizte Eltern übertragen diese Gefühle auch auf ihr Baby- hektische und ständig wechselnde Beruhigungsversuche führen daher eher zum Gegenteil. Generell sollte darauf geachtet werden, dass das Baby einen geregelten Tagesablauf hat. Schnelle und unruhige Bewegungen in Gegenwart des Kindes sollten vermieden werden, genauso wie laute Geräusche oder Spielzeuge. Gleichmäßige und ruhige Hintergrundgeräusche können einige Babys beruhigen, genauso wie Körperkontakt, eine Babymassage oder ein Bad. Leider gibt es jedoch kein Patentrezept und Eltern müssen mit der Zeit selbst herausfinden, welche Methode ihr Kind am besten beruhigt.


Es ist völlig natürlich, dass sich Eltern, v.a. Mütter, die die meiste Zeit mit dem Baby verbringen, schnell ausgelaugt, erschöpft und genervt fühlen. Sie benötigen ein schier unendliches Maß an Geduld. Es ist daher keineswegs verwerflich, dass die Situation mit einem Schreibaby betroffene Mütter zeitweise überfordert und jegliche Energie kostet. Daher sollten frühzeitig andere Betreuungspersonen einspringen- z.B. der Partner oder die Großeltern, damit sich die Mutter ein paar Stunden täglich um sich selbst kümmern kann und wieder zur Ruhe und zu Kräften kommt.

 

Wann und wo muss man sich Hilfe suchen?


Wenn Eltern das Gefühl haben, dass ihr Kind übermäßig schreit, sollten sie sich in jedem Fall von ihrem Kinderarzt beraten lassen um organische Ursachen auszuschließen. Wenn sich das Kind nicht mehr füttern lässt, es nicht weiter an Gewicht zunimmt oder andere Krankheitszeichen wie Erbrechen, Fieber, Durchfahl oder unregelmäßiger Stuhlgang hinzukommen, muss dies umgehend ärztlich abgeklärt werden.


Wenn die Kräfte der Eltern ausgeschöpft sind, gibt es die Möglichkeit sich in einer Schreiambulanz Hilfe zu suchen. Dort werden alle Babys mit Regulationsstörungen behandelt- neben Schreibabys sind dies auch Säuglinge mit Schlaf- und Fütterungsstörungen. Experten vermitteln den Eltern dort verschiedene Techniken, wie sie ihre Kinder beruhigen können. Oft hilft schon allein die Tatsache, dass Eltern dort über ihre Situation und Unsicherheiten sprechen können,  damit sie besser mit ihrem Kind umgehen können.

Vor allem wenn die Eltern so erschöpft und am Ende ihrer Kräfte sind, dass sie einen Kontrollverlust fürchten, sollten sie schnellstmöglich mit dem behandelnden Kinderarzt darüber sprechen. Bei akuten Krisen, gibt es auch die Möglichkeit, eine telefonische Beratung in Anspruch zu nehmen. Auf dieser Internetseite finden Sie die nötigen Kontaktadressen und Telefonnummern: www.schreibaby.de/adressen-fuer-eltern-von-schreibabys/

 

Sehstörungen bei Kindern

 

Den Großteil unserer Sinneseindrücke nehmen wir über die Augen wahr und vor allem für die Kleinen gibt es jeden Tag so viel Neues damit zu entdecken. Leider nimmt die Zahl kurzsichtiger Kinder und Jugendlicher weltweit stark zu. Schätzungen zufolge leidet in Europa und den USA bereits jeder zweite Heranwachsende an Kurzsichtigkeit. Da das Auge während der gesamten Kindheit weiterwächst, ist dieser Zeitraum entscheidend, um mögliche Ursachen zu beseitigen, denn Sehhilfen können dieses Problem nur symptomatisch korrigieren, aber nicht verhindern. Eine weitere häufig vorkommende Sehstörung ist Schielen. Was oft verniedlichend als Silberblick bezeichnet wird, kann unbehandelt zu langfristigen Sehproblemen führen. Schielen muss daher frühestmöglich erkannt und behandelt werden.

 

Wie entwickeln sich Auge und Sehkraft?

Anders als der Hörsinn, der bei der Geburt schon voll ausgeprägt ist, will Sehen gelernt sein. Bei der Geburt kann das Baby Primärfarben, Licht, Umrisse und Bewegungen erkennen, allerdings nur sehr unscharf. Die Sehkraft liegt bei etwa 20-40% im Vergleich zu Erwachsenen. Zu Beginn sind alle Babys außerdem leicht weitsichtig und sehen nur etwa 20-30 cm weit. Das Sehvermögen passt sich in den kommenden Monaten immer dem Entwicklungsstand an. Mit etwa acht Monaten haben Kinder 30-50% des Sehvermögens Erwachsener entwickelt. Die volle Sehschärfe wird meist  erst im 4. Lebensjahr erreicht, dies kann jedoch auch noch etwas länger dauern. Die Länge des Auges ist in etwa bis zum Alter von sechs bis acht Jahren noch im Wachstum und entscheidet später über Normal, -Kurz, - oder Weitsichtigkeit.
 

Schielen- ganz normal?


Gelegentliches Schielen kommt bei Neugeborenen häufig vor, da das Kleine die Augen noch nicht richtig koordinieren kann und die sechs verschiedenen Muskeln, die jedes Auge bewegen, noch nicht vollständig steuern kann. Spätestens nach drei bis vier Monaten sollte sich das Problem von selbst lösen. Bei ständigem Schielen, bzw. Schielen über diesen Zeitpunkt hinaus, sollte allerdings zeitnah ein Augenarzt aufgesucht werden, denn je früher Schielen korrigiert wird, desto besser die Chancen auf vollständige Heilung.


Was sind die Konsequenzen von Schielen?


Normalerweise schauen beide Augen immer in dieselbe Richtung, damit im Gehirn aus zwei leicht unterschiedlichen Bildern ein dreidimensionales Bild entstehen kann. Beim Schielen passen die Bilder, die das Gehirn bekommt, jedoch nicht zusammen, weswegen es die Informationen des schielenden Auges unterdrückt. Dies hat zur Folge, dass das Auge nach einiger Zeit sehschwach wird. Wird Schielen nicht rechtzeitig behandelt, bleibt eine permanente Sehschwäche bestehen und das dreidimensionale Sehen bzw. räumliche Sehen kann sich nicht entwickeln. 

 

Seit 2008 ist die neu geschaffene Untersuchung U7A, die nach 36 Monaten stattfindet, schwerpunktmäßig auf Augenerkrankungen ausgelegt. Es wird allerdings geraten, im Alter von zwei bis vier Jahren einen zusätzlichen Termin beim Augenarzt wahrzunehmen.


Als Therapiemöglichkeiten bestehen folgende Optionen: das gesunde Auge abkleben, damit sich das Gehirn wieder umstellt, spezielle Brillen und Sehschulungen. Manchmal kann auch ein operativer Eingriff notwendig sein. 

 

Was ist Kurzsichtigkeit?


Vereinfacht gesagt sehen wir, indem von einem Gegenstand reflektierte Lichtstrahlen auf unser Auge treffen, wo sie in der Linse gebündelt werden. Durch Muskeln gesteuert ändert die Linse ihre Form, wodurch sie sich auf nah oder fern einstellen kann und Lichtstrahlen so bündelt, dass sie gesammelt auf Lichtsinneszellen treffen. Diese liegen konzentriert im sogenannten „Punkt des schärfsten Sehens“ (auch gelber Fleck oder Makula genannt) im Zentrum der Netzhaut im Inneren des Auges. Diese Sinneszellen wandeln die Lichtstrahlen in Nervenimpulse um, die über den Sehnerv ans Gehirn weitergeleitet werden, wo schlussendlich das Bild entsteht.


Kurzsichtigkeit (Myopie) entsteht durch ein anatomisch gesehen zu langes Auge. Dies führt dazu, dass die Lichtstrahlen von weit entfernten Objekten, vor, und nicht auf der Netzhaut gebündelt werden, wodurch ein unscharfes Bild entsteht.


Hängen unsere Lebensgewohnheiten mit der weltweiten Zunahme an Kurzsichtigen zusammen?


Man nimmt an, dass die Seherfahrungen während der Entwicklung des Auges die Länge des Auges und damit Sehstörungen beeinflusst. Wenn Kinder während der Zeit, in der sich die Augen noch entwickeln, viel drinnen sind und hauptsächlich auf Gegenstände in unmittelbarer Nähe schauen, z.B. Bücher, Tablets und Fernseher, wird das Auge nur sehr einseitig belastet und muss sich nur auf nahgelegene Gegenstände einstellen. Wahrscheinlich führt dies dazu, dass das Auge in die Länge wächst. Was man heutzutage jedoch sicher weiß, ist, dass Tageslicht einen großen Einfluss auf die Entwicklung des Auges hat. Forscher konnten zeigen, dass eine gute Stunde an der frischen Luft täglich  das Auftreten von Kurzsichtigkeit um bis zu 50% verringern kann. Womit dieser Effekt genau zusammenhängt, muss allerdings noch erforscht werden.

 

Was sind die Anzeichen für eine Sehschwäche?


Bei Babys und kleineren Kindern können folgende Symptome auf Sehstörungen hinweisen:


•    Schielen
•    Häufiges Blinzeln oder Zusammenkneifen der Augen
•    Schräg gehaltener Kopf
•    Zittern der Augen
•    Äußerliche Auffälligkeiten wie Lidveränderungen, trübe Hornhaut, grau-weißlich verfärbte Pupillen, tränende Augen


Bei Kindergarten-und Schulkindern können häufige diese Symptome beobachtet werden:


•    Ständiges Reiben der Augen
•    Ungeschicktes Verhalten, d.h. häufiges Stolpern oder Balancestörungen
•    Unlust bei Lesen, Malen oder Ausschneiden
•    „Mit der Nase lesen“, d.h. geringer Augenabstand zu Büchern aber auch Bildschirmen oder Fernseher
•    Häufige Kopfschmerzen