Geburtstrends - was ist dran?

 

Geburt – eine große Sache und schon lang kein Tabuthema mehr. Sondern immer mehr ein Gebiet, das mit den verschiedensten Trends aufwartet. Spätestens seit der Entbindung von Herzogin Kate durch „Hypnobirthing“, ist diese Methode in aller Munde. Zudem kommen immer mehr Trends wie beispielsweise die Lotus- oder die Kaisergeburt. Was steckt hinter diesen Trends und was ist davon zu halten?

 

Hypnobirthing

 

Angst führt zu Anspannung und Anspannung führt zu Schmerzen – so die Theorie der Anhänger des Hypnobirthing. Durch Selbsthypnose soll die Geburt entspannter und dadurch schmerzärmer ablaufen. Dabei steht im Kreißsaal kein pendelschwingender Hypnotiseur, sondern die Mutter lernt während der Geburtsvorbereitung sich selbst in eine Art Trance zu versetzen. Dieser Zustand gleicht einer Tiefenentspannung und soll mögliche Anspannungen lösen. In der Geburtsvorbereitung sollen durch umfangreiche Informationen Ängste verringert werden, Schlagwörter werden genutzt, Entspannungs- und Atemtechniken sowie Techniken die schmerzlindernd wirken sollen werden erlernt und die Frau bereitet sich mental auf die Geburt vor. Daheim übt die Frau mit Hypnose-CDs alleine weiter. Eine positive Konditionierung soll damit stattfinden und die werdende Mama lernt sich effektiv zu entspannen und ihrem Körper zu vertrauen.

 

Bisher gibt es noch nicht viele Studien zum Thema, vereinzelt konnte aber gezeigt werden, dass Hypnobirthing die Geburtsdauer verringern kann und weniger Schmerzmittel notwendig sind. Ein Nachteil der Methode ist, dass sie zeitaufwändig ist und Hebammen zufolge die Frauen oft eine so genaue Vorstellung von dem Ablauf ihrer Geburt haben, dass sie unflexibel reagieren.

 

Hypnobirthing-Kurse sind in Deutschland inzwischen weit verbreitet. Bei der Auswahl eines Therapeuten/einer Therapeutin sollte darauf geachtet werden, dass er/sie seriös und tatsächlich ausgebildet ist, d.h. über ein Zertifikat einer seriösen Hypnosegesellschaft verfügt. Prüfen Sie vorher, ob Ihre Krankenkasse die Kosten übernimmt.


Lotusgeburt

 

Der Plazenta wird in den letzten Jahren immer mehr Aufmerksamkeit gewidmet. So gibt es Frauen, die die Platenza verspeisen (wir berichteten im Juni), sie vergraben und einen Baum darauf errichten,… - ein neuer Trend um die Plazenta: die Lotusgeburt.

 

Lotusgeburt – das bedeutet, dass die Nabelschnur und die daran hängende Plazenta bei der Geburt nicht abgenabelt werden, sondern dass gewartet wird, bis die Nabelschnur nach 3 bis 10 Tagen von selbst abfällt. Solange wird die Plazenta in einem Gefäß oder einer Tasche mit dem Baby herumgetragen.

 

Wieso?

 

Befürworter der Lotusgeburt sind der Meinung, dass das Baby auch nach der Geburt noch über die Plazenta mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt wird und ihm dadurch ein sanfterer Start ins Leben ermöglicht wird, Eisenvorräte positiv beeinflusst werden und das Immunsystem gestärkt wird.

 

Es gibt keine Studien, die darauf hinweisen, dass das Baby von einer Lotusgeburt tatsächlich profitiert. Viel mehr warnen Experten vor einem erhöhten Infektionsrisiko. Die Plazenta ist nach der Geburt ein bluthaltiges, totes Gewebe und bietet einen guten Nährboden für alle möglichen Krankheitserreger. Deshalb werden Lotusgeburten in Kliniken generell nicht durchgeführt, da sich das Kind aufgrund der dort herrschenden Keimbelastung infizieren könnte. Die Plazenta muss aufwändig gepflegt werden (üblich ist das Einreiben mit Salz und ätherischen Ölen), damit der Geruch nicht übermäßig wird.

 

Experten sehen Lotusgeburten kritisch und raten Müttern, die eine Lotusgeburt wollen, ihr Kind gut überwachen zu lassen, um mögliche Infektionen frühzeitig zu bemerken. Medizinisch hat das Erhalten der Nabelschnur keinen Nutzen mehr, nachdem die Nabelschnur aufgehört hat zu pulsieren und erschlafft ist, da danach kein Bluttransfer mehr stattfindet. Dies ist maximal fünf Minuten nach der Geburt bereits der Fall. In Krankenhäusern allerdings, vor allem bei Kaiserschnittgeburten, wird oft nicht einmal eine halbe Minute gewartet, bis die Nabelschnur durchtrennt wird. Studien zeigen aber, dass ein Verzögern des Abnabelns (allerdings um 30 bis 60 Sekunden und nicht um Tage) tatsächlich dazu führte, dass die Kinder im ersten Monat höhere Hämoglobinwerte (für den Sauerstofftransport verantwortlicher Blutbestandteil) und bessere Eisenvorräte hatten. Die Studienautoren weisen sogar darauf hin, dass eine Verzögerung des Abnabelns bei Frühchen dazu führen kann, den Blutkreislauf zu verbessern und den Bedarf an Bluttransfusionen zu verringern.

 

Vaginal Seeding

 

Wenn Kinder auf natürlichem Wege geboren werden, kommen sie während des Geburtsvorgangs mit der Mikrobiota - das heißt den Bakterien - der Vaginalschleimhaut der Mutter in Kontakt. Das ist gut, denn es führt dazu, dass die Häute und Schleimhäute des Babys mit guten Bakterien besiedelt werden. Der Kontakt mit den mütterlichen Scheidenbakterien fehlt bei einer Kaiserschnittgeburt und das Neugeborene wird mit anderen Bakterien (z.B. Hautbakterien) besiedelt. Kaiserschnittentbundene Babys weisen daher eine andere Bakterienzusammensetzung auf, als natürlich entbundene Babys. Gleichzeitig ist bekannt, dass durch einen Kaiserschnitt zur Welt gekommene Babys ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Allergien, Asthma oder Diabetes aufweisen (mehr dazu). Es stellt sich die Frage, ob die abweichende Bakterienbesetzung eine Rolle bei der Entstehung der genannten Krankheiten spielt.

 

Sollte dies tatsächlich der Fall sein, könnte eine einfache Methode Abhilfe schaffen: das Vaginal Seeding. Es handelt sich hierbei um eine Methode, die inzwischen auch in deutschen Krankenhäuser angewendet wird: Um etwas Scheidensekret zu erhalten, wird der Frau vor der Geburt ein Tupfer oder eine Mullbinde in die Scheide eingeführt und diese während der Operation in einem sterilen Behältnis aufbewahrt. Nach der Operation können die Schleimhäute (Mund, aber auch die Augen) und die Haut des Babys mit dem mütterlichen Scheidensekret eingerieben werden. Pilotstudien konnten zeigen, dass die Darm-Mikrobiota (Darmflora) so behandelter Babys mehr der von natürlich geborenen Babys ähnelt. Allerdings sind noch keine langfristigen Auswirkungen, z.B. auf die oben genannten Erkrankungen bekannt.

 

Wo ist der Haken?

 

Neben gesunden Bakterien können auch krankheitserregende Bakterien wie Chlamydien, Streptokokken oder Herpesviren in der mütterlichen Vagina vorhanden sein, die sich somit auf das Kind übertragen könnten. Die Infektionen mit den genannten Keimen können bei der Mutter symptomlos sein, eine Ansteckung mit B-Streptokokken kann beim Neugeborenen allerdings zu einer Sepsis führen. Kritikern sind diese möglichen Infektionsrisiken zu groß, so lang noch kein definitiv positiver Nutzen des Vaginal Seedings nachgewiesen wurde. Befürworter halten dagegen, dass es zu solchen Infektionen auch während des natürlichen Geburtsvorgangs kommen kann.
Mütter, die Vaginal Seeding in Erwägung ziehen, sollten sich über die Risiken und den bisher nicht nachgewiesenen Nutzen bewusst sein. Auf jeden Fall sollten sie sich vor der Geburt auf gefährliche Krankheitserreger testen lassen, müssen eine Klinik finden, die sie bei dem Verfahren unterstützt oder nach einem selbstdurchgeführten Vaginal Seeding ihr Kind medizinisch überwachen lassen. Auch sollte ihnen bekannt sein, dass Experten weiterhin dazu raten, die Mikrobiotazusammensetzung (Darmflora) Neugeborener durch Faktoren wie Ernährung (Stillen), den Verzicht auf Antibiotikabehandlungen wenn nicht unbedingt nötig und den frühen Hautkontakt mit der Mutter (und/oder dem Partner) positiv zu beeinflussen.

 

 

Kaisergeburt

 

Der positive Einfluss des frühen Hautkontakts spielt auch bei der „Kaisergeburt-Methode“ eine Rolle. Bei dieser neuen Variation des Kaiserschnitts, auch „sanfter Kaiserschnitt“ genannt, darf das Baby direkt nachdem es aus dem Bauch gehoben wurde auf Mamas Brust.

 

Wodurch zeichnet sich die sogenannte Kaisergeburt sonst aus? Wie läuft sie ab?

 

Die Mutter ist (wie inzwischen bei den meisten Kaiserschnitten) wach und erhält eine lokale Betäubung (PDA oder Spinalanästhesie). Im Unterschied zum normalen Kaiserschnitt wird der Sichtschutz, der die Eltern vom Geschehen trennt, kurz bevor der Arzt/die Ärztin das Köpfchen heraushebt zur Seite geschoben. So sind die Eltern die ersten, die ihrem Baby ins Gesicht blicken dürfen. Außerdem wird kurz abgewartet bis der Körper ebenfalls aus dem Bauch gehoben wird - was die Mutter durch leichtes Pressen, angelehnt an eine normale Entbindung, unterstützt. Anschließend bekommt die Mutter das Baby sofort auf die Brust gelegt. Das geschieht noch vor dem Abnabeln und der frischgebackene Vater darf die Nabelschnur durchtrennen.

 

Dadurch unterscheidet sich die Kaisergeburt vom üblichen Kaiserschnitt, bei dem die Mutter das Kind erst nachdem es abgenabelt und oft schon angezogen ist in die Arme gelegt bekommt und während des ganzen Geschehens hinter dem Sichtschutz liegt.

 

Eine Kaisergeburt ist prinzipiell möglich, wenn der Arzt/die Ärztin dazu bereit ist und nicht mit Komplikationen zu rechnen ist. Vor großen Mengen an Blut oder offenen Schnittwunden müssen sich Eltern laut den behandelnden Ärzten nicht fürchten.

 

Was sagen Kritiker?

 

Kritiker fürchten, dass sich mehr Frauen aus Bequemlichkeit gegen eine natürliche Geburt und für den Kaiserschnitt entscheiden könnten. Dabei ist und bleibt ein Kaiserschnitt, auch mit Kaisergeburt, eine Operation, die gewisse Risiken und Komplikationen birgt und deshalb nur durchgeführt werden sollte, wenn eine natürliche Geburt nicht möglich ist.

 

 

Weitere Methoden: Geburts-Yoga, Wassergeburt, Akkupunktur,…

 

Mehr zur Geburt und Geburtsvorbereitung

 

Zu früh geboren

 „Zu früh geboren“ oder „Frühgeburt“ - davon spricht man, wenn das Baby vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche zur Welt kommt.
Obwohl die medizinische Versorgung in den letzten Jahren immer besser geworden ist, sinkt die Zahl der Frühgeburten nicht. Weltweit, auch in Deutschland, wird ungefähr jedes zehnte Kind zu früh geboren. Wir geben Ihnen einen Überblick, was Sie zu diesem Thema wissen sollten und stellen die European Foundation for the Care of Newborn Infants (EFCNI) vor, die sich europaweit für Frühgeborene einsetzt.

 

 

Was sind Ursachen und Risiken für eine Frühgeburt?

 

Eine Frühgeburt kann verschiedene Auslöser haben. Infektionen im Mutterleib, die durch unentdeckte und unbehandelte Vaginal-, Gebärmutterhals- oder Harnwegsinfektionen ausgelöst wurden, Fehlbildungen der Gebärmutter (Gebärmuttermyome), Mehrlingsschwangerschaften, eine Muttermundschwäche, zu viel Fruchtwasser oder ein nicht rechtzeitig bemerkter Blasensprung, vorzeitige Wehen, aber auch „Life-Style-Faktoren“ wie Rauchen, Stress, Übergewicht und Bluthochdruck (Hypertonie), sind Risikofaktoren für eine Frühgeburt. Durch einen gesunden Lebensstil und Achtsamkeit während der Schwangerschaft lassen sich einige der Risiken verringern. Mehr Informationen zu einer gesunden Schwangerschaft erhalten Sie hier und in der Broschüre „Gesund Schwanger“.

 

Ab wann ist ein Baby überlebensfähig?

 

Trotz modernsten Techniken ist die Grenze der Lebensfähigkeit zwischen der 23. und 25. Schwangerschaftswoche erreicht.

 

Was sind die Folgen einer Frühgeburt?

 

Frühgeborene sind für vieles noch nicht richtig gerüstet, z. B. das selbständige, ausreichende Atmen, das Trinken oder die körpereigene Temperaturkontrolle. Auch Stoffwechselstörungen (zu niedriger Blutzucker, Gelbsucht, Mangel an Mineralstoffen und Spurenelementen) sowie eine Anfälligkeit für Infektionen können zusätzliche Gefahren darstellen. Je früher ein Kind zur Welt kommt, umso größer ist die Gefahr von Langzeitschädigungen. Dazu gehören neurologische Schäden, aber auch Entwicklungsverzögerungen, Seh- und Hörschäden, Krampfanfälle und chronische Lungenprobleme. Ein wichtiger Faktor für deren Vermeidung ist die Entwicklung der Lungenreife in der 26. Schwangerschaftswoche.

 

Mehr zu möglichen Folgen für das Kind   

 

Wie sieht die Pflege von Frühgeborenen aus?

 

Frühgeborene werden im Krankenhaus besonders betreut. Bei einzelnen Frühchen muss die Atmung apparativ und mit Sauerstoff unterstützt werden. Klassischerweise werden Frühchen nach der Geburt in einen Brutkasten (Inkubator) mit geeigneter Temperatur und Luftfeuchtigkeit gelegt.   
Der Fötus nutzt das letzte Drittel der Schwangerschaft normalerweise, um Nährstoffspeicher für das Leben außerhalb des Mutterleibs anzulegen – diese letzten Wochen fehlen bei Frühchen, weshalb ihr Nährstoffbedarf besonders hoch ist. Sehr früh geborene Kinder werden über eine Nasensonde ernährt, aber auch für Frühchen gilt: Stillen ist das Beste fürs Kind. Deshalb sollte ein Kind sobald wie möglich Muttermilch bekommen. Da das Saugen an der Brust für viele Kinder noch nicht möglich oder eine große Herausforderung ist, kann die Muttermilch abgepumpt oder ausgestrichen werden und je nach Bedarf mit den benötigten Nährstoffen angereichert werden.

 

Mehr zum Stillen von Frühchen erfahren Sie hier und im praktischen Factsheet von EFCNI  

 

Was können Eltern tun?

 

Wichtig ist es, dass Sie als Eltern Ihr Kind mit betreuen. Dazu gehören trockenlegen und füttern, aber vor allem kuscheln und streicheln. Der enge Körperkontakt, der Duft Ihrer Haut und die Wärme tun dem Baby gut – man spricht vom „Känguruhen“. Studien konnten beweisen, dass das Baby dadurch nachhaltig profitiert.

 

 

Wer unterstützt Eltern und Frühchen?  

 

Eltern von Frühgeborenen erhalten Hilfe durch Organisationen wie EFCNI. EFCNI steht für „European Foundation for the Care of Newborn Infants“ und ist die erste europaweite Organisation zur Vertretung der Interessen von Früh- und Neugeborenen und deren Familien. Sie vereint Eltern und medizinische Fachleute, die gemeinsam die gesundheitlichen Bedingungen von Früh- und Neugeborenen verbessern wollen, indem sie sich für Präventions-, Behandlungs- und Unterstützungsmaßnahmen einsetzen.

 

Auf der englischsprachigen Webseite von EFCNI finden Eltern alle Informationen rund um Frühgeborene – von Risikofaktoren und Prävention bis hin zur Versorgung von Frühgeborenen.

 

Außerdem unterstützt EFCNI all diejenigen, die sich für Frühgeborene einsetzen möchten. Am 17.11. 2017 findet wieder der Welt-Frühgeborenen-Tag statt. Dieses Datum ist zu einem der wichtigsten Tage im Jahr geworden, um weltweit Aufmerksamkeit für die Herausforderungen von Frühgeborenen und deren Eltern zu schaffen, sowie deren Situation zu verbessern. Als weltweites Symbol dient die Söckchenleine: ein kleines lilafarbenes Sockenpaar zwischen neun normalgroßen Babysöckchen verdeutlicht, dass weltweit eins von zehn Kindern zu früh auf die Welt kommt. Wenn Sie als Eltern oder als Verein dazu beitragen möchten, die Aufmerksamkeit auf das Thema Frühchen zu lenken, dann seien Sie ein Teil der Aktionen am Welt-Frühgeborenen-Tag. EFCNI unterstützt Sie dabei mit allerlei Informationen und Materialien – von Häkelanleitungen für Minisöckchen bis hin zu Grafiken für den Social Media Auftritt.


Mehr Infos zum Welt-Frühgeborenen-Tag

 

 

 

Aktuelle Empfehlungen zur Beikosteinführung

„Ja keine allergieauslösenden Lebensmittel im Säuglingsalter“, sagen die einen. „Bloß nicht zu lange mit dem Einführen von Zutaten warten, auf die Ihr Kind allergisch sein könnte“, hört man von anderen. Je nachdem, wo man sich umhört, erhält man andere Informationen für den goldenen Weg. Doch gibt es den überhaupt? Und was sagen die neusten Empfehlungen?

 

Deutschland und europaweit wurden die Empfehlungen in diesem und dem vergangenen Jahr überarbeitet. Neuste wissenschaftliche Erkenntnisse und Studienergebnisse sind in die Empfehlungen eingeflossen, die dazu dienen sollen, die Gesundheit von Säuglingen kurz- und langfristig zu fördern, das Allergierisiko zu senken und eine ausgewogene Ernährung aufzubauen.

 

Die Beikost, wie der Name schon sagt, stellt zunächst einen Zusatz zur Milchnahrung dar, die weiterhin nach Bedarf gefüttert werden soll, solange Mutter und Kind das wünschen.

 

Wann soll mit der Beikost begonnen werden?

 

Beikost sollte frühestens mit Beginn des 5. Monats, spätestens mit Beginn des 7. Monats (d.h. nicht vor dem Alter von 17 Wochen und nicht nach dem Alter von 26 Wochen) eingeführt werden.

 

Ab dem 2. Lebenshalbjahr kann der steigende Bedarf an Energie und bestimmten Nährstoffen, insbesondere Eisen, nicht mehr sicher durch ausschließliche Milchnahrung gedeckt werden. Zu Beginn dieses Zeitfensters sind der Verdauungstrakt und die Nieren des Babys bereits soweit ausgereift, dass die Einführung der Beikost möglich ist. Es muss aber nicht mit Beginn des 5. Monats mit dem ersten Brei begonnen werden! Stattdessen sollen bestimmte Reifezeichen beachtet werden, um zu entscheiden, ob das Baby bereit für den ersten Brei ist. Zu diesen Reifezeichen gehören:

 

  1. Das Kind kann mit Unterstützung aufrecht sitzen und kann den Kopf selbständig halten
  2. Das Kind öffnet den Mund wenn der Löffel kommt.
  3. Das Kind interessiert sich für Lebensmittel und für das Essen von anderen.
  4. Das Kind nimmt allerlei Gegenstände in den Mund.
  5. Der Zungenstoßreflex lässt nach, d.h. das Kind drückt Brei nicht mit der Zunge aus dem Mund.
  6. Das Kind kann die Bewegung der Hand vom Mund koordinieren.

 

Es ist also wichtig, dass Sie als Eltern auf die individuelle Entwicklung Ihres Kindes Rücksicht nehmen und das Zeitfenster von etwa 60 Tagen als Spielraum nutzen, um mit der Beikost zu beginnen.


Was soll gefüttert werden?

 

Der erste Brei sollte ein Gemüse-Kartoffel-Fleisch (bzw. Fisch) Brei sein. Im Abstand von jeweils einem Monat werden dann ein Milch-Getreide Brei und ein Getreide-Obst Brei eingeführt.

 

Mit der genannten Abfolge und Zusammensetzung der Breie wird der Bedarf an Energie (Kalorien), sowie Makronährstoffen (Kohlenhydrate, Proteine, Fette) und Mikronährstoffen (Vitamine und Mineralien) berücksichtigt. Ausschließlich stückige Beikost (Fingerfood), wie das die Methode des Baby-led weaning (wir berichteten im April 2017) vorsieht, wird von Experten nicht empfohlen. Es spricht allerdings nichts dagegen, Säuglingen zusätzlich zum Brei stückige Lebensmittel anzubieten, die sie „erforschen“ können, wenn sie Interesse daran zeigen.

 

Kuhmilch (pasteurisiert oder hocherhitzt) in einer Menge von bis zu 200 ml/Tag für die Zubereitung des Milch-Getreide Breis können bedenkenlos verwendet werden. Von höheren Mengen bzw. von Kuhmilch als Getränk im ersten Lebensjahr (bzw. bis der Brei durch eine Brotmahlzeit ersetzt wird) wird abgeraten, da es Hinweise gibt, dass eine hohe Eiweißzufuhr bei Säuglingen und Kleinkindern, insbesondere Eiweiß aus Milchprodukten, die Entstehung von Übergewicht im Kleinkindalter fördern kann. Quark ist sehr eiweißhaltig und ist daher ungeeignet.

 

Verzichten sollten Sie auch auf Salz, Kräuter und Gewürze, Zucker und Süßungsmittel sowie Aromen. Kinder sollten besser den natürlichen Geschmack von Lebensmitteln kennenlernen und eine Gewöhnung an gesüßte Lebensmittel sollten Sie als Eltern vermeiden. Auch Trinkbreie/Trinkmahlzeiten halten Experten nicht für sinnvoll, da sie sehr energiereich sind und bei regelmäßiger Verwendung zu einer übermäßigen Gewichtszunahme führen. Außerdem kann das Kind dabei nicht lernen, richtig mit dem Löffel umzugehen. Tabu sind außerdem gesüßte Getränke. Neuen Studien (ÖKO-TEEST 2017) sollte auch auf die Verwendung von Vollkornreis verzichtet werden, da dieser häufig mit Arsen belastet ist.


Rezepte für Babybreie

 

 

Wie soll gefüttert werden?

 

Für die Entwicklung eines gesunden Essverhaltens sollen Eltern eine entspannte Atmosphäre beim Essen schaffen und ihr Kind beim Essen begleiten und unterstützen. Dabei ist es wichtig, auf die Signale des Kindes einzugehen.

 

Als Eltern müssen Sie die Hunger- und Sättigungssignale des Kindes wahrnehmen und richtig deuten. Um ein gesundes Essverhalten zu erlernen, sollen Kinder selbst entscheiden, wie viel sie essen. Sie zeigen durch verschiedene Verhaltensweisen, wann sie eine Mahlzeit beenden wollen. Will ein Kind nicht essen, sollten Sie nicht durch Tricks versuchen, es zum Essen zu drängen. Beendet das Kind eine Mahlzeit frühzeitig, genügen 1-2 Versuche um das Kind zum Weiteressen zu ermutigen, denn der Körper des Kindes weiß, wie viel Nahrung er benötigt. Sobald ein Kind selbstständig essen möchte, sollten Sie es dabei unterstützen.

 

Um dem Kind zu vermitteln, dass es gesonderte Zeiten für Spielen und Essen gibt, sollten auf dem Tisch keine Gegenstände sein, dass es vom Essen ablenken und Fernseher, Radio, Computer und Handy sollten ausgeschaltet bzw. beiseitegelegt werden.

 

Zusätzliche Getränke: ab wann, was für welche und wie viel?

 

Spätestens zum Zeitpunkt der Einführung des Getreide-Obst Breis (= 3. Brei) sollte dem Säugling zusätzlich Wasser angeboten werden.

 

Je mehr Beikost der Säugling erhält, umso weniger Muttermilch/Muttermilchersatzprodukte, die ausreichend freies Wasser enthalten, nimmt er zu sich. Zusätzlich erhöht sich der Wasserverlust über Lungen, Haut und Stuhl. Deshalb werden etwa 100- 200 ml pro Tag empfohlen. Getränk erster Wahl ist Leitungswasser (außer es werden Bleileitungen verwendet) oder stilles, für Babys geeignetes Wasser. Eine Alternative zu Wasser sind ungesüßte, für Kinder geeignete Tees. Gezuckerte Getränke sind nicht angebracht - sie haben keinerlei ernährungsphysiologischen Nutzen und fördern dazu noch das Entstehen von Karies und Übergewicht.

 

Mehr zu Getränken im ersten Lebensjahr

 

Gelten für Kinder mit Allergierisiko andere Empfehlungen?

 

Nein, für allergiegefährdete Kinder gilt der gleiche Zeitraum zur Beikosteinführung (5. – 7. Monat). Weder eine frühe, noch eine verzögerte Einführung der Beikost sind nach heutigem Kenntnisstand sinnvoll. Auch die verzögerte Einführung von möglichen Nahrungsmittelallergenen bis nach dem ersten Geburtstag, wird nicht mehr als sinnvoll betrachtet.

 

Studien der letzten Jahre konnten zeigen, dass eine verzögerte Einführung von möglichen Allergenen (Kuhmilch, Ei, Fisch, Gluten, Erdnüsse und Samen) Allergien nicht vorbeugen kann und die Allergieraten weiter zunehmen. Gleichzeitig wurde beobachtet, dass in Ländern wie beispielsweise Israel, wo Erdnüsse ein traditionelles Nahrungsmittel in der Beikost sind, weniger Kinder unter einer Erdnussallergie leiden, als in Ländern, in denen Erdnüsse erst nach dem 1. Lebensjahr eingeführt werden. Darüber hinaus gibt es keine Beweise dafür, dass eine besonders frühe (d.h. vor dem 4. Lebensmonat) Einführung Vorteile bringt.

 

Der empfohlene Zeitraum und die Abfolge der verschiedenen Breie gilt also auch für allergiegefährdete Säuglinge.

 

Mehr zur Allergieprävention

 

Wie sieht es bei der Einführung von Gluten und Zöliakie aus?

 

Weder der Faktor Stillen noch der Zeitpunkt der Einführung beeinflussen das Auftreten einer Zöliakie.

 

Das empfohlene Zeitfenster für die Gluteneinführung war lange Zeit relativ eng: „Nicht vor dem 4. Monat und nicht nach dem 7. Monat und bestenfalls unter dem Schutz des Stillens“ sollte die Einführung erfolgen, um das Zöliakierisiko zu senken. Neue, qualitativ hochwertige Studien konnten jedoch zeigen, dass diese Faktoren weder bei genetisch vorbelasteten noch bei normalen Säuglingen eine Zöliakie beeinflussen können. Gluten sollte zwischen dem 4. und dem 12. Monat eingeführt werden. Dabei wird geraten anfangs nur kleine Mengen, d.h. etwa ein Löffel Getreidebrei oder wenige Nudeln einzuführen und die Mengen allmählich zu steigern.

 

 

Gläschen oder selbst machen?   

 

An der Frage, ob man die Breie für sein Baby selber kochen sollte oder ob man auf Fertigprodukte zurückgreifen kann, scheiden sich oft die Geister. Vertreter beider Lager wollen natürlich nur das Beste für Ihr Kind. Mit heutigen Qualitätsstandards, hygienischen Bedingungen und laut wissenschaftlichen Erkenntnissen, eignen sich beide Methoden für eine gesunde und ausgewogene Ernährung.

 

Bevor mit dem ersten Löffelchen die Entscheidung fällt, sollten Sie als Eltern für sich Vor- und Nachteile beider Methoden abwägen.

 

Vorteile selbst gekochter Breie:

 

  • Industriell hergestellte Breie enthalten meist nur wenige verschiedene Gemüsesorten, bei selbstgekochte Breien liegt es dagegen in Ihrer Hand eine große Auswahl anzubieten. Dies bietet dem Kind eine größere Geschmacksvielfalt und eine natürlichere Geschmackserfahrung. Eine größere Abwechslung in der Beikostphase führt zu einer besseren Akzeptanz neuer Lebensmittel im späteren Kindesalter.
  • Fertigbreie enthalten oft nicht genug Eisen, Fett und Vitamin C. Außerdem sind häufig Salz und andere wenig geeignete Zutaten enthalten, die auf den ersten Blick nicht ersichtlich sind (Stiftung Warentest 2008). Beim Selbstkochen haben Sie nicht nur volle Kontrolle über die Zutaten, sondern Sie sorgen auch dafür, dass Ihr Baby mit allen nötigen Nährstoffen versorgt wird, wenn Sie sich an die Zubereitungsempfehlungen halten.
  • Die Zubereitung ist weitaus günstiger.
  • Man kann der Entwicklung und den Vorlieben des Kindes besser gerecht werden.

 

Vorteile industriell hergestellter Breie:

 

  • Brei gehört zu den diätetischen Lebensmitteln und unterliegt daher strengsten lebensmittelrechtlichen Vorschriften. Die Produkte werden daher unter hygienischsten Bedingungen hergestellt und sind praktisch frei von Pestizidrückständen, Schimmelpilzgiften, etc.
  • Außerdem gelten besondere Anforderungen bzgl. Zusatzstoffen, Nitratgehalten und Nährstoffgehalten (Diätverordnung 2010).
  • Praktisch und schnell v.a. unterwegs, im Urlaub oder in den ersten Tagen wenn das Kind nur wenige Teelöffel davon isst.
  • Gekaufte Breie sind häufig mit Jod angereichert, weshalb die Jodversorgung dieser Kinder besser ist. Jod ist üblicherweise nur in sehr geringen Mengen in selbstgekochtem Brei enthalten, weshalb Kinder, die ausschließlich selbstgekochte Breie essen, zusätzliche Jodsupplemente (etwa 50 ug/Tag) erhalten sollten.
  • Gleichbleibende Qualität
  • Die ersten Breie sind feiner püriert als mit den meisten Möglichkeiten zu Hause machbar.

 

Natürlich ist die Entscheidung nicht ausschließlich schwarz-weiß. Viele Familien entscheiden sich für eine Kombination beider Möglichkeiten. Häufig wird ein purer Fleischbrei mit selbstgemachtem Gemüse-Getreidebrei vermischt oder auf Gläschen zurückgegriffen, wenn man mit dem Kind länger unterwegs oder im Urlaub ist.
Abschließend lässt sich sagen, dass sowohl mit gekauften Gläschen, als auch mit selbst gekochten Breien eine gesunde und abwechslungsreiche und altersgerechte Ernährung möglich ist. Wichtig ist bei beiden Methoden, dass Sie als Eltern die Empfehlungen zur Lebensmittelauswahl und den benötigten Nährstoffen kennen, um die beste Entscheidung für Ihr Kind treffen zu können.

 

 

Mehr zur Beikost

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