Es gibt verschiedene Ursachen einer ungewollten Kinderlosigkeit: eine ungesunde Lebensführung, hormonelle Störungen, organische Erkrankungen oder auch die zunehmende Schadstoffbelastung aus der Umwelt. Je nach Art der Störung handelt es sich nur um eine vorübergehende Fruchtbarkeitsstörung oder um eine behandlungsbedürftige Erkrankung.

 

Die Ursachen liegen genauso häufig beim Mann wie bei der Frau - in einem Drittel der Fälle sind beide Partner für den ausbleibenden Nachwuchs verantwortlich.

 

Eine vorübergehende Fruchtbarkeitsstörung kann ausgelöst sein durch: 

  • Über- oder Untergewicht
  • einseitige Diäten
  • übermäßiger Kaffee- oder Alkoholkonsum
  • Rauchen
  • Drogenmissbrauch
  • bestimmte Medikamente
  • Stoffwechselerkrankungen
  • Störungen des Immunsystems
  • große körperliche Belastungen
  • Stress oder Hochleistungssport

 

Mögliche körperliche Ursachen einer Fruchtbarkeitsstörung bei Frauen

  • Hormonstörung der Eierstöcke (Ovarien), Störungen der Eibläschenreifung
  • Fehlbildung, Schädigung oder eine Undurchlässigkeit der Eileiter (Tuben)
  • krankhafte Veränderungen an der Gebärmutter (Uterus) oder dem Gebärmutterhals (Zervix), etwa durch Myome oder Zysten
  • Auftreten von Gebärmutterschleimhaut-Gewebe außerhalb der Gebärmutter (Endometriose)
  • angeborene Fehlbildungen der Geschlechtsorgane
  • Krankheiten (z.B. Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen, Operationen, schwere Infektionskrankheiten)
  • immunologische Abwehrprozesse gegen Spermien oder die eigenen Eizellen
  • fortgeschrittenes Alter

 

Welches sind die Gründe für eine Fehlgeburt?

Es kann seltene medizinische Gründe für wiederholte Fehlgeburten geben:

  • Veranlagung zu Chromosomenstörungen bei einem Elternteil
  • Erkrankung der werdenden Mutter, die Fehlgeburten begünstigt, wie z.B. eine Zervixinsuffizienz (Muttermundschwäche)
  • Störungen hormoneller Art, wie eine Gelbkörperschwäche (Progesteronmangel)
  • Überproduktion männlicher Geschlechtshormone und polyzystische Ovarien

Mit entsprechender Behandlung bzw. Überwachung dieser Störungen sind die Aussichten auf eine erfolgreiche Schwangerschaft gut.

Mit dem Alter der Frau erhöht sich das Risiko einer Fehlgeburt: Eine 40-Jährige hat ein doppelt so hohes Fehlgeburtsrisiko wie eine 20-Jährige. 

 

 

Mögliche körperliche Ursachen einer Fruchtbarkeitsstörung bei Männern

Die männliche Unfruchtbarkeit hängt oft mit der Spermien-Qualität (zu wenige oder zu schlecht bewegliche Spermien) zusammen oder wird durch folgende Ursachen ausgelöst: 

  • Angeborene Fehlbildungen des Hodens
  • Hodenhochstand (Maldescensus testis) im frühen Kindesalter
  • Hodenverletzungen (z.B. nach Operationen wie einer Leistenbruch-OP)
  • Hodeninfektionen
  • Unterentwicklung der Hoden (Hodenhypoplasie)
  • Krampfadern am Hoden (Varikozele)
  • Nebenhodenentzündung (Epidiymitis)
  • Prostataentzündung (Prostatitis)
  • Harnröhrenentzündung (Urethritis)
  • Mumps-Infektion in der Kindheit
  • Hormonstörung (z.B. Schilddrüsen-, Hypophysen- und Nebennierenerkrankungen)

 

Hochleistungssport schadet Spermien

Männer, die regelmäßig bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit trainieren, müssen mit niedrigen Hormonspiegeln und schlechterer Spermienqualität rechnen. Dies ist das Ergebnis einer Studie aus Spanien, publiziert im September 2006 (International Journal of Sports Medicine).

Wissenschaftler von der Universität Cordoba setzten 16 gesunde, junge Männer auf spezielle Ergometer und verordneten ihnen viermal pro Woche Fahrradtraining bis zur Erschöpfung. Eine Vergleichsgruppe wurde dagegen angewiesen, anstrengende körperliche Aktivitäten zu vermeiden.

Das Resultat: Die Trainingsgruppe profitierte zwar hinsichtlich ihrer Fitness, bezahlte ihre Anstrengungen aber mit nachlassender Fruchtbarkeit: Die Spermakonzentrationen sanken, die Hormonspiegel von FSH (Follikel-stimulierendes Hormon) und LH (Luteinisierendes Hormon) fielen ab, blieben jedoch innerhalb des Normalbereichs, während die Testosteronspiegel anstiegen.

Die Fruchtbarkeit wird von Interaktionen zwischen dem Gehirn, der Hirnanhangdrüse und den Hoden gesteuert. Zu intensives Training und entzündliche Prozesse als Folge der extremen Belastungen könnten dieses System stören, vermuten die Forscher. 

 

Wenige Tag nach Ende des Trainings hatten sich alle Werte wieder normalisiert. Die Wissenschaftler weisen aber in ihrer Studie darauf hin, dass dieser Regenerierungsprozess bei älteren Männern länger dauern könne - die Probanden der spanischen Studie waren durchschnittlich erst 19 Jahre alt.

(Quelle: D. Vaamonde et al.: International Journal of Sports Medicine, September 2006)

Genetische Ursachen bei Kinderlosigkeit

Veränderungen am Erbgut führen bei 50 Prozent aller Schwangerschaften zu einer Fehlgeburt. Bei Aborten, die vor der erwarteten Menstruation (also unbemerkt) auftreten, nimmt man bis zu 80 Prozent Chromosomenveränderungen als Ursache an. Diese Zahlen zeigen, welche Mechanismen die Natur hat, um kranke, meistens genetisch defekte, Embryonen auszusondern.

 

Zahlenmäßige Veränderungen am Chromosomensatz sind die häufigsten Ursachen für frühe Fehlgeburten. Diese Embyonen weisen statt 46 Chromosomen 47 oder nur 45 Träger des Erbguts auf (Monosomien oder Trisomien). Es überwiegen Embryonen mit einem fehlenden X- oder Y-Chromosom (45, X0, das sogenannte Turner-Syndrom) und die Trisomie 16 (Verdreifachung anstatt nur Verdoppelung des 16-er Chromosoms). Während Kinder mit einer Trisomie 16 nicht lebensfähig sind, kann bei der 45, X0-Konstellation ein lebensfähiges Mädchen geboren werden, die jedoch wegen nicht ausgebildeter Eierstöcke unfruchtbar bleiben.

Zahlenmäßige Veränderungen des Erbguts können sporadisch auftreten. Die Wahrscheinlichkeit, in der nächsten Schwangerschaft ebenfalls einen Abort aus diesen Gründen zu erleiden, ist sehr gering. Das Risiko für eine weiteren Fehlgeburt steigt erst nach drei spontanen Fehlgeburten, so genannte habituelle Aborte, an. Bei ca. 10 Prozent aller Paare mit habituellen Aborten ist nämlich eine Veränderung im Chromosomensatz eines Partners (balancierte Translokation) die Ursache dafür, dass der Embryo nicht überleben konnte. Nach mehreren Spontanaborten sollte bei beiden Partnern eine Chromosomenanalyse erfolgen. 

 

Bei einer Chromosomen-Translokation werden Gene, also das Erbgut auf den Chromosomen, innerhalb der Chromosomenpaare "verschoben". Ein Chromosom hat so mehr Gene als normal und dem Partner-Chromosom fehlen die entsprechenden Gene. Dies hat für die betroffene Person keine Konsequenzen, denn die beiden Gene sind ja insgesamt in jeder Zelle vorhanden und verrichten ihre "Arbeit", wenngleich sie auch nicht auf dem richtigen Chromosom liegen. Man nennt das eine "balancierte" oder "ausgeglichene Translokation". Bilden Menschen mit einer balancierten Translokation Spermien oder Eizellen, werden bei den entsprechenden Reifeteilungen die Chromosomensätze wie üblich "halbiert". Dies ist ein normaler Vorgang, denn Eizelle und Spermium dürfen ja jeweils nur 23 Chromosomen haben, damit sie bei der Verschmelzung einen neuen Chromosomensatz mit 46 Chromosomen bilden können. Bei Eltern mit einer Translokation ergibt sich jedoch das Problem, dass bei einigen Spermien bzw. Eizellen die "verschobenen" Gene nun zweimal auf einem Chromosom angelegt sind und bei einigen gar nicht vorhanden. Dies muss nicht zwangsläufig zu einem Abort führen, denn viele Gene werden beim Menschen gar nicht "gebraucht". Bei einigen ungünstigen Konstellationen muss man dagegen von weiteren Schwangerschaften evtl. sogar abraten oder, wenn der Mann betroffen ist, eine Behandlung mit Spendersamen (heterologe Insemination) in Erwägung ziehen. Eine umfassende humangenetische Beratung ist zu empfehlen.

 

Erläuterungen: Störung der Eizellreifung, Endomitrose und Schilddrüsenstörungen

 

Störung der Eizellreifung

Störungen in der Produktion und im Zusammenspiel der verschiedenen hormonbildenden Drüsen können zum Ausbleiben der Eizellreifung und des Eisprungs und zu einer mangelhaften Gelbkörperbildung führen.

Das hormonelle Gleichgewicht kann gestört werden durch:

  • erhöhte Werte an männlichen Hormonen (Androgenen), eventuell verbunden mit Eierstockzysten, das sogenannte PCO-Syndrom
  • starkes Unter- und Übergewicht, große Gewichtsveränderungen in kurzer Zeit
  • extreme körperliche Belastungen
  • Störungen der Schilddrüsenfunktion
  • Tumore (extrem selten), Medikamente und allgemein Stress können die hormonelle
    Balance empfindlich stören

Eine Ultraschalluntersuchung kann den Eierstock exakt darstellen und die Anzahl vorhandener Eibläschen (Follikel) können gezählt werden. Aus der Anzahl Eibläschen lässt sich ableiten, wie gut die Ovarien auf eine eventuelle spätere Hormonstimulation reagieren werden. Denn die Chancen einer Schwangerschaft sind viel größer, wenn in beiden Eierstöcken viele Eibläschen vorhanden sind.

 

Die Funktion der Eierstöcke sind folgende Hormonanalysen von Bedeutung:

LH (luteinisierendes Hormon), FSH (follikelstimulierendes Hormon), Prolaktin (Hormon des Hypophysenvorderlappens), Testosteron (männliches Geschlechtshormon), SHBG (Sexualhormonbindendes Globulin) und TSH (Thyroidea-stimulating-hormone, zur Steuerung der Schilddrüse), ferner Östradiol (weibliche Geschlechtshormon) und Progesteron (Gelbkörperhormon).

 

 

Endometriose

Endometriose bezeichnet das gutartige Wachstum von Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter. Endometrium nennt man die Schleimhaut im Inneren der Gebärmutter, die während eines Zyklus unter der Wirkung weiblicher Geschlechtshormone, Östrogene und Progesteron, aufgebaut und bei der Menstruation abgestoßen wird. 

Die Ursachen hierfür sind noch relativ unbekannt: Es ist wahrscheinlich, dass während der Menstruation kleinste Mengen an Gebärmutterschleimhaut durch die Eileiter in die Bauchhöhle gelangen, wo sie sich ansiedeln und zu Verwachsungen führen können. Die Schleimhaut bildet kleine Nester oder Zysten vor allem in den Beckenorganen: in der Gebärmutter, an den Eierstöcken und den Eileitern; auch der Darm, Bauchnabel und andere Körperorgane können betroffen sein.

 

Die Endometrioseherde wachsen und entwickeln sich. Sie machen die gleichen monatlichen Veränderungen durch wie die normale Gebärmutterschleimhaut. Das Menstrualblut wird jedoch nicht durch die Scheide ausgestoßen, sondern verbleibt im Körperinneren, sammelt sich z. B. in der Bauchhöhle an und wird langsam wieder vom Körper aufgenommen.

Staut sich das Blut, bilden sich Endometriose-Zysten. Dies kann ohne Beschwerden bleiben oder sich durch starke Schmerzen - typischerweise zwei Tage vor und während der Monatsblutung - bemerkbar machen.

Diese gutartige Erkrankung kann eine wichtige Ursache für Unfruchtbarkeit sein, insbesondere dann, wenn die Eileiter betroffen sind. Die Eileiter können durch die Schleimhautwucherungen verkleben, vernarben und blockiert werden. Die Wanderung der Samenzellen zur Eizelle und auch der Weg der sich teilenden Eizelle zur Gebärmutterhöhle nach erfolgter Befruchtung wird dadurch behindert.

Eine Implantation bleibt dann trotz Befruchtung aus und der Embryo wird mit der nächsten Menstruationsblutung ausgestoßen.

 

Eine medikamentöse und/oder operativer Behandlung ist möglich und notwendig. Eine Bauchspiegelung kann die Endometrioseherde und Vernarbungen erkennen und endoskopisch/mikrochirurgisch entfernen.

 

 

Schilddrüsenstörungen

Die Schilddrüse steuert lebenswichtige Vorgänge im ganzen Körper. Sowohl eine Überfunktion (Hyperthyreose) als eine Unterfunktion (Hypothyreose) der Schilddrüse können, wenn sie nicht behandelt werden, die Empfängnis nachhaltig stören.

Schilddrüsen- und Sexualhormone, wie das Östrogen, beeinflussen sich gegenseitig. Wird dieses empfindliche Gleichgewicht gestört, geraten auch andere weibliche Hormone durcheinander: Eisprung und Menstruation können dann nicht normal ablaufen.

Während eine Hypothyreose häufiger der Grund für die Unfruchtbarkeit ist, wirkt sich eine Schilddrüsenüberfunktion, wenn sie nicht behandelt wird, umso dramatischer auf den Schwangerschaftsverlauf aus: Fehl- und Frühgeburten oder Missbildungen des Kindes können hier die Folge sein.

Die körpereigene Abwehr kann der Fruchtbarkeit ebenso einen Streich spielen: Bei etwa 6 bis 10 Prozent aller Frauen bildet das Immunsystem Abwehrkörper gegen die eigene Schilddrüse. Diese so genannte Autoimmunerkrankung muss sich nicht immer auf den ersten Blick bemerkbar machen. Doch Frauen, bei denen solche Schilddrüsen-Abwehrkörper im Blut zu finden sind, erleiden doppelt so häufig eine Fehlgeburt wie andere Frauen.

 

Eine Schilddrüsenstörung sollte in jedem Fall behandelt werden. Nur so sind bei einer künstlichen Befruchtung (In-vitro-Fertilisation) die Erfolgschancen für eine Schwangerschaft gut.

 

Bei allen Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch oder vorangegangenen Fehlgeburten sollte die Schilddrüsenfunktion anhand einer Blutuntersuchung überprüft werden.