Ursachen für Mehrlingsschwangerschaften

 

In den letzten Jahren ist die Zahl der Mehrlingsschwangerschaften gestiegen. Ein Grund hierfür ist die steigende Anzahl an künstlichen Befruchtungen. In Deutschland werden bei einer künstlichen Befruchtung in der Regel drei befruchtete Eizellen eingesetzt, um die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft zu erhöhen. Außerdem erhöhen die Hormone, die die Frauen vorher einnehmen müssen die Fruchtbarkeit. Manchmal entwickeln sich beide, oder alle drei Eizellen und es kommt zur Mehrlingsschwangerschaft.

 

Eine weitere Ursache für die steigende Zahl an Mehrlingsgeburten ist das steigende Alter der Mütter. Je älter eine Frau ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie zweieiige Zwillinge zur Welt bringen wird. Erklären lässt sich das durch eine höhere Konzentration an eisprungauslösenden Hormonen. So werden bei älteren Frauen häufiger mehrere Eizellen Richtung Gebärmutter/Eileiter entlassen und können dort befruchtet werden. Auf die Wahrscheinlichkeit eineiige Zwillinge zu bekommen hat das Alter keinen Einfluss.

 

Auch die genetische Veranlagung kann die Wahrscheinlichkeit einer zweieiigen Zwillings-, Drillings-, Vierlingsgeburt erhöhen. Wenn es in der Familie grundsätzlich viele Zwillinge, Drillinge etc. gibt, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass man selbst auch Mehrlinge zur Welt bringen wird. Der Mythos, dass dabei immer eine Generation übersprungen wird, ist nicht ganz richtig. Das kann der Fall sein, muss aber nicht.

 

Außerdem gibt es geographische Unterschiede bei der Zahl der Mehrlingsgeburten. So sind Zwillinge in Zentralafrika mit 15-20 Geburten pro 1000 Geburten deutlicher häufiger als in Europa (weniger als 10 von 1000 Geburten).


Eineiige und zweieiige Zwillinge

 

Zweieiige Zwillinge sind im Prinzip Geschwister, die gleichzeitig zur Welt kommen. Sie sind aus zwei verschiedenen Eizellen entstanden, die zeitgleich oder kurz nacheinander von jeweils einem Spermium befruchtet wurden, können unterschiedliche Geschlechter haben und sind sich prinzipiell deshalb so ähnlich, wie Geschwister das sind. Die Zwillinge (oder Drillinge usw.) haben jeweils einen eigenen Mutterkuchen (Plazenta) und eine eigene Fruchthülle – jedes Kind hat also seine eigene, individuelle Verbindung zum Körper der Mutter.

 

Das ist bei eineiigen Zwillingen anders. Eineiige Zwillinge bilden sich aus einer einzigen Eizelle und einem Spermium aus. Einige Tage nach der Befruchtung spaltet sich eine zweite Keimzelle mit den identischen Erbanlagen ab und nistet sich zusammen mit der ursprünglichen Keimzelle in der Gebärmutter ein. Wenn die Teilung erst relativ spät erfolgt (ca. 8 Tage nach der Befruchtung), liegen die beiden Keimzellen so eng beieinander, dass sich eine gemeinsame Fruchthülle und auch ein gemeinsamer Mutterkuchen (Plazenta) ausbildet. Die teilen sich die beiden Geschwisterchen dann während der restlichen Schwangerschaft. Manchmal kommt es zu einer Verbindung der beiden kindlichen Blutkreisläufe. Bei solch einer Schwangerschaft überprüft der Arzt / die Ärztin über Ultraschall regelmäßig, ob beide Kinder genügend Sauerstoff und Nährstoffe erhalten.

 

Eineiige Zwillinge sind sich äußerlich sehr ähnlich, haben immer das gleiche Geschlecht, die gleiche Blutgruppe und die gleichen Erbanlagen (den gleichen Chromosomensatz). Man spricht deshalb oft von „Erbgleichheit“. Eineiige Zwillinge sind dabei seltener als zweieiige Zwillinge. Nur etwa eins von drei Zwillingspaaren ist eineiig.
Bei Drillingen, Vierlingen oder sogar Fünf- oder Sechslingen kann es sich um eine beliebige Kombination aus eineiigen und zweieiigen Zwillingen handeln.

 

Wie erkennt man eine Mehrlingsschwangerschaft?

 

Ob es sich bei einer Schwangerschaft um eine Mehrlingsschwangerschaft handelt, wird in der Regel bei der Ultraschalluntersuchung zwischen der 8. und der 12. Woche festgestellt. In manchen Fällen kann auch schon in der 6. oder 7. Woche eine Mehrlingsschwangerschaft festgestellt werden, wenn der Arzt bzw. die Ärztin zwei Fruchthöhlen ausmachen kann. Leider kann es zu diesem frühen Zeitpunkt der Schwangerschaft auch vorkommen, dass ein Mehrling/Zwilling noch abgeht („vanishing twin“).

 

Außerdem kann sich eine Mehrlingsschwangerschaft durch stärkere Schwangerschaftsbeschwerden bemerkbar machen. So ist der HCG-Spiegel, bei einer Mehrlingsschwangerschaft oft höher, als wenn sich nur ein Kind in der Gebärmutter einnistet und Übelkeit und extreme Müdigkeit machen sich bemerkbar.
Auch der Gewichtsverlauf kann sich in einer Mehrlingsschwangerschaft von einer normalen Schwangerschaft unterscheiden. So legen Mehrlingsmamas früher an Gewicht zu und können, wenn in einer normalen Schwangerschaft sich gewichtsmäßig noch kaum etwas verändert (erstes Schwangerschaftsdrittel), schon einige Kilos zugelegt haben.

 

Verlauf und Komplikationen bei Mehrlingsschwangerschaften

 

Mehrlingsschwangerschaften werden generell als Risikoschwangerschaften eingestuft und deshalb enger betreut, als normale Schwangerschaften. Das bedeutet, dass Mehrlingsmamas öfters zur Vorsorge gehen. Bis zur 28. Schwangerschaftswoche sind 14-tägige Vorsorgetermine die Regel, danach wird das Wachstum der Mehrlinge wöchentlich überwacht.

 

Bei eineiigen Zwillingen, die sich einen Mutterkuchen teilen, ist eine engmaschige Überwachung während der Schwangerschaft besonders wichtig. Komplikationen können entstehen, wenn:

 

  • der Anteil des Mutterkuchens ungleich verteilt ist,
  • eine Gefäßverbindung zwischen beiden, möglicherweise ungleich großen Plazentateilen besteht, so dass Blut vom Kreislauf des einen Babys in den des anderen Babys gepumpt wird,
  • die Verteilung des Blutes und damit der Nährstoffe oder auch die Fruchtwassermenge ungleich verteilt ist.

 

In vielen Fällen können diese Komplikationen gut behandelt werden.

 

Eine Mehrlingsschwangerschaft ist für die Mama eine höhere Belastung und hat zur Folge, dass es häufiger zu Schwangerschaftsbeschwerden kommen kann. Die Schwangerschaftsübelkeit mit häufigem Erbrechen zu Beginn der Schwangerschaft trifft Mehrlingsmamas häufiger – aber auch nicht alle Mütter. Wichtig ist, viel zu trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen.

 

Im zweiten Trimester kann es zum Kribbeln in Armen und Beinen kommen („schlafen ein“) und auch Wassereinlagerungen sind möglich. Dagegen hilft es, immer wieder die Beine hochzulegen oder auch mal mit den Armen zu kreisen.
Da Mehrlingsmamas mehr Gewicht zu legen und mit sich herumtragen müssen, wird auch der Rücken mehr belastet. Deswegen sollten besonders Mehrlingsmamas früh damit beginnen, die Rückenmuskulatur zu stärken.


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Im letzten Schwangerschaftsdrittel macht vor allem die Kurzatmigkeit, bzw. die Atemlosigkeit zu schaffen, da die Babys nicht nur Gewicht bringen, sondern auch von unten auf die Lunge drücken.
Außerdem kommen Mehrlingsmamas dann nur noch schwer zur Ruhe, da die Babys im Bauch wenig Platz haben und es vermehrt zu Stößen und Tritten gegen die Bauchdecke kommt. Auch ist es wahrscheinlich, dass die Babys nicht immer gleichzeitig schlafen, so dass in Mamas Bauch immer was los ist.
Wichtig ist, dass sich die werdende Mutter Ruhe und Pausen gönnt, wo immer es geht.

 

Mögliche Komplikationen sind außerdem Präeklamspie (auch Schwangerschaftsvergiftung oder Gestose genannt), Bluthochdruck und Blutungen, sowie vorzeitige Wehen und eine vorzeitige Öffnung des Muttermundes. Deshalb kann es häufiger zu Frühgeburten vor der 37. Woche kommen. Es ist deshalb besonders wichtig, dass Mehrlingsmamas die Geburt frühzeitig planen. Am besten sollte für die Geburt eine Klinik ausgesucht werden, die auch an eine spezialisierte Kinderklinik angeschlossen ist, um eine optimale Versorgung von Mutter und Kindern zu gewährleisten.