Die Herpesviren verursachen nicht nur die bekannten Herpesbläschen auf der Lippe oder im Genitalbereich, sondern auch andere Infektionskrankheiten: Windpocken (Varizellen) und Gürtelrose (Herpes Zoster), die infektiöse Mononukleose (Pfeiffersches Drüsenfieber) und die Zytomegalie. Was man allgemein als "Herpes" bezeichnet, wird vom Herpes-simplex-Virus ausgelöst.

 

Es gibt zwei verschiedene Typen des Herpes-simplex-Virus:

 

Der erste Typ (HSV Typ 1) äußert sich durch schmerzhafte Bläschen ("Fieberbläschen") am Mund (Herpes labialis) und wird über den Bläscheninhalt und Speichel übertragen. Die Herpes-Viren sind hochinfektiös. Enger Hautkontakt, Küssen, Schmusen, gemeinsames Verwenden eines Glases oder Löffels oder Benutzen derselben Zahnbürste und Tröpfcheninfektion (z.B. beim Niesen) führen mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Ansteckung. Sobald die Viren in die Zellen der Haut und Schleimhaut eingedrungen sind, vermehren sie sich stark. Es entwickeln sich kleine Bläschen, die jucken und schmerzen. Die Bläschenflüssigkeit enthält wiederum eine hohe Konzentration von Viren, die weiter übertragen werden können.

Besonders ansteckend ist Herpes, wenn die mit Flüssigkeit gefüllten Bläschen gerade aufplatzen. Nach der akuten Phase trocknen die Bläschen ein und heilen innerhalb von einigen Tagen ab, jedoch bleiben die Viren unbemerkt im Körper. Die meisten Menschen haben sich schon in der Kindheit angesteckt und sind Träger dieses Herpes-simplex-Virus, wissen es jedoch nicht.

 

Faktoren wie Sonnenbaden, Stress, Monatsblutungen und Verletzungen können die Abwehrkräfte des Körpers vermindern, das Virus wieder aktivieren und zu erneuten Symptomen, den Bläschen, führen. Auch in der Schwangerschaft kommt es zu einer Schwächung der körpereigenen Abwehr! Ein neues Fieberbläschen kündigt sich vier bis zwölf Stunden vor dem Auftreten durch starkes Kribbeln und ein Spannungsgefühl an den Lippen an.

 

Für Schwangerschaftsverlauf und Geburt hat der Lippenherpes praktisch keine Bedeutung. Hat die Mutter (oder eine andere enge Kontaktperson) des Neugeborenen gerade einen frischen Schub von Lippenbläschen, muss allerdings ein Mundschutz getragen und auf konsequente Händedesinfektion geachtet werden - vor allem nach dem Auftragen von Salbe auf die Bläschen. Gefährlich werden kann der Lippenherpes für Kinder mit Neurodermitis oder einem geschwächten Immunsystem.

Eine Behandlung ist umso erfolgreicher, je früher sie beginnt. Lippensalbe, die den Wirkstoff Acyclovir enthält, ist auch in der Schwangerschaft unbedenklich. Allerdings hat eine englische Studie jetzt herausgefunden, dass Teebaumöl genauso wirkungsvoll ist. Auch der Wirkstoff der Melisse, als Salbe aufgetragen, soll gut gegen Herpesbläschen wirken.

 

 

Der zweite Typ (HSV Typ 2) wird über die Schleimhäute (Mund und Geschlechtsorgane) übertragen, ist damit also eine sexuell übertragbare Krankheit. Genitalherpes lässt sich an schmerzhaftem Ausschlag und Bläschen im Innen- und Aussenbereich der Scheide erkennen und kann in der Schwangerschaft zu einer Fehlgeburt oder zu einer schweren Erkrankung des Neugeborenen führen.

 

Eine Infektion mit HSV Typ 1 schützt zu einem gewissen Grad vor einer Ansteckung mit dem HSV Typ 2.