In Deutschland hat ungefähr ein Drittel der Bevölkerung eine Fruchtzuckerunverträglichkeit, wobei nicht alle Betroffenen Symptome aufweisen oder diese nicht richtig zugeordnet werden. Oft leiden die Betroffenen jahrelang bevor die Störung der Fruchtzuckerverwertung erkannt wird. Die wunde Punkt dabei ist, dass eine wünschenswerte gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse massive Magen- und Darmprobleme mit sich bringen kann, da hier der Fruchtzucker (ein Einfachzucker) in größeren Mengen vorkommt. Bei Kleinkindern können erste Schwierigkeiten auftreten, wenn die Milchmahlzeiten ersetzt werden und die Flüssigkeitszufuhr in Form von Fruchtsäften bzw. Saftschorlen erfolgt und der Konsum von Obst steigt. Zudem setzt die Lebensmittel-verarbeitende Industrie häufig Fruktose (Fruchtzucker auch Fructose) oder auch Sorbit (= Alkoholische Form von Fruktose; E-Nummer 420) ein, wodurch diese Stoffe in zahlreichen Lebensmitteln, wie z.B. in Süßigkeiten und Fertiggerichten enthalten sind. Die pharmazeutische Industrie verwendet Fruktose als Trägersubstanz für zahlreiche Medikamente.

 

 

 

Ursachen von Fruktosemalabsorption bzw. Fruktoseintoleranz

 

Diese Form der Fruktoseintoleranz ist keine Allergie, da das Immunsystem hier nicht beteiligt ist (keine Antikörper-Bildung). Es liegt eine Störung des Transportsystems "GLUT-5" vor, einem Transporteiweiß, das sich in der Dünndarmwand befindet. Menschen mit Fruktosemalabsorption haben etwas weniger, bzw. weniger aktive Transporter als gesunde Menschen. Dadurch wird der Fruchtzucker nicht ausreichend über die Dünndarmwand aufgenommen und ins Blut transportiert. Der Fruchtzucker, der nicht vom Dünndarm aufgenommen wird, gelangt so in die tieferen, mit Bakterien besiedelten, Dickdarmabschnitte. Die Dickdarmbakterien bauen den Fruchtzucker ab. Dabei entstehen große Mengen an Gasen und kurzkettigen Fettsäuren, die das Einströmen von Wasser in den Darmabschnitt fördern und dadurch vermehrt Darmbewegungen mit den unten genannten Beschwerden hervorrufen. Selbst bei Personen mit normaler Fruchtzuckerverwertung, kann eine überhöhte Zufuhr an Lebensmitteln mit hohem Fruchtzuckergehalt zu Beschwerden führen, da die begrenzte Anzahl an Transportern irgendwann „ausgelastet“ ist.

 

 

Malabsorption oder Intoleranz – Wodurch unterscheiden sie sich?

 

Fruktosemalabsorption bezieht sich auf die verminderte Aufnahme von Fruktose über die Dünndarmschleimhaut. Kommt es zusätzlich zu Beschwerden aufgrund des alternativen Abbaus der Fruktose im Dickdarm, spricht man von Fruktoseintoleranz bzw. von intestinaler (den Darm betreffend) Fruktoseintoleranz.

 

Mögliche Symptome bei einer Fruchtzuckerunverträglichkeit

 

  • Bauchschmerzen
  • Völlegefühl
  • Blähungen
  • Darmkrämpfe, Koliken
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Durchfall
  • Verstopfung
  • Müdigkeit, Konzentrationsschwäche
  • Schwindel, Kopfschmerzen, Schlafstörungen
  • evtl. Stimmungseintrübung, Antriebslosigkeit, Depressionen (bei Fruktosemalabsorption besteht häufig auch eine verminderte Resorption der Aminosäure Tryptophan, was wiederum zu einem Mangel an Serotonin - dem "Glückshormon" führt)
  • gleichzeitig bestehender Folsäure- oder Zinkmangel möglich
  • weitere Intoleranzen wie Laktose- und Histaminintoleranz sind möglich

 

 

Verschiedene Formen der Unverträglichkeit

 

  1. Intestinale (erworbene) Fruktoseintoleranz (IFI), Fruktosemalabsorption:
    Eingeschränkte Fruktoseaufnahme im Dünndarm durch eine verminderte Anzahl an Transporter oder durch schlecht funktionierende Transporter.
    Diese Form der Unverträglichkeit ist am häufigsten verbreitet. Die Verträglichkeit der Fruktosemengen kann unterschiedlich sein.

  2. Sekundäre Fruktoseintoleranz:
    Die Unverträglichkeit besteht aufgrund einer Schädigung der Dünndarmschleimhaut durch andere Erkrankung (z.B. Zöliakie, Morbus Crohn, Infektion im Magen-Darm-Bereich). Nach Regeneration der Schleimhaut normalisiert sich die Verträglichkeit in der Regel wieder. Die Fruktosezufuhr ist wieder in größeren Mengen möglich.

 

 

 

Die Diagnose

 

Bei Verdacht auf Fruktoseintoleranz wird ein oraler Fruchtzuckerbelastungstest durchgeführt. Dafür wird eine bestimmte Menge an Fruchtzucker (20 - 25 g) in 250 ml Wasser gelöst und auf nüchternen Magen getrunken. Anschließend wird in regelmäßigen Abständen eine Atemprobe entnommen. Es wird der Anstieg des Wasserstoffgehaltes in der Atemluft nach Zufuhr von Fruchtzucker nachgewiesen (Wasserstoff (H2) – Atemtest). Beim Abbau des Fruchtzuckers durch die Dickdarmbakterien entsteht Wasserstoff (H2), der über die Blutbahn zur Lunge gelangt und dort abgeatmet wird. Ist der Wasserstoffgehalt zu hoch gilt die Diagnose „Fruktosemalabsorption“ als sicher.

 

Nicht bei allen Menschen mit Fruktosemalabsorption und erhöhten Wasserstoff(H2)-Werten, treten Beschwerden auf. Von der Diagnose „(Intestinale) Fruktoseintoleranz“ wird erst gesprochen, wenn neben erhöhten Wasserstoffwerten auch die oben aufgelisteten Symptome/Beschwerden auftreten.

 

Es gibt jedoch auch Menschen mit Fruktosemalabsorption, bei denen kein erhöhter Wasserstoffgehalt nach einem H2-Atemtest messbar ist, sogenannte Non-Responder. Bei diesen Menschen ist trotz normalen Wasserstoffwerten von einer intestinalen Fruktoseintoleranz auszugehen, wenn nach dem Fruchtzuckerbelastungstest die typischen Symptome auftreten.

 

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

 

In Absprache mit dem behandelnden Kinderarzt sollte zunächst eine fruchtzucker- und sorbitfreie Diät über drei bis vier Wochen eingehalten werden, damit sich der Darm wieder erholen kann. Sobald die Symptome abgeklungen sind, muss anschließend bei jedem betroffenen Kind die individuelle Toleranzgrenze herausgefunden werden, wie viel Fruchtzucker es verzehren kann, um beschwerdefrei zu bleiben. Weiterhin sollte Sorbit unbedingt gemieden werden, da das Transportsystem durch Sorbit blockiert und die Fruktosemalabsorption noch verschlechtert wird. Nutzen Sie die Möglichkeit einer individuellen Ernährungsberatung, mit Hilfe derer Sie herausfinden können, welche Obst- und Gemüsesorten und in welcher Menge wieder vertragen werden. In der Regel ist die Menge an verträglichen Lebensmitteln höher als vor der Diät.

 

 

In welchen Lebensmitteln ist Fruchtzucker?

 

Fruchtzucker ist natürlicher Bestandteil von Früchten und auch einigen Gemüsesorten.

Einen hohen Gehalt an Fruchtzucker haben:

  • Obstsorten, wie Äpfel, Birne, Süßkirsche, Trockenobst, Weintrauben, Wassermelone, Kompotte
  • Fruchtsäfte (v.a. Apfel-, Birnensaft)
  • Gemüsesorten, wie z.B. Kohl-, Lauchgemüse, Zwiebeln, Sauerkraut
  • Honig, Marmelade, zuckerfreie Süßwaren, Inulin, Invertzucker
  • Getränkepulver, Eistee, Cola, Softdrinks
  • Fruktosesirup in Füllungen von beispielsweise Pralinen, Bonbons
  • Zuckeraustauschstoffe Sorbit, Xylit, Mannit, Maltit, Palatinit ("Isomalt") und daraus hergestellte, häufig diätetische oder kalorienreduzierte Produkte (z.B. Diät-Joghurt, -Pudding oder -Konfitüre, Süßstofftabletten, Kaugummis, Süßigkeiten, Milchmixgetränke) oder Diabetikerprodukte.

Diese Produkte sollten deshalb gemieden bzw. nur in kleinen Mengen verzehrt werden.

 

 

 

  • Die Deklaration (Bezeichnung von Lebensmitteln) "Zuckerfrei" bezieht sich nur auf Haushaltszucker (Saccharose). Zuckerfreie Lebensmittel, besonders gesüßte diätetische, enthalten häufig einen höheren Anteil an Fruktose oder Sorbit. Sorbit blockiert zusätzlich das Transportsystem für Fruktose und schränkt somit zudem dessen Aufnahme in die Darmzelle ein.
  • Geeignete Süßungsmittel sind Glukose (Traubenzucker, Dextrose), Malzzucker (Maltose), Reissirup und Haushaltszucker (Saccharose). Milchzucker (Laktose) nur, wenn nicht gleichzeitig eine Laktoseintoleranz vorliegt.
  • Eine gleichzeitige Aufnahme von Glukose mit Fruktose hat sich als vorteilhaft herausgestellt, da die Fruktose dann schneller über den Darm aufgenommen wird. Haushaltszucker (Saccharose) besteht aus Glukose und Fruktose und wird in der Regel gut vertragen.
    → Um die Aufnahme von Fruktose zu verbessern, kann in Ausnahmefällen, z.B. bei einer Geburtstagsfeier, nach dem Verzehr von Apfelsaft zusätzlich so viel Traubenzucker gegessen werden, dass beide Zuckerarten im Verhältnis 1:1 (Glukose:Fruktose) vorliegen. Ein Beispiel: 100 ml Apfelsaft + 5 g Traubenzucker (das entspricht 1 TL). Dies ist aber nur für kleine Mengen zwischen 2 und 5 g Fruktose pro Tag empfehlenswert.
  • Neuere Untersuchungen kommen zu dem Schluss, dass auch Vorsicht geboten ist bei Zuckerarten wie Oligofruktose und Inulin (Früchten, Präbiotika) sowie Stachyose, Raffinose, Verbascose (Hülsenfrüchte, Bohnen, Zwiebel, Lauch) und Lactulose (Abführmittel), da es zu ähnlichen Symptomen kommen kann und die Beschwerden verstärkt werden.
  • Fettreduzierte Lebensmittel sollten nicht gegeben werden, da sich die damit verbundene schnellere Magen-Entleerung und eine schnellere Magen-Darm-Passage der Nährstoffe ungünstig auf die Aufnahme von Fruktose auswirken können. Die obengenannten Symptome sind die Folge.
  • Verschwinden die Symptome bei einer fruktosearmen Ernährung nicht, sollten Sie eine weitere/andere Unverträglichkeit, z.B. Laktoseintoleranz in Betracht ziehen.

 

Darauf sollten Sie achten:

 

  • Die Zutatenliste gibt Auskunft über enthaltene Inhaltsstoffe
  • Prüfen Sie selbst bzw. fragen Sie Ihren Kinder- und Jugendarzt oder Apotheker, ob die Medikamente/Präparate (z.B. Nahrungsergänzungsmittel, Infusionslösungen), die Ihr Kind evtl. einnehmen muss, frei von Fruktose/Sorbit sind.

Hereditäre Fruktoseintoleranz (HFI)

 

Die hereditäre Fruktoseintoleranz ist ebenfalls eine Form der Fruchtzuckerunverträglichkeit. Allerdings liegt bei der primären Fruktoseintoleranz eine erbliche Stoffwechselerkrankung vor, ein sehr seltener angeborener genetischer Enzymdefekt, der schon im Säuglingsalter auftritt. Zur Diagnose wird ein Gentest eingesetzt.
Bei dieser sehr schweren Erkrankung, fehlt den Betroffenen ein Enzym, die Fruktose-1-phosphat-Aldolase (Aldolase B), das für den Fruktoseabbau benötigt wird. Fruktose kann somit zwar über die Zellen der Darmwand aufgenommen werden, wird dort aber aufgrund des Enzymmangels nicht abgebaut und reichert sich somit in Darmwand, Leber und Nieren an, was zur Schädigung dieser Organe führen kann. Daher muss bei dieser Erkrankung ein Leben lang völlig auf Fruktose verzichtet werden.

 

Mögliche Symptome der HFI:

 

•    Erbrechen
•    Vergrößerung der Leber mit späterem Übergang in Zirrhose
•    Eiweißausscheidung über die Nieren (Proteinurie)

 

Die Therapiemöglichkeiten:

 

Die diätetische Therapie besteht in einer streng fruktose- und sorbitfreien lebenslänglichen Ernährungsweise. Hier müssen die entsprechenden Lebensmittel wie bei der Fruktosemalabsorption gemieden werden, nur konsequenter.
 

 


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