Harmlose Hautveränderungen, meist Pigmentstörungen, sind in der Schwangerschaft häufig. Einige ernsthafte Hauterkrankungen treten aber fast ausschließlich in der Schwangerschaft auf. Dies sind so genannten Schwangerschafts-Dermatosen. Allen gemeinsam ist als Hauptsymptom der starke Juckreiz. Bei der Diagnosestellung macht manchmal die Abgrenzung zu einer Hautallergie Probleme.

 

 

Atopische Schwangerschaftsdermatose

Die atopische Schwangerschaftsdermatose ist die mit Abstand häufigste, aber auch harmloseste juckende Hauterkrankung in der Schwangerschaft. Meist sind Frauen betroffen, die früher selbst schon Ekzeme hatten oder in der Familie Atopien (Neigung zu Überempfindlichkeitsreaktionen) aufweisen. Sie beginnt oft schon im ersten Schwangerschaftsdrittel und betrifft vor allem das Gesicht, den Hals, das Decolleté und die Beugeseiten der Arme und Beine. Sorgen um Ihr Kind brauchen Sie sich deshalb aber nicht zu machen: ihm entsteht dadurch kein Schaden.

 

 

Polymorphes Exanthem

Das polymorphe Exanthem, auch als "pruritische urtikarielle Papeln und Plaques" (PUPP) bezeichnet, kommt etwa einmal auf 160 Schwangerschaften vor und ist damit eine sehr häufige Schwangerschaftsdermatose.

Erstgebärende und Frauen mit Mehrlingsschwangerschaften sind stärker gefährdet.

Immer beginnen die Beschwerden in der zweiten Schwangerschaftshälfte. Es bilden sich rötliche, etwas erhabene Flecken aus, die am Bauch beginnen und sich auf Arme, Beine und Rumpf ausbreiten können. Gesicht, Hände und Füsse bleiben immer frei. Die Plaques jucken einige Tage sehr stark, bevor sie sich wieder zurückbilden. Gleichzeitig werden ständig neue Plaques gebildet.

Die Ursache ist bisher nicht genau bekannt. Man vermutet, dass fetale Zellen im mütterlichen Blutkreislauf eine Art Immunabwehr auslösen. Das Wiederauftreten bei einer erneuten Schwangerschaft ist nicht wahrscheinlich. Glücklicherweise stellt die Erkrankung weder für die Schwangere noch für das Ungeborene eine Gefahr dar und heilt nach der Geburt völlig aus.

 

 

Prurigo gestationis (Schwangerschafts-Prurigo)

Der Prurigo gestationis (Schwangerschafts-Prurigo) tritt meist erst nach der 25. SSW auf. Ursache ist ein Anstieg der Gallensäuren im Blut. Die einzelnen rötlichen oder hautfarbenen Knötchen treten vor allem am Bauch und an den Gliedmaßen auf und jucken stark. Werden sie aufgekratzt, können Narben entstehen. Die Beschwerden können durch Vitamin B, UV-Bestrahlung und Einnahme von Ursodesoxycholsäure gemildert werden.

 

 

Schwangerschafts-Pemphigoid

Seltener ist das Schwangerschafts-Pemphigoid, bei der es sich eigentlich um eine Autoimmunerkrankung und keine Infektion handelt. Es tritt fast immer im letzten Schwangerschaftsdrittel auf, breitet sich meist rasch vom Nabel her über den Körper und die Arme aus und zeigt sich in stark juckenden rötlichen Quaddeln, die auch zu richtigen Blasen werden können. Auch die Handflächen und Fußsohlen können betroffen sein.

Beim Neugeborenen können ähnliche Hautveränderungen gefunden werden, die man sich durch die Übertragung von mütterlichen Antikörpern auf das Kind erklärt. Das Pemphigoid heilt zwar wenige Wochen nach der Geburt spontan ab, ein neuer Schub kann aber auch außerhalb einer Schwangerschaft, zum Beispiel durch die Anti-Baby-Pille, ausgelöst werden.

 

 

Impetigo herpetiformis

Die schwerste Form der Schwangerschaftsdermatosen ist die Impetigo herpetiformis. Sie tritt ebenfalls meist im zweiten oder dritten Trimenon auf und kann lebensbedrohlich werden. Zusätzlich zu den sich großflächig ausdehnenden, juckenden Pusteln auf der Haut kommt es zu Schüttelfrost, Brechreiz, Durchfall und unter Umständen zum Herz- oder Nierenversagen.

 

 

Behandlung

Die Behandlung all dieser Hauterkrankungen beginnt mit juckreizstillenden, Kortison-freien Präparaten, z.B. Antihistaminika-haltigen Salben. Feuchte Umschläge und UV-Bestrahlung kann zusätzliche Linderung bringen.

 

Bei Bedarf geht man zusätzlich auf bis zu mittelstarke Kortikoidcremes über. In ganz schweren Fällen darf Cortison auch in Tablettenform verabreicht werden. Corticosteroide sind in der Schwangerschaft nicht verboten! Es gibt viele Asthmatikerinnen, die dieses körpereigene Hormon während der gesamten Schwangerschaft als Spray oder Tabletten einnehmen müssen. In der Spätschwangerschaft wird Kortison sogar bewusst eingesetzt, um bei drohender Frühgeburt die kindliche Lungenreifung anzuregen.

 

Kortison hat allerdings leider den Nachteil, dass es die Bildung von Schwangerschaftsstreifen fördert. Natürlich versucht man trotzdem in der Schwangerschaft, wenn möglich die verträglichsten Kortisontypen und die niedrigsten Dosierungen zu wählen. Prednison oder Prednisolon und moderne Soft-Steroide sind besonders hautverträglich und gehen nicht vollständig über den Mutterkuchen auf das Kind über. Im ersten Drittel der Schwangerschaft sollte allerdings nicht mehr als 30 Prozent der Körperoberfläche täglich eingecremt werden.